Dachau:"Wenn der Strom ausfällt, ist es eben so"

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Charlotte Köhler, Vorsitzende des Landkreisseniorenbeirates, organisierte eine Informationsveranstaltung zur IP-Telefonie mit einem Telekomvertreter. (Foto: Toni Heigl)

Senioren wollen alles zur Internet-Telefonie wissen. Ein Vertreter der Telekom versucht, ihre Fragen zu beantworten

Von Kathrin Pleva, Dachau

Immer wieder rufen ältere Bürger beim Kreisseniorenbeirat Dachau an. Der Grund: die sogenannte IP-Telefonie, Internet Protokoll Telefonie. Die Senioren berichten von häufigen Anrufen und Hausbesuchen der Telekom, die Mitarbeiter bieten ihnen neue Verträge an. Das verunsichert sie. Aus diesem Grund hat Charlotte Köhler, die für den Seniorenbeirat zuständig ist, eine Informationsveranstaltung organisiert. In den großen Sitzungssaal des Landratsamtes eingeladen hat sie nicht nur die beunruhigten Telefonkunden , sondern auch den Leiter für Kommunikation Infrastrukturausbau der Telekom, Markus Jodl. Dieser bemühte sich, den 15 Senioren Rede und Antwort zu stehen.

Charlotte Köhler beschreibt zu Beginn der Veranstaltung, dass ihre Generation, die sich mit der neuen Technik beschäftigen muss, oft auf dem Schlauch stehe. Doch diesen Eindruck machen die Zuhörer gar nicht. Präzise Fragen zu Routern, Servern und Anschlüssen bringen den Experten beinahe ins Schwitzen. Die Zuhörer hinterfragen kritisch und notieren fleißig mit.

Der Telekomvertreter kann Fragen, warum es immer noch Funklöcher gibt und wie teuer einen die "IP-Geschichte" kommt, nicht immer ad hoc beantworten. Häufig weicht er aus und erläutert nur, dass die Telekom kein Versorger sei, sondern ein privatwirtschaftliches Unternehmen. Es könne seinen Service nicht überall anbieten, die Angebote müssten sich auch rechnen.

Jodl wirkt entspannter, als er seine Präsentation beginnt und die Vorteile der "Technik der Zukunft" darstellt. Sie solle eine schnellere Verbindung, höhere Qualität und Bandbreite bringen. Das Angebot der Internet-Telefonie "kann man annehmen oder nicht". Die Senioren wollen wissen, ob sie etwas tun müssten, wenn sie nur ein analoges Telefon besäßen. Jodl antwortet, es werde von der Telekom umgeschaltet - "ohne Kosten". Habe man einen Internetanschluss und das Fernsehen ebenfalls von der Telekom, müsse man den Vertrag ändern und auf einen Router umstellen - wie dieser anzuschließen ist, demonstriert Jodl anhand eines Modells. Die Telekom würde nur kündigen, wenn alte Verträge nicht mehr den neuen Anforderungen entsprächen. Dann könne man wechseln.

Auf die Nachfrage, weshalb überhaupt auf IP umgestellt werde, sagt Jodl: "Die Technik ist so: Bestimmte Sachen werden abgesetzt." Seit 2006 stelle die Telekom etwa 70 000 Kunden pro Woche auf die neue Technik um, bis 2018 soll ganz Deutschland mit IP-Telefonie ausgestattet sein. Für die Telekom sei dies eine einfache Rechnung: Statt mehreren Kabeln sei nun nur noch das "Internet-Kabel" nötig, was für das Unternehmen deutlich günstiger sei. Das Internet-Kabel funktioniere wie eine "eierlegende Wollmilchsau", mit der man das Fernsehen, Handy, Internet und Telefon bedienen könne. Jodl wies darauf hin, dass 99,8 Prozent keine Schwierigkeiten hätten und Probleme nur bei Einzelfällen aufträten. Allerdings, so merken die Zuhörer an, werde es problematisch, wenn der Strom ausfalle. Dann würde auch der Hausnotruf nicht mehr funktionieren. Der Telekomvertreter sah sich dafür nicht zuständig, diese Geräte würden nicht von ihnen gestellt. "Wenn der Strom ausfällt, ist es eben so."

© SZ vom 27.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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