Die Klänge der Fürstenhochzeit:Hochzeitsmusik von di Lasso

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Anlässlich des 450. Jahrestags gibt es ein Schlosskonzert

Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

Ende Februar/Anfang März hat München ein glanzvolles Fest gefeiert. Es stellte sogar die "reiche Landshuter Hochzeit" vom Jahr 1475, die heute noch alle drei Jahre nachgefeiert wird, in den Schatten. 18 Tage lang dauerte seinerzeit das Fest. 100 000 Gulden sollte es kosten, doch am Ende war es doppelt so teuer. Und noch heute ist die Hochzeit Vorbild für alle Großveranstaltungen. Die Münchner zelebrierten nun aber nicht die Landshuter Hochzeit, sondern die Fürstenhochzeit von 1568, bei der Wilhelm von Bayern, der Sohn des Herzogs Albrecht V. von Bayern mit der Prinzessin Renata von Lothringen getraut wurde. Die pompösen Hochzeitsfeierlichkeiten begannen am 22. Februar 1568 mit der Trauung des fürstlichen Paares in der Münchner Frauenkirche.

Eine zentrale Rolle in der "baierischen Pracht" spielte die Musik, denn am Hof der Wittelsbacher wirkte damals der berühmteste Musiker seiner Zeit, Orlando di Lasso. Aus Anlass des 450. Jahrestages der Münchner Fürstenhochzeit präsentiert das aus acht Musikern und vier Sängern bestehende Ensemble "dolce risonanza" beim nächsten Dachauer Schlosskonzert am kommenden Samstag, 28. April, einen Teil der bei der Fürstenhochzeit erklungenen Musik. Man vermutet, dass dieser musikalische Glanz auch seinerzeit im 16. Jahrhundert im Dachauer Renaissanceschloss, der Sommerresidenz der Wittelsbacher erklungen sein dürfte.

Das Programm beginnt mit dem "Te Deum laudamus", das bei der Trauung "mit sehr kunstraiche Musicem und Instrumenten zum zierlichsten gesungen" wurde. Danach erklingen zwei Hochzeitsmotetten, die Lasso eigens für dieses Fest geschrieben hatte und mit denen dem Brautpaar gehuldigt wurde, außerdem Stücke aus der Tafelmusik, die beim Festmahl als Teil des höfischen Zeremoniells gespielt wurden - alles Kompositionen von Orlando di Lasso.

Für die Musik, die anschließend zum Tanz aufgespielt wurde, erklingen jetzt ausgewählte Tänze aus einer zeitgenössischen Sammlung. Als sich der Bräutigam eine "Wälsche Comedj" wünschte, gab es am 8. März eine italienische Stegreifkomödie, die in der Art der "commedia dell'arte" von Höflingen improvisiert wurde. Dass es dabei recht locker zuging, zeigen Stücke mit recht frivolen Texten wie "O Lucia, miau, miau" oder das bekannte, heutzutage meist mit entschärftem Text gesungene "Matona mia cara". Zum Schluss wird dem Gastgeber, Herzog Albrecht V., mit der doppelchörigen Huldigungsmotette "Quo properas" ein Vivat zugerufen.

Am 18. September 1567 hatte in Lothringen mit großer Feierlichkeit und ritterlichem Treiben die Verlobung stattgefunden, bei der Wilhelm seine Braut erst kennenlernte. Die zukünftigen Gatten hatten Gefallen aneinander gefunden, obwohl sie sich nicht verständigen konnten. Renata (Renee) verstand nicht Deutsch und Wilhelm nicht Französisch. Bis in die ersten Jahre ihrer Ehe brauchten sie stets einen Dolmetscher, um sich unterhalten zu können. Die Ehe hatte Kaiser Maximilian II. gestiftet. Wegen der herrschenden Teuerung setzte Herzog Albrecht alles daran, die Hochzeit noch hinauszuschieben; doch Kaiser Maximilian II. bedrängte ihn, die Vermählung zur Fastnacht 1568 zu feiern, und Herzog Albrecht musste sich fügen.

Das Konzert im Dachauer Schloss am Samstag, 28. April, beginnt um 20 Uhr. Einlass ist 19.30 Uhr. Karten gibt's im Vorverkauf bei der Tourist Information Dachau unter Telefon 08131/75286 oder bei München Ticket. Der Eintritt kostet zwischen 24 und 30 Euro, ermäßigt die Hälfte. Die Abendkasse öffnet am Samstagabend um 19 Uhr.

© SZ vom 27.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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