Dachau:Festakt zu 70 Jahren CSU

Lesezeit: 2 min

Am 6. Januar 1946 wurde die Dachauer CSU beim Burgmeier in Etzenhausen gegründet. Das Jubiläum am historischen Ort wird von aktuellen Zerwürfnissen überschattet.

Von Sebastian Jannasch, Dachau

Das Dreikönigsfest ist bei der CSU traditionell kein Tag für Besinnlichkeit, sondern für den kraftmeierischen Jahresauftakt. Während die Landesgruppe in Wildbad Kreuth alljährlich die Republik mit meist schrillen Tönen aus der Feiertagsträgheit reißt, machte dieses Jahr auch die Dachauer CSU an einem symbolischen Ort von sich reden. Gefeiert wurde am Mittwoch beim Weißwurstfrühstück im Gasthaus Burgmeier, dass vor genau 70 Jahren, am 6. Januar 1946, an diesem Ort die Dachauer CSU gegründet wurde - als einer der ersten Ortsverbände in ganz Bayern. "Unser Wunsch ist, dass es für CSU die nächsten 70 Jahre ähnlich erfolgreich weitergeht", sagte der Ortsvorsitzende Tobias Stephan. In den vergangenen Jahrzehnten habe die CSU einen wesentlichen Beitrag dafür geleistet, dass Dachau nun eine "prosperierende Stadt" sei.

Auch die "gesunde Streitkultur" in der Partei solle erhalten bleiben und würde den Zusammenhalt der Dachauer CSU nicht gefährden, sagte Stephan. Wer wollte, konnte das als eine Anspielung auf die Vorgänge verstehen, die sich derzeit in der Stadtratsfraktion abspielen. Denn Gesprächsthema unter den anwesenden Stadträten und der CSU-Führung im Landkreis war neben dem feierlichen Anlass auch der Rückzug von Wolfgang Moll aus der CSU-Stadtratsfraktion. Dieses wenig erfreuliche Geburtstagsgeschenk mag einigen CSU-Mitgliedern dann auch die Lust genommen haben, an der Feierlichkeit teilzunehmen. Jedenfalls fehlten bei der Jubiläumsfeier wichtige Teile der Stadtratsfraktion, darunter ihr Vorsitzender Dominik Härtl sowie die stellvertretende Bürgermeisterin Gertrud Schmidt-Podolsky.

Gründungsvater Josef Schwalber

Hauptredner war der Historiker Wilhelm Liebhart, der an der Hochschule Augsburg lehrt. In seinem Vortrag versetzte der aus Altomünster stammende Liebhart die Gäste zurück in die Zeit unmittelbar nach dem Krieg und erläuterte, wie es zur Gründung der Dachauer CSU kam. Als Gründungsvater gilt der Rechtsanwalt Josef Schwalber, der 1945 von den Amerikanern zum Dachauer Bürgermeister ernannt wurde. Nachdem er zunächst vergeblich versucht hatte, die vor dem Krieg bestehende Bayerische Volkspartei neu zu schaffen, gründete er den Bayerischen Volksbund (BVB) mit dem Ziel, eine heimatverbundene, nicht-kommunistische Partei den Wiederaufbau Bayerns mitgestalten zu lassen. Dies war "die Keimzelle der Dachauer CSU", erklärte Liebhart. Denn durch die Parteigründung kam Schwalber in Kontakt mit den Münchner CSU-Gründern um Josef Müller. Nachdem im Oktober 1945 in München offiziell die CSU gegründet wurde, entschied der Dachauer BVB am 6. Januar 1946 im Gasthaus Burgmeier in Etzenhausen, fortan den Untertitel Christlich-Soziale Union zu führen. Somit war die Dachauer CSU aus der Taufe gehoben.

Der CSU-Ortsvorsitzende Tobias Stephan sieht Parallelen zwischen den Herausforderungen, vor denen die Parteien nach dem Krieg und nun 70 Jahre später stehen. "Damals wie heute wieder, gilt es, Flüchtlinge zu integrieren und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen." Nach dem turbulenten Start ins neue Jahr, wartet nun also wieder die politische Arbeit.

© SZ vom 07.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: