Exotische Colliers:Schrille Schmuckstücke designed in Dachau

Lesezeit: 3 min

Nicole Hayduga spricht mit ihren Collierideen viele Prominente an. Sie tragen die exotischen Eyecatcher gerne, wenn sie über den roten Teppich laufen

Von Jana Rick, Dachau

Was macht man, wenn man keinem Trend folgen möchte? Man setzt ihn selbst. So oder ähnlich begann die Karriere von Schmuckdesignerin Nicole Hayduga. Die gebürtige Dachauerin gründete 2011 ihr eigenes Label und stellt seitdem handgefertigte Colliers her. Die Idee dazu kam "aus der Bauchlaune raus", sagt sie.

Heute tragen bekannte Promis in der Glamourwelt ihre Colliers über den roten Teppich, und Nicole Hayduga ist ein Name in der Modewelt, der für Einzigartigkeit steht. Doch wie die Dachauerin zu diesem Erfolg kam, darüber sagt sie wenig. Sie betont nur, dass der Weg dorthin nicht leicht war, sie habe viele "Ups and Downs" gehabt. "Bis man einen Namen hat, braucht man einen langen Atem", sagt sie. Eine Freundin, die als Model arbeite, habe ihre ersten Colliers auf dem Laufsteg getragen, dann habe sich ihr Label nach und nach durch Mundpropaganda herumgesprochen. Einen Durchbruch von heute auf morgen habe es nicht gegeben, "es waren viele kleine Schritte", so Hayduga. Model Giulia Siegel war die erste prominente Kundschaft, die sich ein Collier NH um den Hals legte, bald folgten ihr andere Stars und Sternchen. Fragt man, welche Münchner Prominente Haydugas Schmuck tragen, kommt prompt die Antwort: "Alle!" Sie zählt auf: Barbara Meier, Alena Gerber.

"Jedes Collier ist einmalig"

Besucht man die Designerin in Dachau in ihrem "Showroom", der gleichzeitig ihr Wohnzimmer ist, so bekommt man einen Eindruck von ihrer Arbeit: Im modern eingerichteten Raum ziehen weder der riesige Flachbildschirm, noch das Totenkopfbild über dem Sofa die Aufmerksamkeit auf sich. Der "Eyecatcher", wie Hayduga es selbst nennen würde, ist die große Glasvitrine von Decke bis Boden, die ihre Schätze zeigt: Pompöse Colliers in vielen verschiedenen Farben, Größen und Formen glänzen im Scheinwerferlicht um die Wette. Erst bei genauerem Betrachten erkennt man die besonderen und unverwechselbaren Details. "Jedes Collier ist einmalig", sagt die Designerin und öffnet stolz die Vitrine. Ein Collier besteht aus schwarzen Blumen, ein anderes aus Schlüsseln, ein nächstes aus bunten Perlen, das daneben aus Bierverschlüssen. "Von lieblich bis rockig ist alles dabei. Jede Frau findet hier etwas, das zu ihr passt", verspricht Nicole Hayduga, die natürlich selbst eines um den Hals trägt. Ihre Halsketten sichern auf jeden Fall eines: Aufmerksamkeit. Selbst wenn sie mit einer schlichten Jeans und T-Shirt kombiniert werden.

Die Inspiration für die Schmuckstücke holt sich die Designerin aus ihrem Alltag. Hinter jedem Teil steckt ein persönliches Erlebnis. Positiv wie negativ. So gibt es ein "tragisches" Collier in der Vitrine: Es besteht aus schwarzen Federn, Lavasteinen und Zigaretten. "Ich habe dabei an meinen Lieblingsonkel gedacht, der an Lungenkrebs erkrankt ist." Nun versteht man, was die Designerin meint, wenn sie sagt: "Ich verkaufe ein Stück weit Emotionen."

"Ich war eine verdammt coole Socke zwischen den ganzen Nerds"

Über ihre Schmuckstücke redet sie gerne und viel, doch von ihrem privaten Leben gibt Hayduga wenig Preis. "Ich war Schauspielerin, Miss Bayern, Model", zählt sie wie nebenbei auf. Auch als Schachspielerin war sie im Teenageralter in Dachau erfolgreich. "Ich war eine verdammt coole Socke zwischen den ganzen Nerds", erzählt sie lachend. Nach der Schule habe sie eine Ausbildung zur Bautechnikerin angestrebt, wo auch der Ursprung zu ihrer Kreativität liege. Doch möchte man mit ihr über ihre Vergangenheit sprechen, so weicht sie aus: "Das ist ewig her und heute weiß es niemand mehr." Heute gehe es ihr ausschließlich um ihren Schmuck.

1 / 4
(Foto: Niels P. Joergensen)

Ob mit großen Klunkern, Federn oder Schlüsseln - Nicole Haydugas Colliers...

2 / 4
(Foto: Niels P. Joergensen)

...sind mal rockig,...

3 / 4
(Foto: Niels P. Joergensen)

...mal lieblich.

4 / 4
(Foto: Niels P. Joergensen)

In ihrem Wohnzimmer hat sie ihre Schmuckstücke ausgestellt. Dort kann sich die Kundschaft umschauen.

Ein Jahr lang verkaufte Hayduga ihren Schmuck in einem eigenen Geschäft in der Altstadt Dachaus. "Das Geschäft war eine tolle Erfahrung und ich wurde schnell von den Leuten angenommen. Ich bin zwar ein wenig exotisch, aber wenn man dann sagt, man kommt aus Dachau, dann kommt man bei den Kunden gut an", sagt Hayduga. Exotisch ist vielleicht das richtige Wort, um die Designerin zu beschreiben, doch welcher langweiliger Designer schafft es schon an die Spitze? Vielleicht liegt es an ihrer Zielstrebigkeit und Selbstständigkeit, oder an ihrer selbstbewussten Ausstrahlung. Hayduga spricht von einer "Nicole-one-woman-show", denn sie stellt alles selbst auf die Beine: die Produktion, die Homepage, die Kundentermine, die Termine mit den Fotografen. Nur eine Sache könne sie nicht: schreiben. Dafür holte sie sich eine junge PR-Managerin.

Und wie geht sie mit der Konkurrenz um? "Die gibt's nicht", sagt sie lachend. "Eine Kette fädeln können viele, aber ein Collier bauen nicht. Das hebt mich von den anderen ab." Im übrigen mache sie keine Klassiker. Ihre Schmuckstücke haben einen besonderen Wiedererkennungswert, "auch Männer sehen das", sagt sie. Beim Wert der Colliers - die Preise reichen von 300 bis 600 Euro - spielt keineswegs das Material die entscheidende Rolle. Vielmehr ist es die Verarbeitung, die den Preis ausmacht. Hayduga hat eine eigene Flechttechnik entwickelt, mit der sie Perlen mit allem anderen, was ihr so in die Finger kommt, verknüpft.

Auch mit Schlüsseln arbeitet die Schmuckdesignerin Nicole Hayduga. (Foto: Niels P. Joergensen)

Die Schöpferin bezeichnet die opulenten Colliers als "kleine Kunstgegenstände". Einige ihrer Kunden würden sie nicht um den Hals tragen, sondern ihr Wohnzimmer damit dekorieren. Zurückgeschickt wurde bis jetzt noch kein einziges, sagt Hayduga. Sie bekomme ausnahmslos begeisterte Rückmeldungen. Ein Mann habe aber auch schon mal augenzwinkernd angemerkt: "Damit könnte ich meine Frau erschlagen." Eine andere Kundin sah ein Collier als "Nackentrainingsgerät."

© SZ vom 08.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: