Dorf mit Gemeinschaftssinn:Ein Fest für das Ehrenamt

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Hunderte Besucher kommen nach Hebertshausen, um sich über Vereine zu informieren und Gutes aus der Region zu genießen

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Bei bayerischer Kürbissuppe oder senegalesischer Fataya konnten die Gäste am doch eher kühlen Sonntag, dem Tag der Regionen, ein wenig von dem geselligen Miteinander erleben, das nach dem Willen der Organisatoren den Geist des Fests ausmachen sollte. Aber natürlich bot die Veranstaltung mehr als nur ein Gemeinschaft stiftendes Speisenangebot. Präsentiert wurde "eine Vielzahl von Gedankenanstößen, wohin sich die Gesellschaft entwickeln soll und was uns reich macht." Dieses Ziel kündigte zumindest Bürgermeister Richard Reischl (CSU) beim offiziellen Auftakt in der Sporthalle an.

Tag der Regionen, Ehrenamtsmesse und Bürgerfest - drei Feiern in einer Veranstaltung, dennoch kein Sammelsurium, sondern ein Konzept. Als Gegenbewegung zur Globalisierung wollte man zeigen, was Landkreis und Region zu bieten haben, betonte Landrat Stefan Löwl (CSU). Eine lohnende Vielfalt nämlich, die es bei Produkten ebenso zu bestaunen gibt wie beim Ehrenamt, das die Gesellschaft erst zusammenhalte, so der Landrat. 400 Aktive aus 70 Vereinen und Organisationen waren da. Ein Engagement, das nicht selbstverständlich ist, wie Anton Hassmann, Kreisvorsitzender des Sozialverbands VdK erklärte. Und vielfach sei es auch gar nicht bekannt. Denn: "Ehrenamt sieht man oft nicht, aber man spürt es." Genau dieses Miteinander "macht uns reich", betonte Jürgen Bauer, der als Referent am Petersberg die Veranstaltung mitorganisiert. Bauer ermutigte die Gäste zu Neugier und dazu, neue Herausforderungen anzunehmen.

Freiwilliges Engagement ist längst nicht mehr selbstverständlich, doch bei der kleinen Messe in Hebertshausen konnte man den Eindruck gewinnen, dass viele zupacken wollen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

"Die Veranstaltung bietet die Chance, einmal alles unter einem Dach zu sehen", lobte Besucherin Anna Huber aus Hebertshausen, die sich unverbindlich ein Bild machen wollte. Ob und wie sie sich einbringen möchte, wusste sie noch nicht. "Aber hier gibt es wirklich einige sehr interessante Sachen." Auch Eva Lombardi flanierte mit ihrer Familie durch die Turnhalle. "Super, dass so etwas hier im Ort angeboten wird." Ein Überblick und allgemeine Informationen, das stand bei vielen Besuchern an erster Stelle.

Einige waren auf der Suche nach einem passenden Ehrenamt, weil sie sich konkret engagieren möchten. "Wir haben schon einige Kontaktkarten in unserer Box", freute sich Alexandra Eichinger von der Caritas-Kontaktstelle für Menschen mit Behinderung. Gute Gespräche hat Anja Mussmann-Walter vom Mehrgenerationenhaus um die Mittagszeit geführt. Die Sozialpädagogin organisiert die Angebote "Wellcome" und die Familienpaten, die enorm stark nachgefragt werden. Nun hofft sie auf Besucher, die konkret mitmachen möchten. "Das wäre wirklich super, denn viele Familien benötigen Unterstützung", sagte sie. Nicht nur weitere Aktive finden, möchte Peter Barth vom Helferkreis Asyl. Im bunten afrikanischen Gewand steht er vor einer Reihe gespendeter Fahrräder, die aufgemöbelt und nun gegen Höchstgebote versteigert wurden. Denn der Helferkreis kümmert sich auch um die Mobilität der Geflüchteten und unterhält eine eigene Fahrradwerkstatt. Mit dem Erlös der Versteigerung sollen Ersatzteile angeschafft werden. Während Barth erzählte, präsentierten nebenan im Rathaus Geflüchtete aus dem ganzen Landkreis ihre Kunstwerke in einer eindrucksvollen Ausstellung.

Gezeigt wurde, was die Region zu bieten hat. (Foto: Niels P. Joergensen)

Aber das Fest in Hebertshausen ist nicht nur Ehrenamtsmesse, sondern auch Tag der Regionen. Weil zur Region maßgeblich auch die Landwirtschaft gehört, informierten die Ortsbauern über Ackerbau und Viehzucht. Der Hebertshausener Landwirt Georg Burghart, der selber 55 Milchkühe hält, erklärte am gläsernen Modell einen modernen Laufstall. Während der eine oder andere Besucher lieber selbst Hand anlegte und sein Können am Melksimulator testete. Beim Obst- und Gartenbauverein warteten Weizenähren, Weidenzweigen und herbstlich orange-leuchtenden Lampionblumen. Handwerklich Geschickte flochten daraus filigrane Spiralen und bastelten sich im Handumdrehen ein Stück Region zum mit nach Hause nehmen.

© SZ vom 02.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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