Dachau:Wohnungen statt Parkplätze

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Auf dieser Freifläche am Otto-Kohlhuber-Weg will die Stadtbau GmbH Sozialwohnungen errichten. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Anwohner am Otto-Kohlhofer-Weg beklagen, dass die Stadt zu wenig Flächen für die Autos der Mieter einplant

Von Viktoria Großmann, Dachau

Die Pläne der Stadt für neue Mehrfamilienhäuser am Otto-Kohlhofer-Weg in Dachau Ost sind bei einigen Anwohnern auf heftige Kritik gestoßen: zu wenige Parkplätze, zu viele Kinderbetreuungsplätze. Auch der Bolzplatz stört die Anwohner, weitere Cafés, Läden oder Sozialstationen lehnen sie ab. Die Stadtbau GmbH will auf der Freifläche zwischen Neumeyerweg und Otto-Kohlhofer-Weg weitere 94 Sozialwohnungen errichten. Auch die Blöcke westlich des Neumeyerwegs und am Julius-Kohn-Weg sind Stadtbauwohnungen. Die Doppelhäuser am Pastor-Niemöller-Weg wurden ebenfalls von der Stadtbau errichtet und sind jetzt in Privatbesitz.

Einige Anwohner hatten gemeinsam einen Anwalt genommen: Sie befürchten, dass die Stellflächen für Autos nicht ausreichen werden. In recht drastischen Worten wird der Stadt eine Fehlplanung vorgeworfen. Diese wolle "ein verkehrspolitisches Experiment mit den Bewohnern veranstalten". Der Stellplatzschlüssel sei viel zu gering, Besucher würden in Zukunft gar keinen Platz mehr finden und, so wird aufgezählt, Lieferdienste, Handwerker, Pflegedienste, Umzugswagen könnten ihre Fahrzeuge nicht mehr abstellen. Es sei zu befürchten, dass gar Krankenwagen nicht mehr durchkommen. Die Kindertageseinrichtungen würden mit Hol- und Bringverkehr und noch Veranstaltungen obendrein zu einer Verschärfung der Lage beitragen. Die Anwohner haben nachgezählt: 40 jetzt täglich genutzte Parkplätze würden entfallen. Es handle sich dabei um offizielle wie auch um inoffizielle, räumt der Anwalt ein.

"Es ist unser Auftrag, Wohnbauland zu schaffen"

Damit spricht er das gewichtigste Argument der Stadt an: "Die freien Baufelder werden beparkt", sagt Ariane Jungwirth, stellvertretende Leiterin des Bauamts. Erlaubt sei das nicht, lediglich "geduldet". In wenigen Punkten kommt die Stadt den Beschwerden entgegen: So soll am Neumeyerweg Platz für Besucherautos bleiben, außerdem soll die Straße verbreitert werden. Die Stadt weist ausdrücklich daraufhin, dass das zu Lasten des Baurechts der Stadtbau gehe. Weitere von den Anwohnern gewünschte Ausfahrtswege oder Parkplätze will die Stadt nicht gewähren. Wie Jungwirth zusammenfasst: "Es ist unser Auftrag, Wohnbauland zu schaffen." Oberirdische Stellplätze, erklärt sie, bedeuten einen "ungeheuren Flächenverbrauch".

Jungwirth kann ins Schwärmen kommen, wenn sie von dem Projekt für das knapp zwei Hektar große Planungsgebiet spricht. "Unser größtes Ziel ist ein lebenswertes Wohnquartier." Um das Planungskonzept sei lange gerungen worden, es sei "gut für alle Beteiligten und trägt den Forderungen nach Wohnungsbau Rechnung". Erstmalig, erklärt Jungwirth, wird für ein Wohnviertel eine Quartiersgarage eingerichtet. Autos werden also zentral abgestellt, dafür ist das Viertel in sich verkehrsberuhigt. Die Bewohner können zu Fuß gehen oder radeln. Zu den Gemeinschaftsflächen gehöre nun einmal auch der Bolzplatz, der gut angenommen werde. Am Otto-Kohlhofer-Weg wurde in diesem Jahr eine neue Awo-Kinderkrippe für 60 Kinder eröffnet. An der Ecke zum Pastor-Niemöller-Weg besteht bereits der Awo-Kindergarten Brummkreisel und an der Pater-Roth-Straße die Neufelder Strolche. Das gehe weit über den Bedarf des Wohngebiets hinaus und stelle einen Versorgungsschwerpunkt für ganz Dachau Ost dar.

Den Stadträten im Bauausschuss wurden die Antworten der Stadt auf die Einwände der Anwohner vorgelegt. Ohne Diskussion stimmten sie einstimmig dem Vorgehen der Verwaltung zu. Die Pläne werden nun erneut für die Öffentlichkeit ausgelegt.

© SZ vom 23.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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