Ferienprogramme:Abenteuer daheim

Lesezeit: 3 min

Der Besuch bei der Feuerwehr oder das Zeltlager mit Nachtwanderung: Die Ferienprogramme im Landkreis Dachau erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit.

Rudi Kanamüller

Werden die Ferienangebote der Städte und Gemeinden immer mehr eine Frage des Geldbeutels? Christine Wörthmann, zuständig bei der Stadt Dachau für die Belange der Jugendarbeit, mag diesen Zusammenhang nicht grundsätzlich ausschließen. "Ich habe den Eindruck, dass das Geld schon eine gewisse Rolle spielt." Die Jugendpädagogen in Karlsfeld, Bergkirchen und Odelzhausen machen aber gegenteilige Erfahrungen: Die Höhe des Preises für eine Freizeit-Veranstaltung spielt demnach keine Rolle, wenn sie bereits im Vorfeld von den Jugendlichen gewünscht worden ist. Aber die Stadt Dachau verzeichnet bei ihrem Ferienprogramm für 2012 einen kleinen Rückgang - und das liegt womöglich auch am Geld.

Ich baue in den Ferien ein Flugzeug: Der achtjährige Timur streicht auf dem Gelände des Jugendzentrums Dachau-Ost sein Werk mit gelber Farbe an. (Foto: DAH)

Christine Wörthmann, Leiterin der Jugendabteilung der Stadt, spricht von einem deutlich spürbaren Rückgang der Teilnehmerzahlen bei Tagesausflügen und Aktivitäten, für die ein Beitrag von zehn Euro und mehr bezahlt werden muss. Eltern oder Erziehungsberechtigte, die nicht so gut gestellt seien, können jedoch einen finanziellen Zuschuss beantragen. Einen weiteren möglichen Grund für den Rückgang der Teilnehmerzahlen sieht Wörthmann darin, dass die Gemeinden des Landkreises inzwischen selbst umfangreiche Freizeitangebote anbieten. Aus den Landkreisgemeinden kamen früher deutlich mehr Kinder und Jugendliche, die an den städtischen Freizeitangebote interessiert waren. Viele davon verbringen laut Wörthmann jetzt ihre Ferien im örtlichen Hort oder in der Schule. Etwa 1000 Teilnehmer hat das städtische Ferienprogramm, das in Kooperation mit städtischen Vereinen organisiert wird. Etwa 50 000 Euro lässt sich die Stadt Dachau das Programm kosten, sagt Kämmerer Thomas Ernst. In dieser Summe sind auch die Kosten für Personal und Fahrzeuge enthalten. Die Einnahmen aus Gebühren belaufen sich, so der Kämmerer, etwa auf rund 10 000 Euro.

In etwa gleichbleibende Teilnehmerzahlen" registriert der Bereichsleiter für die Kinder- und Jugendarbeit in der Gemeinde Karlsfeld, Max Haberl, beim Ferienprogramm "Mini Karlsfeld". Haberl sagt, er könne in Karlsfeld keinen Zusammenhang zwischen Teilnehmerzahl und Gebührenhöhe für einzelne Veranstaltungen feststellen. Das liege daran, dass die Kosten in Karlsfeld ohnehin sehr günstig seien. "Unsere Angebote kosten zwischen zwei und fünf Euro", sagt Haberl. Es sei normal, dass einzelne Freizeitangebote weniger, andere dagegen gut angenommen würden. Tendenziell aber sei es ein gutes Jahr, sagt Haberl. Insgesamt lässt sich die Gemeinde Karlsfeld das Ferienprogramm, das von Kindern von sechs Jahren an besucht werden kann, rund 8000 Euro kosten.

10. Jubiläum feiert in diesem Jahr das Ferienprogramm der Gemeinde Bergkirchen. Generell, sagt die Gemeinde-Jugendpflegerin Sonja Rathgeb, sind die Veranstaltungen gut gebucht. Das treffe auch auf teurere zu, etwa Ausflüge zu Freizeitparks. Die Jugendlichen wünschten solche Angebote ausdrücklich. Nach wie vor ein Renner ist der Besuch bei der Feuerwehr. Dafür hat Sonja Rathgeb in der Schule geworben. Und der Erfolg gibt ihr recht. Überhaupt, so sagt sie, sei das vergangene Jahr mit rund 600 Anmeldungen ein Ausnahmejahr gewesen. Heuer sind es etwas weniger: 500 Kinder und Jugendliche verbringen ihre Freizeit mit dem örtlichen Ferienprogramm. Die Auslobung eines Ferientaschengeldes von 50 Euro habe keine Auswirkungen auf die Anmeldungen gehabt. "Das war unerheblich", sagt Sonja Rathgeb. Gewonnen hat das Taschengeld der fünfjährige Florian Müller. Sein drei Jahre älterer Bruder hat 2011 auch schon am Ferienprogramm teilgenommen.

Eine "Tendenz nach oben" stellt Ramona Kitzinger, die Gemeinde-Jugendpflegerin der Verwaltungsgemeinschaft Odelzhausen, fest. "Wir sind wie 2011 gut gebucht." Der Preis spiele keine Rolle, sagt sie. Viele dieser Veranstaltungen seien ja von den Jugendlichen im Vorfeld des Ferienprogramms gewünscht worden. In den Gemeinden Haimhausen, Röhrmoos, Petershausen, Hebertshausen, Fahrenzhausen, Markt Indersdorf und Altomünster organisiert ein Zweckverband das Ferienprogramm. Die Teilnehmerzahlen sind stabil. Die Programme sind so ausgelegt, dass auch Kinder, deren Elternberufstätig sind, teilnehmen können - also von 8 bis 17 Uhr. Mit im Programm sind Tagesausflüge zum Beispiel ins Legoland (38 Euro) nach Günzburg oder nach Berchtesgaden ins Salzbergwerk oder Workshoptage, bei denen Spiele vorbereitet werden. Der Preis spielt offenbar keine große Rolle. Der Klassiker bleibt aber nach wie vor das Zeltlager, sagt Franziska Breuninger vom Zweckverband. Wie gut das Angebot angenommen werde, habe man kürzlich erst gesehen. 50 Kinder kamen zur neuen, ganztägigen Waldaktion mit Nachtwanderung. "Die Nachfrage war enorm", sagt Breuninger.

© SZ vom 09.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: