Freising /Dachau:"Da ist viel Show dahinter"

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Der Himmel an einem sonnigen Tag über Dachau: Kirchturm der Stadtpfarrkirche Sankt Jakob mit Verkehrsflugzeug im Landeanflug. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Dachauer Anton Speierl erwartet sich vom Gespräch mit Seehofer längst nicht so viel wie andere Startbahngegner

Nach den ersten drei Gesprächsrunden, die Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) in Sachen dritte Startbahn mit Bundestagsabgeordneten in Berlin und der Stadt München geführt hat, zeigt sich der Landtagsabgeordnete Christian Magerl (Grüne) optimistisch: "Vielleicht können wir heuer noch ein großes Fest feiern", sagte er bei einer Mitgliederversammlung von "Aufgemuckt". Seehofer habe sich sehr offen gegeben, sei bestens informiert gewesen, auch über neue ICE-Linien und neue Flughäfen, und er habe sich viel Zeit genommen. "Wir haben gute Chancen, in diesem Herbst einen Teildurchbruch, vielleicht sogar einen Durchbruch zu erzielen", sagte Magerl.

Einzelheiten wollte oder konnte er nicht erläutern, es sei eine gewisse Vertraulichkeit vereinbart worden. Verraten könne er nur so viel, dass Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) Seehofer noch einmal klar gemacht habe, dass die Stadt München derzeit keinen Anlass sehe, am Bürgerentscheid von 2012 zu rütteln.

Für Dienstag, 29. September, sind nun die Vertreter von Aufgemuckt, Plane Stupid und der Schutzgemeinschaft um 17 Uhr in die Staatskanzlei eingeladen, wie Aufgemuckt-Sprecher Hartmut Binner bekannt gab. Am 1. Oktober wolle sich Seehofer die Argumente der Landtagsfraktion der Grünen anhören, ergänzte Magerl.

Anton Speierl, Sprecher von Aufgemuckt im Landkreis Dachau, setzt keine großen Erwartungen in das Treffen mit dem Ministerpräsidenten. Er habe Horst Seehofer in Gesprächen immer als sehr offen erlebt, herausgekommen sei so gut wie nichts. "Da ist viel Show dahinter." Speierl wundert sich, warum Seehofer nun auf einmal so eine Eile an den Tag legt, um mit den Startbahngegnern zu sprechen. Wenn er den Ausbau des Flughafens durchsetzen wolle, müsse er erst einmal die Stadt München überzeugen. Die Argumente der Startbahngegner sollte der bayerische Ministerpräsident inzwischen ja schon zu Genüge kennen.

In nichtöffentlicher Sitzung haben die Mitglieder von Aufgemuckt am Donnerstag dennoch beschlossen, die Einladung Seehofers in die Staatskanzlei anzunehmen. Allerdings erwarten sie vor diesem Gespräch "eine verbindliche schriftliche Zusage" zu einem "zeitnahen, zusätzlichen Gesprächstermin vor Ort in Attaching". Auf den Besuch Seehofers in Attaching, dem Freisinger Stadtteil mit der stärksten Betroffenheit, lege der Sprecherrat "größten Wert", heißt es in einem Schreiben von Aufgemuckt an den Ministerpräsidenten. Denn nur dort "können Sie sich ein Bild von den Auswirkungen einer dritten Startbahn auf die betroffenen Menschen und die Natur machen".

Gleichwohl geht der Widerstand gegen den Bau der Startbahn mit einer Reihe von Aktionen weiter. So wird in den nächsten Tagen ein neuer "Faktencheck" fertig gestellt, mit dem die Argumente der Flughafen GmbH widerlegt werden sollen, wie AK-Sprecherin Helga Stieglmeier sagte. Der Flyer werde an alle Abgeordneten verschickt. Thema sei diesmal die Wirtschaft. Dargestellt werden soll dabei, dass der Bau einer dritten Startbahn eine politische Fehlentscheidung wäre.

Reagiert hat Aufgemuckt mittlerweile auch auf die Internetseite der Flughafen GmbH www.gutfuerbayern.de, auf der die Notwendigkeit einer dritten Startbahn begründet wird. Die Gegenoffensive von Aufgemuckt lautet besserfuerbayern.de - hier werden alle Argumente gegen eine dritte Startbahn aufgeführt.

© SZ vom 19.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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