Gewerbe:Dachau zwischen Wachstum und Umweltschutz

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Die Ausweitung des Gewerbegebiets südlich der Siemensstraße sehen Lokalpolitiker als notwendig an, Naturschützer kritisieren sie. (Foto: Toni Heigl)

Die Stadt will zwischen Siemens- und Schleißheimer Straße Gewerbe ansiedeln. An diesem Dienstag findet eine Informationsveranstaltung statt.

Von Viktoria Grossmann, Dachau

Es ist eigentlich schon alles beschlossen und auf den Weg gebracht und genau deshalb fühlen sich einige Dachauer hinters Licht geführt. An diesem Dienstag, 15. November, soll es im Hotel Tulip Inn im Dachauer Gewerbegebiet die zweite Bürgerinformationsveranstaltung zur Bebauung der Fläche zwischen Siemensstraße und Schleißheimer Straße geben. Es ist eine Bürgerinformationsveranstaltung, ausdrücklich keine Bürgerbeteiligung.

Beschlossen hat der Stadtrat die Umwidmung der städtischen Flächen schon im Frühjahr 2015. Die Ausweitung des Gewerbegebiets an dieser Stelle wird von Verwaltung und Lokalpolitikern als immens wichtig und notwendig angesehen. Lediglich die Grünen sind dagegen. Direkt profitiert von der Vergrößerung des Gewerbegebiets die Firma Maytec. Das Unternehmen für Aluminium-Systemtechnik will wachsen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Den Antrag habe er noch unter Oberbürgermeister Peter Bürgel gestellt, sagt Geschäftsführer Dieter Ley. Für ihn drängt die Zeit: "Wir müssen das in spätestens zwei Jahren stehen haben", sagte er der SZ im September. 50 neue Arbeitsplätze sollen entstehen. Auch die Firma NAT profitiert von dem neuen Bebauungsplan. Sie wird das angrenzende Grundstück von der Stadt kaufen, um besser für die Zukunft gerüstet zu sein. Unter anderem braucht sie mehr Parkplätze für die Mitarbeiter und hatte in der Vergangenheit auch schon Ideen für eine Kindertagesstätte mit der Stadt besprochen.

Nicht erpressen lassen

Gegner der Erweiterung sehen das ganz anders. Die Stadt dürfe sich nicht erpressen lassen, erklärte die Bürgerinitiative Grünzug im Oktober. Firmen, die drohten, wegzuziehen, solle man gehen lassen. Es gebe genug weitere Bewerber. Die Bürgerinitiative kämpft für den Umweltschutz. Aus ihrer Sicht fällt mit den Flächen an der Schleißheimer Straße und nahe dem Tiefen Graben wertvolle Freifläche im dicht bebauten und besiedelten Gebiet zwischen Dachau und Karlsfeld weg. Der Luftaustausch sei wichtig für die Gesundheit der Dachauer und Karlsfelder. Es sei zudem kein Platz für noch mehr Verkehr an der Schleißheimer Straße.

Hinzu kommt, dass die Reste der Tier- und Pflanzenwelt in diesem Gebiet unbedingt erhalten werden müssten. Früher einmal war die Fläche als öffentliches Grün gewidmet und für eine parkähnliche Nutzung vorgesehen. Die Bürgerinitiative Grünzug kritisiert, dass den Dachauern versprochene Frei- und Erholungsfläche genommen werde. Jahrelang habe sie mit Appellen, Gesprächen, Informationsveranstaltungen und Begehungen für den Erhalt der verschiedenen Teile des Grünzugs gekämpft. Die Bürger würden nun vor vollendete Tatsachen gestellt.

Nicht nachvollziehbar ist für die Bürgerinitiative, warum die Stadt nicht mit ihren Steuereinnahmen auskommt, diese seien aufgrund der guten wirtschaftlichen Lage äußerst ansehnlich. Tatsächlich wachsen die Einkommensteuereinnahmen, 2017 erhält die Stadt voraussichtlich rund 32 Millionen Euro. Der Kämmerer rechnet außerdem mit Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von etwa 19 Millionen Euro.

Die Veranstaltung ian der Newtonstraße 8 beginnt um 19 Uhr, Einlass ist von 18.30 Uhr an.

© SZ vom 15.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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