"Dinosaur Jr" auf dem Dachauer Rathausplatz:Volle Kanne

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"Dinosaur Jr", die Urväter des Grunge, nutzen den Lautstärkepegel auf dem Dachauer Rathausplatz voll aus und zeigen, wie Noise Rock klingen muss.

Von Magdalena Hinterbrandner, Dachau

Drei Musiker mit Kultstatus - J Mascis, Lou Barlow und Murph - trotzen dem strömenden Regen mit Heavy Metal, Indie und Punk. Und mit Erfolg. Dinosaur Jr sind zu Gast in Dachau; am Montagabend spielten sie auf dem Rathausplatz unter freiem und ziemlich nassem Himmel vor etwa 700 Besuchern. Seit Frühjahr 2005 zeigt die US-Indie Band wieder Bühnenpräsenz auf der ganzen Welt. Nach einer siebenjährigen Spielpause tourt "Dinosaur Jr" durch Asien und Europa.

Die Vorband Moon Duo stimmte auf der Bühne mitten in der Dachauer Altstadt mit sphärischen Klängen, gemischt mit Hard-Rock-Sound die Besucher auf den Abend ein. Moon Duo, mit Ripley Johnson an der Gitarre und Sanae Yamada am Keyboard, zeichnen sich durch einen individuellen, unverkennbaren Sound aus. Klangfelder aus vollen Tastenklängen des Keyboards und schmutzigem E-Gitarren-Sound bilden den Teppich, auf dem sich der Gesang der beiden Musiker mit geringem Ambitus dialogartig hin und her bewegt. Wie ein Mantra beherrscht der unveränderte Rhythmus der Stücke den Klangcharakter und lässt beim Zuhörer die Illusion des Weltraums entstehen.

Obwohl beide Bands, sowohl Moon Duo als auch Dinosaur Jr, sich denselben Genres zuordnen lassen, ist der Klang der Hauptband Dinosaur Jr ein ganz anderer, verglichen mit Moon Duo fast schon melodisch. Vom ersten Schlag des Schlagzeugers Murph in seine Base-Drum ist die Band Dinosaur Jr präsent durch den intensiven, durchgängigen Beat, der an diesem Abend die gesamte Dachauer Altstadt zum pulsieren bringt. Nicht unbegründet lassen sich die Dinosaur Jr auch dem Genre des "Noise Rock" zuordnen, in dem vor allem der Aspekt der Lautstärke, aber auch Klangteppiche eine große Rolle spielen. Umgeben von Marshall-Türmen auf der Bühne reizen die Musiker den Lautstärkepegel voll aus, der dominiert wird vom hauptsächlich ununterbrochenen Viervierteltakt, der sich durch alle Stücke in unterschiedlichen Tempo-Varianten zieht, gefüllt mit durchgängigen Achteln und Betonungen auf den ersten und dritten Schlag. Dazu ein Klangteppich der E-Gitarre mit kratzigem Sound und Tremolo-Effekten.

Begeisterte Zurufe und Freudentänze

Die Soli der E-Gitarre umspielen die Tonika, die vom Bass immer deutlich zu hören ist, und wechseln oftmals auf die sechste Stufe. Mit klarem Ton und virtuosen Melodieführungen überzeugt der Gitarrist von seinem Können. Durch Synkopen und Dynamikwechsel erarbeiten sich die drei Musiker den Sound, für den ihre Fans sie lieben. Das zeigt das Dachauer Publikum durch begeisterte Zurufe und freudigen Tanz. Auch der tiefe Gesang von J Mascis kommt klar und deutlich an durch leise, instrumentale Begleitung bei seinen Gesangssoli. Die musikalische Klasse und Präzision zeigt die Band aber vor allem in ihren balladenhaften, vergleichsweise ruhigen Liedern und durch die abrupten, aber genau aufeinander abgestimmten, kurzen Schlussakkorde, die sofort abgedämpft werden. Das Dachauer Publikum und Dinosaur Jr trotzen dem strömenden Regen gemeinsam und schaffen es, dass dieser Abend für Freunde der lauten, harten, aber dennoch gefühlvollen Musik unvergesslich wird.

Kauzig, genialisch und mit ordentlich Dezibel im Rücken: J Mascis, Frontmann von "Dinosaur Jr". (Foto: Niels P. Jørgensen)

Dinosaur Jr sind eine von mehreren weltbekannten Indie-Bands, für die Dachau eine Station ihrer Touren ist. Außergewöhnliche Musik kommt wieder auf den Rathausplatz, wenn am Freitag, 30. Juni, die Hip-Hop-Gruppe Fünf Sterne Deluxe mit Rapper Das Bo und Tobi Tobsen die Open-Air Bühne auf dem Dachauer Rathausplatz betreten. Und schon zwei Tage später, am Sonntag, 2. Juli, gibt die Mittelalter-Folk-Rock-Band Schandmaul aus Gröbenzell quasi ein Heimspiel, wenn sie ihr aktuelles Album "Leuchtfeuer" präsentiert. Den Abschluss des "Dachauer Musiksommers" bildet wie immer das Barockpicknick am Samstag, 22. Juli, im Dachauer Schlossgarten; es spielt das Orchestra Mondo. Einlass ist um 18 Uhr.

© SZ vom 07.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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