Die Priester sind überlastet:Unterstützung für die Priester

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Pfarrer Michael Bartmann macht alles. Er verwaltet seinen großen Pfarrverband und ist zugleich Seelsorger. (Foto: Niels P. Joergensen)

Die Erzdiözese München stellt für große Pfarrverbände wie Röhrmoos und Hebertshausen einen Verwaltungsleiter

Von Emily Holmes, Dachau

Pfarrer Michael Bartmann betreut vier Pfarreien und das Franziskuswerk Schönbrunn. Ganz schön viel Schreibkram für den Leiter des Pfarrverbandes Röhrmoos-Hebertshausen. Der Aufwand hält ihn immer wieder von der Seelsorge ab. Das soll jetzt anders werden: Im Juli kommt ein hauptberuflicher Verwaltungsleiter zur Unterstützung. Durch den Priestermangel bildeten sich in den vergangenen Jahren immer größere Pfarrverbände heraus. Meistens nur ein Priester ist für Seelsorge und Verwaltung zuständig. Das geht so nicht mehr. Deshalb startet die Erzdiözese in München ein Pilotprojekt mit festangestellten Verwaltungsleitern. Die brauchen auch andere Pfarrer im Landkreis dringend.

"Meine hauptberuflichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter leisten tolle Arbeit. Aber der zusätzliche Verwaltungsleiter wird sehr wichtig für uns sein", sagt Bartmann. Zusätzlich erließ Erzbischof Kardinal Reinhard Marx Leitlinien für das pastorale Handeln, auf deren Grundlage die Projektgruppe "Pastoral planen und gestalten" nun neue Konzepte zur Leitung von Gemeinden ausarbeitet. Unterstützung braucht auch der Pfarrverband Odelzhausen, der sieben Gemeinden einschließt. Daraus wird aber wohl erst mal nichts. Um einen Verwaltungsleiter bei der Diözese beantragen zu können, müssen die Pfarrgemeinden einen Haushaltsverbund gründen. Pfarrer Richard Nowik sagt: "Ich habe es oft versucht, stoße aber immer auf viel Widerstand." Er selbst äußert jedoch auch Bedenken an der neuen Verwaltungsform: "Ich befürchte, dass die Struktur wachsen, die Effizienz aber sinken wird. Ein Minus-Effekt also." Nowik wären erfahrene Gemeindereferenten lieber. Ob die auch Leitungspositionen übernehmen könnten? "Es wird viel passieren in den nächsten zehn Jahren. Die Laien werden eine zunehmend größere Rolle spielen", sagt Nowik.

Zu den Laien gehört Susanne Deininger. Als Gemeindereferentin kümmert sie sich im Pfarrverband Sankt Jakob in Dachau um Jugendarbeit und Firmvorbereitung, erfüllt aber auch Leitungsaufgaben. "Wir haben eine sehr gute Delegationsstruktur und ein super Team", sagt sie. Durch die Zusammenlegung der Pfarreien seien sie für immer mehr Leute auf einer immer größeren Fläche zuständig. 16 000 Gläubige in vier Pfarreien sind das bei Sankt Jakob. Die neuen Leitlinien findet Deininger gut: "Sie sind sehr allgemein gehalten und lassen dadurch viel Freiraum." Der Pfarrverband verabschiedet bald den dritten Teil seiner eigenen pastoralen Leitlinien. Die erzbischöflichen Vorgaben "bringen nicht viel Neues und zerstören nichts Altes", sagt Deininger. Die Projektgruppe "Pastoral planen und gestalten", wünscht sie sich, müsse eines akzeptieren: "Es kann nicht den einen richtigen Weg geben." Der sei für jede Pfarrei verschieden. Die Kirche solle auch dazu ermutigen, intern Leitung zu delegieren. Für sich selbst kann Deininger sich das heute nicht mehr vorstellen. Sie hat es einmal gemacht: "Aber das ist schon sehr viel Stress." Aber: "Es gibt viele, die das gut könnten und auch sehr gerne machen würden. Warum also nicht?"

Die Münchner Reformgruppen "Wir sind Kirche", "Gemeindeinitiative" und "Münchner Kreis", begrüßen, dass Erzbischof Marx jetzt dazu einlädt, Pastoralkonzepte vor Ort zu erarbeiten, die auch offen "für neue Wege und Experimente" sein sollen. Es müsse sich aber erst noch zeigen, ob sie auch progressiv umgesetzt würden oder nur hohle Versprechungen blieben, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Laut Marx sollen auch verschiedene Leitungsmodelle und Beteiligungsmöglichkeiten von Haupt- und Ehrenamtlichen an der pastoralen Arbeit in der Praxis geprüft werden. Das wird bei zunehmend größeren Pfarrverbänden unumgänglich sein, denn: "Wir sind im Moment sehr gut aufgestellt", sagt Susanne Deininger, "aber für die Zukunft bleibt ein großes Fragezeichen."

© SZ vom 20.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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