Eindrücke von der Weltklimakonferenz :Der Klimaretter

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Willi Kirchensteiner (rechts) im Gespräch mit dem Minister. (Foto: oh)

Willi Kirchensteiner zieht Bilanz nach der UN-Konferenz - und plant bereits die Teilnahme am nächsten Symposium

Von Jacqueline Lang, Markt Indersdorf

Willi Kirchensteiner hat in diesem Jahr die Eröffnungsveranstaltung der Weltklimakonferenz in Bonn auf Einladung von Bundesentwicklungshilfeminister Gerd Müller besucht. Er hat dort unter anderem über die Themen erneuerbare Energie und sein Bildungskonzept referiert. Für den 67-Jährigen eine absolute Herzensangelegenheit.

25 000 Besucher werden in diesem Jahr vom 5. bis einschließlich 17. November zur Konferenz erwartet. Kirchensteiner findet den hohen, damit verbundenen, CO₂-Ausstoß zwar durchaus problematisch, sieht aber aktuell keine andere Möglichkeit, um alle Akteure an einen Tisch zu bringen. Gesprächs- und vor allem Handlungsbedarf gebe es schließlich nach wie vor noch zu Genüge, sagt er. Besonders beeindruckt haben Kirchensteiner die Demonstrationen, die die Klimakonferenz nach wie vor täglich begleiten. Sie sind für den gelernten Physiker und Elektrotechniker ein Zeichen dafür, dass der deutschen Bevölkerung das Problem bewusst ist. Das sei vor allem deshalb wichtig, weil nur durch ein Interesse der Öffentlichkeit ein politisches Umdenken möglich sei. Andernfalls werde die Politik allein durch Lobbyisten gelenkt, sagt Kirchensteiner.

Gespräche mit Botschaftern afrikanischer Regierungen

Den Mann, der leise spricht und häufig bunt karierte Hemden trägt, einen Rebellen zu nennen, wäre wohl zu viel gesagt, aber er ist einer, der das System hinterfragt und neue Lösungen sucht, statt sich zu beschweren. Kirchensteiner ist ein Macher, er kann gar nicht anders. Für ihn und seine Arbeit war die Weltklimakonferenz sehr gewinnbringend. "Ich konnte sehr viele Gespräche mit Botschaftern verschiedenster afrikanischer Regierungen führen, aber auch mit deutschen Organisationen, die sich mit meinem Thema beschäftigen", sagt er.

Der Inselstaat Fidschi ist in diesem Jahr Gastgeber der Weltklimakonferenz. Die Region ist besonders stark von den weltweiten Klimaveränderungen betroffen. Regierungschef Frank Bainimarama war wegen des steigenden Meeresspiegels bereits gezwungen, Menschen umzusiedeln, "weil ihnen das Wasser buchstäblich bis vor die Haustüre steht", sagt Kirchensteiner. Der Indersdorfer hatte während der Konferenz selbst kurz die Gelegenheit, mit Bainimarama zu sprechen. "Es war für mich sehr beängstigend, was Präsident Bainimarama geschildert hat", sagt er nun.

Nach seinem Besuch der Klimakonferenz und den vielen Gesprächen ist Kirchensteiner daher überzeugter denn je von der Relevanz seiner Arbeit. "Wenn wir unseren Kindern und Enkelkindern eine lebenswerte Welt hinterlassen wollen, müssen wir jetzt handeln", sagt er. Kaum zurück aus Bonn arbeitet Kirchensteiner weiter mit Hochdruck an der Planung eines Symposiums, das Anfang Dezember in Wildpoldsried stattfinden soll. Thema der Veranstaltung ist auch dort das Bildungskonzept, an dem Kirchensteiner arbeitet. Es soll vor allem jungen Menschen in Entwicklungsländern langfristig Perspektiven bieten, im eigenen Land zu bleiben.

Veranstaltet wird das Symposium von der Gemeinde Wildpoldsried, dem Ökologischen Bildungszentrum und der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen. Und mit dabei ist Kirchensteiners Erfindung: der Solarkoffer. Jener Koffer, der mithilfe von Fotovoltaik Strom erzeugt. Kirchensteiner betont jedoch, dass es sich dabei nur um einen winzigen Baustein des gesamten Bildungsprojekts handelt. Obwohl er gerne von seiner Arbeit erzählt, bleibt er bescheiden. Der Mann mit dem ergrauten Haar ist keiner, der sich selbst in den Vordergrund stellen will. Es geht ihm immer um die Sache.

Der erste der insgesamt vier Veranstaltungstage des Symposiums, soll offen für alle Bürger sein. An den darauffolgenden Tagen soll die Veranstaltung nur für angemeldete Berufsschullehrer aus Bayern zugänglich sein.

Im Anschluss an das Symposium sollen auch sogenannte Multiplikatoren aus Afrika ausgebildet werden, immerhin sollen ja vor allem die afrikanische Länder von der Entwicklung profitieren. Kirchensteiner hat zudem vor, in naher Zukunft selbst erneut nach Afrika zu reisen, um seine Arbeit vor Ort voranzutreiben. "Ich will versuchen, die Dinge von der Theorie in die Praxis umzusetzen", sagt Kirchensteiner. Ein Macher eben.

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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