Die Pläne sind fertig:Neues Leben am Rothbach

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Der Markt Indersdorf renaturiert das versandete Gewässer im Ortsteil Karpfhofen. Das Herzstück des 35 000 Euro teuren Projekts ist eine Schleife um das alte Wehr herum - künftig ein Refugium für viele Tier- und Pflanzenarten

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Früher sprangen hier Kinder in den Bach, um sich im Sommer zu erfrischen. Das Wasser wurde durch ein kleines Wehr aufgestaut, die Kinder konnten an dieser Stelle im Rothbach schwimmen. Das alte Wehr ist inzwischen außer Betrieb, das ehemalige "Bubenbad" existiert nicht mehr. Heute ist das Gewässer im Indersdorfer Ortsteil Karpfhofen versandet. Hochwasser lässt Schlamm und Unrat im Bachbett zurück. Jetzt aber soll in diesen Teil des Rothbachs neues Leben einkehren. Die Gemeinde will das Gewässer dort renaturieren - mit einer Umgehungsschleife um das alte Wehr, die neue Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten erschließen soll.

Das Grundstück mit diesem Abschnitt des Rothbachs gehört der Gemeinde Indersdorf und ist für Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen, die Bautätigkeiten im Ortsbereich kompensieren sollen. Zu diesem Zweck wurden schon Bäume auf dem Grundstück gepflanzt. Jetzt soll in den Bereich am alten Wehr noch mehr Natur zurückkehren. Der Uferbereich wird so gestaltet, dass er zum Lebensraum für viele, auch selten gewordene Arten von Tieren und Pflanzen werden kann. Herzstück der Renaturierung ist eine Schleife des Rothbachs um das alte Wehr. "Das Gewässer soll besser begehbar und erlebbar werden", erklärte Frank Karrer im Gemeinderat, dessen Büro Topgrün für die Planungen verantwortlich zeichnet.

Im Zuge der geplanten Renaturierung des Rothbachs sollen auch die Ufer wieder zugänglich gemacht werden, damit die Indersdorfer an schönen Sommertagen am Bach sitzen können. Durch das Projekt wird neuer Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten geschaffen. (Foto: Toni Heigl)

Demnach wird das alte Wehr nicht komplett abgebrochen. Nur die Teile, die über den Boden ragen, werden entfernt. Die Abstürze im Bachbett werden abgebaut und durch Rampen aus Steinen ersetzt. Auch Teile der Uferböschung sollen mit Steinen befestigt werden. "An einigen Stellen soll man am Bach sitzen können", erläuterte Karrer die Planung. Der renaturierte Rothbach werde unterschiedliche Breiten haben, ebenso die Gewässerschleife um das Wehr herum. Hier sollen sich vielfältige Tiere und Pflanzen ansiedeln. Damit das Wasser gut fließen kann, müsse wohl viel Erde bewegt werden, sagte der Landschaftsplaner.

Frank Karrer rechnet mit Kosten von 35 000 Euro. Einige Bäume seien bei der Renaturierung im Weg; sie müssten gefällt oder umgepflanzt werden. Grundlage für die Planungen ist das Entwicklungskonzept für Gewässer III. Ordnung und das gemeindeübergreifende Programm "Flusskörper Glonn". Die Planungen wurden mit den zuständigen Fachstellen in den Behörden sowie den betroffenen Verbänden und Bürgern abgestimmt.

Aus Sicht von Hubert Böck (SPD) wäre ein zusätzlicher Gehweg gut, damit der Rothbach an dieser Stelle für Spaziergänger besser zu erreichen ist. Gemeinderat Manfred Pohl (FW) plädierte für möglichst flache Uferbereiche, weil sich dadurch Pflanzen und Tiere besser ansiedeln könnten. Einen Ausgleich für die Natur schafft die Gemeinde auch am Ortsrand zwischen der Staatsstraße 2050 und der Glonn. Dieses Projekt kompensiert den Bau des vierstöckigen Maria-Gschwendtner-Hauses, dem eine Grünfläche am Busbahnhof weichen muss. Auf der Ausgleichsfläche wird der Gittersbach frei gelegt, der bisher unterirdisch in Rohren verlief.

In den Rothbach in Markt Indersdorf sprangen früher einmal im Sommer die Kinder, um sich zu erfrischen. Heute ist das Gewässer voller Schlamm und Sand. (Foto: Toni Heigl)

Diese Maßnahme sollte die Freisinger Straße vor Überflutungen bei Hochwasser schützen - so war es vorgesehen, aber der Erfolg blieb aus. Durch die Freilegung kann das Wasser künftig über die Ufer treten und in einer Überlauffläche versickern - Experten halten dies für den besseren Hochwasserschutz. Von dem geöffneten Bachlauf soll auch die Natur profitieren. Die Gemeinde Indersdorf kann sich hier einen Naturlehrpfad für Spaziergänger vorstellen.

© SZ vom 04.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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