Eine Investition, die sich lohnt, sagt Bürgermeister Landmann:Kleiner Parkplatz mit großer Wirkung

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Pfarrer Albert Hack segnet den Parkplatz in Bachern und findet dafür biblische Worte. Bürgermeister Simon Landmann (CSU) rechts im Bild. (Foto: Niels Jörgensen)

Die Anlage bei Bachern soll zum Umsteigen auf die S-Bahn ermuntern. Deshalb gibt es auch einen neuen Radweg dorthin

Da dürfen die Amtskollegen ruhig schmunzeln. Wenn bei Pfarrer Albert Hack im Terminkalender eine Parkplatz-Segnung steht, dann steht er dazu. Nicht nur weil es "eine wunderbare Tradition ist, dass bei uns im Dorf alles auch einen kirchlichen Segen bekommt". Sondern weil es dem beliebten Seelsorger gelingt, auch alltäglichen Dingen einen theologisch-philosophischen Aspekt abzugewinnen. So auch dem kleinen Pendler-Parkplatz, der jetzt am Bahnhof Bachern mit einem Dorffest eingeweiht worden ist. Ein Bauwerk, das kein achtes Weltwunder ist, wie Pfarrer Hack bei der Segnung betont. Aber doch den Verkehr bündelt und damit ganz im Sinne des biblischen Wortes "ein wichtiger Mosaikstein ist für den verantwortungsvollen Umgang mit der Welt und den Erhalt der Schöpfung."

Ob sich die Bergkirchner Gemeinderäte so weitreichende Gedanken gemacht haben, als sie eine bessere Infrastruktur am Bacherner S-Bahnhaltepunkt beschlossen hatten, bleibt dahingestellt. Auf jeden Fall erkannten sie rasch, dass die Ertüchtigung der "Bockerl-Bahn" nach Altomünster eine Chance für ihre Gemeinde war, wie Bürgermeister Simon Landmann (CSU) bei der offiziellen Einweihungsfeier für den Parkplatz erklärte. Denn die 8200-Einwohner-Ortschaft im Westen von Dachau wird vom öffentlichen Nahverkehr eher stiefmütterlich bedient. Nur an dem am äußersten Ortsrand gelegene Haltepunkt Bachern kann man einen Zug Richtung München besteigen. Als deshalb die Elektrifizierung der Linie A anstand, hat die Gemeinde gleich reagiert. Da der Bahnsteig verlegt werden musste, plante man gleich einen Parkplatz direkt am Bahndamm. Und zwar nicht für zehn Fahrzeuge, wie 2005 noch für ausreichend gehalten wurde, sondern für 30 Autos. Genauso viele Fahrradständer werden noch installiert, zwei abschließbare Boxen für hochwertige Drahtesel kommen dazu. Dafür hat Bergkirchen 750 000 Euro ausgegeben, nur 170 000 Euro fließen als öffentliche Zuschüsse zurück.

Vom Anlass der Feier, nämlich der Parkfläche, ist am Samstagnachmittag allerdings nicht viel zu sehen. Einzig ein Kettcar, dessen Fahrer vermutlich gerade die bunte Hüpfburg belagert, steht einsam zwischen Bierzelt, Ampermusikanten und Versorgungsstation. Weil die Bergkirchner gerne feiern, haben sie die Parkplatz-Einweihung nämlich gleich mit dem Dorffest kombiniert. So wissen auch gleich alle Gäste, wie nah am Bahnhof es sich künftig parken lässt. Damit aber nicht jeder ins Auto steigt, sondern der eine oder andere die drei Kilometer von Bergkirchen zur Bahn mit Muskelkraft zurücklegt, wurde auch einen Radweg samt neuer Brücke über den Webelsbach gebaut. Denn die neue A-Linie mit mehr Fahrten und direktem Anschluss nach München sei "ein Quantensprung im öffentlichen Nahverkehr."

Und während sich die Bahnschranke für den 16.42-Uhr-Zug mit Signalgebimmel senkt, referiert Landmann, dass die Zahl der Fahrgäste seit der Elektrifizierung um 60 Prozent gestiegen ist. Schon in Bachern den Zug zu nehmen, mache wirklich Sinn, wirbt der Rathauschef. Denn je mehr Pendler schon vor der Kreisstadt auf die Bahn umsteigen, "desto weniger Verkehr quält sich durch Dachau und Karlsfeld." Die Gemeinde ist vorbereitet: Sollten viele Bürger das Park&Ride-Angebot attraktiv finden, lässt sich der Parkplatz erweitern.

© SZ vom 25.07.2017 / pes - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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