Dachau:Widerstand bei Autoliv

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Die Arbeitnehmer wehren sich: Der Betriebsrat möchte gegen geplanten Stellenabbau vorgehen.

Von anna-sophia lang, Dachau

Beim Automobilzulieferer Autoliv regt sich Widerstand gegen den geplanten Stellenabbau. Wie Frank Petrus, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender in Dachau und Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Autoliv in Deutschland, mitteilt, strebt der Betriebsrat Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag an. Denn im Gegensatz zu einem Sozialplan könnten die Mitarbeiter des Dachauer Werks dann selbst Einfluss nehmen: Während ein Sozialplan zwischen Betriebsrat und Arbeitgeber geschlossen wird, sitzt bei Verhandlungen zu einem Sozialtarifvertrag neben dem Betriebsrat die Gewerkschaft IG Metall mit im Boot. Über Vereinbarungen zwischen den Verhandlungspartnern stimmen dann die Gewerkschaftsmitglieder auf einer Versammlung per Mehrheitsentscheid ab. Wird die Vereinbarung abgelehnt, haben sie das Recht, zu streiken. Insgesamt stehen ihnen also mehr Druckmittel zur Verfügung.

Damit Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag geführt werden können, müssen mindestens 50 Prozent der Mitarbeiter des Werks in der Gewerkschaft sein. Wie Petrus mitteilt, finde "ein aktiver IG-Metall-Mitgliederzulauf" statt. In eineinhalb Wochen soll dann die erste grundlegende Mitgliederversammlung stattfinden. Außerdem will der Betriebsrat Informationsstände in den verschiedenen Bereichen des Unternehmens aufstellen. Dort können die Mitarbeiter Fragen zum Stellenabbau an den Betriebsrat stellen. Petrus will so "nah am Mitarbeiter" sein. Zudem hat der Betriebsrat bereits eine Rechtsanwältin beauftragt. Zusammen mit einem Gewerkschaftssekretär soll sie die Verhandlungen mit dem Konzern führen.

Beim Automobilzulieferer Autoliv sollen bis 2017 rund 160 Stellen gekürzt werden. Jeder zweite Mitarbeiter in der Produktion würde damit seinen Job verlieren. Im Bereich Engineering würde es jeden vierten treffen. Der global agierende Konzern steht finanziell gut da, verlagert aber seine Produktion immer weiter nach Osteuropa. Als Grund wird der Preisdruck angegeben, den die Kunden ausüben. Zu ihnen zählen Automobilkonzerne wie BMW. Das Dachauer Werk ist neben dem Standort Elmshorn bei Hamburg das einzig in Deutschland verbliebene Werk des Zulieferers, in dem noch produziert wird. "Wir wissen nicht, was nach 2017 passiert", sagt Frank Petrus im Hinblick auf diese Entwicklung. Auch deshalb will er die IG Metall in die Verhandlungen mit einbeziehen. Über eine Beschäftigungssicherung nach 2017, sagt der Betriebsratsvorsitzende, könne die Gewerkschaft erfolgreicher verhandeln.

© SZ vom 15.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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