Dachau:Von wegen Langeweile

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Warum Kulturamtsleiter Tobias Schneider seine Tätigkeit immer noch spannend findet. Ein Gespräch über den Kulturetat 2017

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Zuerst die eine Frage, wie jedes Jahr zu den Etatberatungen des Stadtrats. "Herr Schneider, ist es Ihnen nicht allmählich fad?" Seit mehr als zehn Jahren organisiert Kulturamtsleiter Tobis Schneider Veranstaltungen, kümmert sich um Zuschüsse für Vereine und achtet auf interessante Ergänzungen. Aber so richtig Spektakuläres, wie der Musiksommer, kommt nicht hinzu. Kann wohl auch nicht, außer die Stadt würde ein richtiges Musikfestival aufbauen oder sich entscheiden, überregional bedeutende Ausstellungsprojekte zu organisieren. "Nein", antwortet Schneider auf die Frage. Also keine Langeweile.

Dann erzählt er von Dachauern, mit denen er gerade über Möglichkeiten jugendlicher Programme redet. Mit der Gruppe Zimt und Sterne um mehrere junge Frauen habe gerade ein Brainstorming begonnen. Mehr wolle er nicht verraten. Die Initiative von Florian Marschall, der gemeinsam mit Martin Off und Heiko Klohn aus dem Wasserturm für eine Nacht einen "Bluestower" schuf, gefiel ihm außerordentlich. Die Reihe "Dachau liest", dieses Jahr übrigens mit Martin Walser, hat sich etabliert.

Schließlich könnten die nächsten Jahre, kulturpolitisch gesehen, noch sehr spannend werden. Denn bis zum Jahresende wird die Machbarkeitsstudie für ein Arbeiter-Industriemuseum auf der MD-Brache in der Innenstadt erwartet. Dann muss der Stadtrat entscheiden, ob er es mit dem Bezirk Oberbayern realisiert. Der Bezirk tritt auch als überregionaler Kulturförderer auf. Wenn ein solches Museum gebaut würde, müsste die Zukunft der kommunale Neuen Galerie oder der Künstlervereinigung Dachau debattiert und langfristig justiert werden. Bleibt also die Neue Galerie oben in der Adenauer-Konrad-Straße? Und ist die KVD in der Galerie in der Kulturschranne richtig untergebracht? Oder müssten man beide nicht mit dem Museum zusammenschließen?

Langweilig hören sich die Zukunftsaufgaben nicht an. Außerdem ist Schneider bemüht, den Status quo in Zeiten zu halten, in denen die Stadt finanzielle Probleme zu lösen hat. Er betrachtet es als Erfolg, dass der Kulturetat für das Jahr 2017 wieder bei vier Prozent der Gesamtsumme liegen dürfte. Das sind vier Millionen Euro. In dem Betrag sind die gesamten laufenden Kosten für Veranstaltungszentren wie das Ludwig-Thoma-Haus.

Spannend wird die Frage, ob es Schneider gelingt, die Stadträte davon zu überzeugen, die Stadtbibliothek auf dem ehemaligen Postschulgelände zu erweitern. Dazu müsste das ehemalige Versorgungsgebäude, in dem die Artothek untergebracht ist, um einen Veranstaltungsraum für Kinderlesungen für 80 000 Euro erweitert werden. Der Kulturausschuss zögert noch.

Eine weitere Frage ist, ob Dachau den historischen Maibaum des Malers Richard Huber sanieren und auf dem Unteren Markt aufstellen soll. Huber war einer der wichtigsten Künstler der ersten Jahrzehnte der Nachkriegszeit. Sein Enkel Christian Maria soll die Schilder restaurieren. Sie liegen im Dachstuhl des Bauhofs. Aber was wäre, wenn Vereine federführend aufträten? Dann könnten die Kosten von schätzungsweise 39 000 Euro verringert werden, meint der Kulturausschuss. Schneider führt jetzt Verhandlungen.

Besonders wichtig wird die Zukunft des Musikheims der Knabenkapelle in Dachau-Ost. Denn der Saal dort, davon ist Schneider überzeugt, könnte zu einem Schmuckstück für den Stadtteil werden. Das Musikheim gilt als sanierungsbedürftig. Der Kulturausschuss gewährt 30 000 Euro, damit Lärm-, Brand- und Wärmeschutz verbessert werden. Außerdem soll die Knabenkapelle in die Planungen für eine umfassende Sanierung eintreten.

Besonders freut Schneider dass die Stipendien für die Ruckteschell-Villa in Dachau begehrt sind. Der Singer-Songwriter Jan Fisher wird dort einziehen. Er ist am Samstag, 19. November, 20 Uhr, in der Schranne zu hören.

© SZ vom 29.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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