Gemeindebücherei feiert Jubiläum:Gigantisches Lesevergnügen

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Vor 50 Jahren hatte sie einen Bestand von tausend Büchern, heute hat die Karlsfelder Gemeindebücherei fast 22 000 Exemplare und digitale Medien im Angebot. Zur Jubiläumsfeier gibt es drei Veranstaltungen

Von Christiane Bracht, Karslfeld

Die Geschichte der Karlsfelder Gemeindebücherei - sie ist zweifellos eine Erfolgsgeschichte. Mit 1000 Büchern startete sie im Juni 1968. Damals wurden die Regale im Keller des neu gebauten Rathauses aufgebaut. Eine Verwaltungsangestellte kümmerte sich nebenbei um die Ausleihe. Um die Lust am Lesen zu fördern, verpflichtete sich die Gemeinde sogar, pro Einwohner mindestens 50 Pfennig für die neue Einrichtung auszugeben. Und so konnten die Karlsfelder anfangs die Bücher kostenlos mit nach Hause nehmen, um darin zu schmökern. Heute, 50 Jahre später, ist das Lesevergnügen nicht mehr ganz so günstig. Zwölf Euro müssen die Nutzer der Bücherei jedes Jahr zahlen, hinzu kommt die Leihgebühr. Doch dafür ist das Sortiment inzwischen gigantisch angewachsen: Fast 22 000 Bücher, CDs, DVDs, Spiele und andere Medien hat die Karlsfelder Bibliothek zu bieten. Für die neue Leiterin der Bücherei, Gabriele Küblböck, ist das Grund genug, das Jubiläum zu feiern - und zwar nicht nur mit Kindern, sondern auch mit Erwachsenen. Natürlich ist das auch eine Möglichkeit auf sich aufmerksam zu machen, denn trotz allen Erfolgs hat die Bücherei es schwer, sich im digitalen Zeitalter zu behaupten. Die Konkurrenz im Internet ist stark, die Besucherzahlen rückläufig.

Drei Veranstaltungen hat Küblböck geplant. Auftakt und zugleich Höhepunkt der Jubiläumsfeier ist der Kabarettabend mit dem Münchner Autor und Komiker Moses Wolff und seinem Freund und Bühnenpartner Christoph Theussl. Unter dem Titel "Sonderbare Scherze und bizarre Anekdoten" präsentieren die beiden an diesem Dienstag, 5. Juni, eine bunte Mischung ihrer selbstverfassten heiteren und satirischen Lieblingstexte und -lieder. Die Vorstellung beginnt um 19 Uhr.

Sie lockt immer wieder mit Lesungen, wie hier mit Carlos Benede. (Foto: Niels Jørgensen)

Am Freitag, 8. Juni, ist ein Kaffeenachmittag geplant. Dort kann man sich mit anderen Lesern austauschen. Für Kinder ist ein Begleitprogramm vorgesehen, damit sie auch Spaß am Jubiläum haben. Das gemütliche Beisammensein beginnt um 14 Uhr.

Für die Kleinen gibt's zudem am Samstag, 9. Juni, noch ein besonderes Schmankerl: Das Klapp-Theater lässt Janoschs Bilderbuch "Das Apfelmännchen" lebendig werden. Das Marionettentheater erzählt diese wunderbare Geschichte über das Wünschen mit eigener Musik und Liedern. Es ist für Kinder von fünf Jahren an gedacht und für die ganze Familie geeignet. Es dauert etwa 50 Minuten und beginnt um 14 Uhr. Der Eintritt für alle Veranstaltungen ist frei. Die Bücherei wünscht jedoch eine vorherige Anmeldung unter Telefon 08131/99-130 oder per E-Mail unter buecherei@karlsfeld.de.

Um noch einmal an die vergangenen 50 Jahre zu erinnern, hat Küblböck auch eine Chronik zusammengestellt mit Bildern und Zeitungsausschnitten, die sie an einer Stellwand in der Bücherei präsentiert. Darauf ist dann beispielsweise zu sehen, dass der frühere Karlsfelder Bürgermeister Bruno Danzer und seine Frau die ersten Mitglieder der Gemeindebücherei waren. Auch wie sich die Zahl der Leser steil nach oben entwickelt hat. 1969 waren es etwa 630, ein Jahr später schon 1000, das war praktisch jeder dritte Haushalt, der einen Ausweis hatte, 1974 nutzten sogar schon fast 2200 Karlsfelder das Angebot - so wie heute.

Von außen wirkt die Karlsfelder Gemeindebücherei recht unscheinbar. (Foto: Niels Jørgensen)

Eigentlich wollte der Regierungspräsident von Oberbayern, dass schon viel früher eine Bücherei in Karlsfeld eingerichtet wird, verrät Küblböck. Bei ihren Recherchen zur Chronik hat sie ein Schreiben aus dem Jahr 1963 gefunden, das die Gemeinde dazu aufforderte. Ab einer gewissen Einwohnerzahl sollten die Kommunen nach Ansicht des damaligen Regierungspräsidenten ihren Bürgern diesen Service bieten. Karlsfeld hatte die Größe erreicht. Doch der Gemeinderat lehnte nach längerer Diskussion ab. Der Grund: Es gab einfach keinen Raum, wo man die Bücher hätte unterbringen können. Und so verwies der Bürgermeister auf die Pfarrbücherei. Erst mit dem Neubau des Rathauses ergab sich die Gelegenheit für eine gemeindliche Bibliothek. 1976 wurde der erste Arbeitsvertrag abgeschlossen, dessen Aufgabenbereich allein die Bücherei umfasste, zuvor lief sie nur nebenbei. Bis 2003 leitete Mathilde Reitberger die Einrichtung mit viel Herzblut. Sie führte erste Medien ein, 1974 waren es noch Videos, später CDs. Außerdem stellte sie 1993 auf EDV-Betrieb um, 1997 wurde die erste Jahresgebühr für Nutzer fällig, und 2002 organisierte Reitberger einen mobilen Büchereidienst für Seniorenheime. Auch die Artothek geht auf ihre Idee zurück. Im Rahmen dieser Einrichtung konnte man aus 60 Werken von Karlsfelder Künstlern Bilder ausleihen für maximal sechs Monate. Zwei Jahre lang (bis 2003) lief das Projekt, dann beendete es die neue Leiterin Brigitte Speer. Auch sie verschloss sich Neuerungen nicht, lockte von 2004 an Kinder zu Vorlesestunden, führte 2013 die Onleihe ein und organisierte vor vier Jahren den Umzug in die neuen Räume am Marktplatz.

Vor einem Dreivierteljahr hat Gabriele Küblböck die Leitung übernommen. Sie hat nun Konsolenspiele für die Playstation eingeführt und kämpft gegen sinkende Besucherzahlen (minus 14 Prozent) und Entleihungen (minus 4,5 Prozent). Sie will nun die Zusammenarbeit mit den Volkshochschulen forcieren, mehr Angebote für Kinder und Jugendliche schaffen und die Bücherei außen besser kenntlich machen.

© SZ vom 05.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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