Ein wuchtiges Werk:Papier für die Ewigkeit

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Die Gemeinde Hebertshausen hat sich ein Goldenes Buch angeschafft

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Die meisten Gemeinderäte sind trotz der Sommerhitze in Anzug und Krawatte erschienen, die Damen tragen elegante Sommerkleider. Auch Altbürgermeister und Ehrenbürger Johann Zigldrum ist mit seiner Frau ins Rathaus gekommen. Es wird gelacht und geratscht, die angespannt heitere Stimmung hat etwas von Schulabschlussfeier. Doch ein Fest ist nicht geplant an diesem Abend in Hebertshausen. Ein historischer Moment ist es aber schon, findet Rathauschef Richard Reischl (CSU). Denn vor der regulären Ratssitzung tragen sich Bürgermeister, Gemeinderäte wie auch Altbürgermeister und Ehrenbürger Johann Zigldrum ins Goldene Buch ein, das die Gemeinde gerade neu angeschafft hat. "Das ist schon etwas Besonderes."

Ein wuchtiges Werk, 600 Seiten feinstes Büttenpapier, auf dem Ziegenledereinband prangt in Gold das Wappen. Das Vorwort für dieses Gästebuch des Ortes hat Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler verfasst, der im Hebertshausener Ortsteil Walpertshofen lebt. Zu lesen ist dieser Text noch nicht, eine Kalligrafin wird ihn ins Buch schreiben. Wie alle offiziellen Einträge, auch die Gemeinderäte setzen eigenhändig nur ihre Unterschrift ins Buch. Damit nichts schief geht, hat der Rathauschef sorgfältig geplant, Füller und Faserschreiber zur Auswahl besorgt, ein Papierbogen liegt für eine Testunterschrift bereit.

Nacheinander setzen alle Gemeinderäte ruhig und konzentriert ihren Namen aufs schwere Büttenpapier. Beherzt greift Ehrenbürger Zigldrum zum Füllhalter. Für seinen Eintrag hat er sich eine Grafik der Gemeinde gewünscht, die er von 1972 bis 1990 als Bürgermeister geleitet hat. Der erfahrene Politiker verfasst dazu noch einen persönlichen Eintrag darüber, wie in seiner Amtszeit aus den vier ehemals selbständigen Ortschaften Prittlbach, Unterweilbach, Hebertshausen und Ampermoching die heutige Gemeinde entstanden ist. Diese Entwicklung zu begleiten, "dafür bin ich dankbar." Nach Zigldrum soll sich der zweite Ehrenbürger eintragen. Zu Josef Fallmann, dem ehemaligen Bürgermeister von Hebertshausens ungarischer Partnergemeinde Lokut, wird Rathauschef Reischl im Sommer reisen, das Goldene Buch im Gepäck.

Das Buch, sagt Reischl, soll "vielleicht in 150 oder 200 Jahren noch existieren". Nicht nur Gäste werden sich verewigen. Einträge sind auch zu besonderen Anlässen wie Ehrungen oder Jubiläen vorgesehen. Die nächste Unterschrift ist bereits geplant. Am 19. Juli spricht Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei der 115-Jahr-Feier des Burschen- und Mädchenvereins. Vor seiner Rede im Bierzelt wird Söder im Rathaus vorbeischauen. Das Goldene Buch liegt bereit.

© SZ vom 03.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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