Dachau:Wir sind alle Don Quichotte

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Familiäre Atmosphäre: Künstler Christian Huber (links) im Gespräch mit Besuchern der Ausstellung. (Foto: Toni Heigl)

Christian Huber präsentiert seine Jahresausstellung

Von Robert Stocker, Dachau

Das Atelier von Christian Huber ist nicht besonders groß, dafür aber heimelig und gemütlich. Im Erdgeschoss ist die Werkstatt untergebracht, eine Außentreppe führt zur Galerie im ersten Stock. Wenn der Dachauer Künstler seine zweitägige Jahresausstellung veranstaltet, wird es oft eng, weil dort eine familiäre Atmosphäre herrscht. Wie am vergangenen Samstagabend, an dem Verwandte, Freunde und Weggefährten, aber auch andere Kunstinteressierte dicht gedrängt beim Smalltalk stehen. Eines seiner größeren Werke ist dann auch schnell verkauft: Ein Schwarz-Weiß-Holzschnitt, der Don Quichotte mit seinem Begleiter Sancho Panza zeigt, im Hintergrund die Dachauer Stadtsilhouette und vier Windräder. Ein Huber, wie ihn die Dachauer kennen, ein Bild mit einer politischen Botschaft: der Kampf gegen die Windmühlen, die die Landschaft entstellen. "Don Quichotte ist zeitlos gültig", sagt der Künstler. Der skurrile Held hat Ideale, ist tapfer, aber durchgeknallt. Nicht er, sondern der Zeitgeist ist lächerlich. "Eigentlich ist er der einzig Normale, irgendwie sind wir alle Don Quichotte", so Huber.

Für den Künstler ist der großformatige Holzschnitt das wichtigste Werk, das er heuer geschaffen hat. Viel Zeit hat er dafür aufgewendet, das Bild ist auch auf einem Plakat zu sehen, mit dem er erstmals auf Litfaßsäulen für seine Ausstellung geworben hat. Für eine Reise in die Toskana, wo er gern landestypische Landschaften malt, blieb keine Zeit. Dafür war er mit dem Radl viel unterwegs, im Landkreis, aber auch in Erfurt und Weimar, den Skizzenblock stets im Gepäck. Auch im Gebirge entstanden Bilder, etwa zwei Ölgemälde von der Gegend am Königssee, wo die Familie eine Hütte hat. Drei Tage arbeitete Christian Huber mit dem Landshuter Künstler Bernhard Kühlewein, den er schon seit Jahren kennt und schätzt. Mit der Staffelei erkundeten sie die Umgebung der niederbayerischen Hauptstadt, eine Stadt, die für Huber zu den schönsten in Bayern zählt.

Natürlich hat der bodenständige Künstler auch wieder Motive in seiner Heimat entdeckt. Ein Ölbild zeigt eine Landschaft bei Langenpettenbach, von einer Anhöhe bei Westerholzhausen gesehen. "Eine schöne Herbststimmung", wie der Künstler schwärmt. Ein roter Punkt klebt darauf, es ist verkauft. Daneben hängt ein anderes Ölgemälde, eine Mohnwiese irgendwo im Landkreis. Die roten Blumen stechen als kräftige Farbtupfer aus ihrer grünen Umgebung hervor. Im Dachauer Schlossgarten malte Huber einen blühenden Apfelbaum. "Es ist nicht leicht, Apfelblüten richtig darzustellen", sagt er. Immer besser, findet Huber, würden seine Landschaftsmonotypien. In seiner Ausstellung ist eine neue Serie zu sehen. Huber malt die Motive mit Ölfarben auf Glasplatten, dann werden sie auf Japanpapier gedruckt. Der Druck ist einmalig und lässt sich nicht wiederholen. Huber: "Das hat immer einen überraschenden Effekt." Nächstes Jahr macht er vielleicht auch großformatige Monotypien.

Für den Künstler typisch ist auch ein Ölgemälde, das den Titel "Drei alte Spielkameraden" trägt. Drei selbst gemachte Kasperlfiguren, die mittlerweile 40 Jahre auf dem Buckel haben. Sie schmiegen sich wie Menschen aneinander, scheinen die Nähe und die Wärme des Kameraden zu suchen. Die Puppen sind schon ausgeleiert und abgekämpft. Schließlich hat sie der Künstler schon selbst als Kind traktiert. Heute ist dafür sein Enkel zuständig, der die Figuren wie sein Opa liebt.

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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