Feier am Sonntag:Jessas, Pop-Art!

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Walter Gaudneks Arbeiten greifen auch religiöse Themen auf. (Foto: Niels P. Joergensen)

Der Maler Walter Gaudnek lädt in sein Museum nach Altomünster ein. Zu feiern gibt es nicht nur seinen 87. Geburtstag

Von Dorothea Friedrich, Altomünster

Wann wird schon mal eine Küche zum Ausstellungsraum für Kunst? Zum Beispiel wenn der Maler Walter Gaudnek mit einer Präsentation seiner jüngsten Werke Geburtstag feiert. Das war am vergangenen Sonntag der Fall. Und zwar nicht in Kalifornien, wo Gaudnek seit vielen Jahren lebt und als Kunstprofessor lehrt, sondern in der Marktgemeinde Altomünster. In der Sandizellergasse hat der "rebel artist", wie er sich selbst nennt, den größten Teil seines Wohnhauses ins Gaudnek Europa Museum umfunktioniert. Wer es einmal besucht hat, weiß, dass man dort vor lauter Kunst Wände und Boden nicht mehr sieht. Und so durfte der mittlerweile 87-Jährige seinen vielen Gästen, darunter der CSU-Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath, Landrat Stefan Löwl, Altlandrat Hansjörg Christmann und Altomünsters Bürgermeister Anton Kerle, im kreativen Küchen-Chaos erst einmal gut gelaunt den Weg zu seiner Adaption von "Schwarze Löcher" und zu überdimensionalen Kreuzen im Gaudnek-typischen Pop-Art-Stil zeigen. Symbolträchtiger und aktueller hätten diese Arbeiten nicht sein können. "Söder fängt mit Kreuzen an - und Gaudnek macht einen neuen Wirtschaftszweig draus", witzelte ein Besucher. Wobei sich Gaudneks farbgewaltige Bilder in so mancher bayerischen Amtsstube produktivitätsfördernder ausnehmen würden als die eine oder andere triste Schnitzerei aus Massenproduktion. Wer da in ein "schwarzes Loch" fallen könnte, erwies sich gleichfalls als Gegenstand vieler mehr oder weniger ernst gemeinter Spekulationen, auch wenn Gaudnek keine gefräßigen Monster geschaffen hat, die sich irgendwo in den unendlichen Weiten des Weltalls verstecken. Seine kleinformatigen Arbeiten entwickeln eine spezielle Sogkraft, sind eine Aufforderung, den eigenen Verstand und Durchblick zu trainieren. Eigentlich schade, dass sie gegenüber den schwarzen Kreuzen auf allerbuntestem Grund so in den Hintergrund treten.

Doch Gaudnek ist qua Überzeugung auf die Verbindung von Religion und Pop-Art abonniert. Das ist sein "Alleinstellungsmerkmal", wie es im Marketing-Sprech so hübsch heißt. "Geht das zusammen?", fragte der Eichstätter Domkapitular Christoph Kühn in seiner Laudatio. Schließlich scheine die "Jahrhunderte alte starke Symbiose von Religion und Kunst" verloren gegangen zu sein. Das "Narrativ der religiösen Bilderwelten" finde sich jedoch in Gaudneks Werken immer wieder. Weshalb dessen Zyklus "Die zehn Gebote" heute im Kulturzentrum Felix Varela in Kubas Hauptstadt Havanna zu sehen ist - gestiftet von der Diözese Eichstätt. Mag sein, dass Havanna für Gaudnek so auch noch "eine seiner Heimaten" wird, wie Landrat Löwl sagte. Doch in der allernächsten Zukunft ist das Altomünster. Dort feiert er am kommenden Sonntag, 8. Juli, von 15 Uhr an mit einem "Off Beat Treff" in seinem Museum "mit allen Interessierten", wie es in der Ankündigung heißt, dass er mit dem internationalen Kunstpreis Giulio Cesare ausgezeichnet worden ist.

Das Gaudnek Europa Museum hat keine festen Öffnungszeiten. Führungen für Gruppen sind nach Voranmeldung (Telefon 08254 / 95 43 oder Fax 08254 / 439) möglich.

© SZ vom 05.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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