Erdweg:Langengern in Aufruhr

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Die Anlieger der historischen Römerstraße wehren sich gegen die hohe Eigenbeteiligung an der Sanierung der Fahrbahn

Von Benjamin Emonts, Erdweg

Das beschauliche Langengern liegt idyllisch zwischen Wiesen und Feldern an einer historischen Römerstraße, die von Augsburg nach Passau führt. Ein Gasthaus aus dem 15. Jahrhundert, einige Gewerbebetriebe und Wohnhäuser säumen die Straße. Als Gesprächsthema eignete sich das 55-Seelen-Örtchen in der Vergangenheit kaum. Nun aber, da die Langengerner seit geraumer Zeit gegen die umstrittenen Straßenausbaubeiträge protestieren, blickt der ganze Landkreis auf den Weiler. Anderswo haben die Bürger Angst, dass sie dasselbe Schicksal wie die Langengerner ereilen könnte. Für die vollzogene Sanierung ihrer Ortsdurchfahrtsstraße werden die 25 Anlieger von der Gemeinde wohl schon bald kräftig zur Kasse gebeten. Eine Familie mit einem kleinen bäuerlichen Anwesen muss - Stand jetzt - ungefähr 50 000 Euro bezahlen.

Erdwegs Bürgermeister Georg Osterauer (Freie Wähler) musste sich bei einer Ortsbegehung im vergangenen August einiges anhören von erbosten, teils auch verzweifelten Bürgern. Er gab sich kleinlaut. "Ich muss mir alles nochmals genau anschauen", so versprach er und fuhr auf seinem Fahrrad davon. Knapp vier Monate später ist die Wut der Langengerner nicht abgeklungen. Im Gegenteil. Nachdem im Gemeinderat kürzlich Martin Schwarz von der Kommunalaufsicht des Dachauer Landratsamts über Straßenausbaubeiträge referierte, ist die Ernüchterung noch größer. Denn um die immensen Beiträge kommen die Langengerner nicht herum, so ließ Schwarz durchblicken. Die Kommunen hätten eine Einnahmepflicht, sprich: Sie müssen die Beiträge erheben.

Kampflos aufgeben wollen die Langengerner aber nicht. "Wir werden uns im Frühjahr rechtlich beraten lassen", sagt der selbst betroffene Gemeinderat Helmut Steiner. "Falls eine Erfolgschance besteht, reichen wir eine Sammelklage ein." In Langengern halten sie die Beitragsforderungen schlicht für zu hoch. Ihrer Ansicht nach ist die Straße, um die es geht, eine Hauptverkehrsstraße. Wäre dies der Fall, müssten die Anlieger 20 Prozent der gesamten Sanierungskosten stemmen. Das Landratsamt Dachau und die Gemeinde Erdweg aber vertreten die Auffassung, dass es sich um eine sogenannte Haupterschließungsstraße handelt. Für eine solche müssten die Bürger einen Anteil von 40 Prozent tragen.

Die Langengerner behaupten, dass zu einem großen Teil Auswärtige die Straße befahren, um in den Nachbarlandkreis Aichach-Friedberg oder zurück zu gelangen. Der Ortsdurchgangsverkehr sei weitaus größer als der Anliegerverkehr, sagt Gemeinderat Steiner. Bei einer Verkehrsbeobachtung habe man 900 Autos pro Tag gezählt, welche die Ortschaft passieren. Martin Schwarz vom Dachauer Landratsamt erklärte im Erdweger Gemeinderat, dass nicht die Zahl der Fahrzeuge entscheidend sei, sondern die Bedeutung der Straße für das Gesamtverkehrsnetz der Gemeinde. Erdwegs Bürgermeister Georg Osterauer sagt: "Die Straße hat keine große Bedeutung für das Straßennetz der Gemeinde." Er stehe daher fest, dass die Straße als Haupterschließungsstraße gewertet wird. Die Beteiligung der Anlieger bliebe damit bei 40 Prozent. Osterauer sagt, ihm bleibe keine andere Wahl. Er sei durch das Landratsamt dazu angehalten, die Straßenausbaubeiträge zu erheben.

"Wir als Anlieger sehen das nicht ein", sagt Gemeinderat Steiner über die Beitragshöhe. Von Osterauers Vorgänger, Altbürgermeister Michael Reindl, seien sie falsch informiert worden, bevor die Sanierung 2011 beschlossen wurde. Reindl habe den Bürgern eine Beteiligung von 20 Prozent in Aussicht gestellt. Zudem habe er zum Ausbau samt Gehweg geraten, weil höhere staatliche Zuschüsse zu erwarten seien. Die Vorhersage ist zwar eingetroffen. Die staatlichen Zuschüsse aber wurden nur vom Anteil der Gemeinde abgezogen. Am 17. Januar behandelt der Gemeinderat das Thema. Der Ausgang scheint aber vorhersehbar.

© SZ vom 05.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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