MD-Gelände:Thementisch legt Denkschrift vor

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Umweltschützer misstrauen der Stadt und Herbert R. Ullmann.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Die Diskussion um das MD-Gelände ist nicht nur emotional, sie ist auch von jeher persönlich. Das zeigt sich nun auch an einer Denkschrift des ehemaligen Thementischs "Umwelt-Natur-Energie". In dem vierseitigen Schreiben, das die Gruppe dem Oberbürgermeister, den Stadträten und der Stadtverwaltung vorlegt, erklärt sie offen ihr Misstrauen gegenüber der Dachau Entwicklungsgesellschaft (DEG) in der Person ihres Geschäftsführers Herbert R. Ullmann. Mit der DEG könne "die viel beschworene Planungshoheit der Stadt nicht glaubhaft wahrgenommen werden", heißt es in der Denkschrift. Und weiter: "Solange die DEG auf dem MD-Areal das Sagen hat, hat die Stadt das Nachsehen." Der Entwurf sei ein "Beispiel für verdichtetes und fantasieloses Bauen mit langweiligen Abstandsflächen". Die Stadt solle das Areal selbst ankaufen und "behutsam" entwickeln. Verbunden mit der Kritik an Ullmann sei aber auch eine "Kritik an der Stadt, die nicht eigenständig reagiert", erklärt Peter Heller, der Sprecher der elf Mitglieder zählenden Gruppe.

Diese lehnt den in der Bürgerbeteiligung diskutierten Entwurf für das neue Mühlbachviertel grundsätzlich ab. Sie möchte kein weiteres Wohnviertel in Dachau, stattdessen die Ausweitung des Grünzugs am Mühlbach, wie er unterhalb der Stadt bereits begonnen wurde. Dies hatte der Thementisch bereits in seinen Entwicklungszielen 2010 formuliert. Das Leitbild Grün-Blau von 2008 für die Entwicklung des innerstädtischen Freiraums sei im Entwurf nicht berücksichtigt, sagt Heller.

Landschaftsarchitektin Stefanie Lottspeich vom Büro Lohrer Hochrein, das einen Entwurf für die Grünplanung im Areal vorgelegt hat, hatte dies auf der Auftaktveranstaltung zur laufenden Bürgerbeteiligung erklärt. Für Heller ist das "eine Irreführung der Öffentlichkeit". Der Mühlbach werde im Entwurf der Wettbewerbsgewinner Trojan, Trojan und Partner zwar geöffnet, verlaufe jedoch in einer "Betonrinne". Das grüne Band, das im Plan von Süd nach Nord durch das Gelände führt, sei kein "Grünzug", sondern allenfalls "Begleitgrün", erklärt Heller, zugleich Vorsitzender der Ortsgruppe im Bund Naturschutz. Der schmale grüne Streifen westlich der Bahngleise, auf dem Magerrasen angelegt werden soll, ist laut Denkschrift "sinnlos und ökologisch wertlos".

Auch gegen den Wohnungsbau argumentiert die Gruppe mit Umweltschutzgründen. Damit werde Dachau noch mehr zur Wohnstadt von Menschen, die in München arbeiten. Das erhöhe den Pendlerverkehr. Dachau müsse Arbeiten am Wohnort ermöglichen. Dafür sei das Areal geeignet. Mindestens 600 Arbeitsplätze müssten auf dem Gelände geschaffen werden. DEG-Geschäftsführer Herbert R. Ullmann nannte vor wenigen Wochen im Gespräch mit der SZ eine Zahl von möglichen 1200 Beschäftigten im neuen Mühlbachviertel.

Die Ergebnisse der Thementische würden nicht berücksichtigt, beklagt die Gruppe weiter. "Ist die siebenjährige Bürgerbeteiligung der Integrativen Stadtentwicklung so wenig wert gewesen, dass man nichts davon als Basis für eine weitergehende Bürgerbeteiligung berücksichtigt hat?", fragt sie. Die Bürgerbeteiligung biete nur "punktuelles" Mitspracherecht, die Fragestellungen seien einschränkend. An diesem Samstag, 20. Juni, sind die Dachauer zu einer sechsstündigen Planungswerkstatt eingeladen.

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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