Hans Hartl:Wieder ein spektakuläres Projekt

Lesezeit: 2 min

Der frühere SPD-Landtagsabgeordnete Hans Hartl machte einst als umtriebiger Baulöwe Schlagzeilen. Jetzt plant er ein Studentenwohnheim, das junge Menschen aus der ganzen Welt nach Dachau locken soll.

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Nein, eine Geschichte nach dem Muster "Hans Hartl is back" will der frühere SPD-Landtagsabgeordnete und bis zu seiner Insolvenz vor 15 Jahren bundesweit tätige Bauträger nicht in der SZ lesen. Wäre auch falsch. Denn Hans Hartl kehrt nicht zurück, sondern will hier ein etwa 5700 Quadratmeter großes Grundstück an der Karwendelstraße 14 in der Nähe der B 471 Richtung Karlsfeld bebauen. Aber eines dieser Bauprojekte unter vielen soll es auch nicht werden. Der frühere Politiker hat bis zu seinem Rückzug aus der Öffentlichkeit stets das Spektakuläre gesucht.

Hans Hartl plant in Dachau ein internationales Studentenwohnheim mit 191 Appartements, dazu ein Hotel mit 48 Betten. Beides soll sich dadurch ergänzen, dass der Aufenthaltsbereich des Hotels mit ungefähr 600 Quadratmetern auch den Studenten zur Verfügung steht. Hartl wirbt für ein Wohnheim, das junge Menschen aus der ganzen Welt nach Dachau locken soll. Und er kündigt an, eine Stiftung gründen zu wollen, damit ständig sieben jüdische Studenten dort kostenlos wohnen können. Den Bauantrag dazu hat Hartl nach eigenen Angaben am Montag, 13. April, der Stadtverwaltung zugeschickt.

Anfang der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hatte Hartl den Sonnenwinkel entlang der Äußeren Münchner Straße errichten lassen, teils mit der eigenen Wohnbaugesellschaft, teils unterstützt durch die Baulandgesellschaft der Bayerischen Landesbank. Geplant war ein Karree; der Riegel hin zur B 471 sollte wie eine Lärmschutzwand wirken. Dieses dafür vorgesehene Grundstück hat Hartl, wie er darlegt, vor einigen Jahren in einem Tauschgeschäft von der Bayerischen Landesbank zurück erhalten. Ursprünglich sollte der Abschlussbau des Sonnenwinkels vornehmlich gewerblich genutzt werden. Deswegen plante eine Baugesellschaft dort ein Hotel mit 300 Betten, das auch genehmigt wurde. Sie musste aber feststellen, dass die Idee sich wirtschaftlich nicht rechnet. Damit waren Hartls Pläne hinfällig, das Grundstück zu verkaufen.

Deswegen tritt er nun mit der GWS-Immobilien GmbH in München, deren Mehrheit er hält, selbst als Bauträger und Bauherr auf. Hartl weiß um die Problematik des Grundstücks, seiner Lage und des Lärms durch den Straßenverkehr zwischen B 304 Richtung München und der Umgehungsstraße B 471. Deshalb sagt er, dass er im übertragenen Sinn aus einer "Zitrone Zitronenlimonade" machen will. Daraus entstand die Idee des Internationalen Studentenwohnheims, das auch als Haus der Begegnung gedacht ist. Hartl: "Dort können Sprachkurse stattfinden, außerdem ist ein Sommercamp geplant."

Allerdings muss Hartl Bedenken des Dachauer Stadtrats ausräumen. Im dafür maßgeblichen Bauausschuss argwöhnte beispielsweise SPD-Stadtrat Günter Heinritz, dass der Bauherr tatsächlich Luxuswohnungen plane und dieses Ziel dadurch erreichen wolle, dass er zunächst für Studenten bauen will. Deshalb sollte Hartl sich verbindlich festlegen; am besten über einen Eintrag im Grundbuch. Zusätzlich ist Hartl darauf angewiesen, dass er für das Bauprojekt eine Ausnahmegenehmigung erhält. Denn der gewerblich zu nutzende Anteil an dem Bauvorhaben fiele so gut wie weg. Rein rechtlich betrachtet, ist unklar, wie Studentenheime zu bewerten sind. Als Gewerbe wie Hotels? Oder müssen sie als Wohnungsbau gelten?

Der neuerliche Antrag an den Stadtrat, den Hans Hartl der SZ vorlegte, hebt darauf ab. Hartls Kompromisslinie sieht so aus: Er verzichtet auf einen Teil des bereits genehmigten Baurechts. Durch die Verkleinerung fielen Baumaßnahmen weg, die vor allem für die Organisation des Busverkehrs zu einem Hotel nötig wären. Da es keine oberirdischen Parkplätze bräuchte, würden die Anwohner durch zusätzlichen Verkehrslärm nicht belastet. Schließlich sichert Hartl der Stadt in dem Antrag zu, die künftige Nutzung in einem Grundbucheintrag ohne jegliche Fristen verbindlich auf Studentenappartements zu beschränken.

Die ungefähr 23 Quadratmeter großen Wohnungen sollen verkauft werden. Allerdings müssen sie einer erst noch zu gründenden Betreibergesellschaft zur Verwaltung überlassen werden. Die will Hartl nach eigenen Angaben selbst führen, um die Idee eines tatsächlichen internationalen Studentenwohnheims zu realisieren: "Natürlich ist das mein geistig-seelisches Projekt, für das ich die Verantwortung übernehme." Hartl kehrt zwar nicht nach Dachau zurück, aber ganz weg bleibt er doch nicht.

© SZ vom 15.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: