Ausstellung:Vom Moosdorf zum Dachauer Stadtteil

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Das P-Seminar des Ignaz-Taschner-Gymnasiums hat Augustenfeld historisch erforscht.

Von Franziska Hofmann, Dachau

Vor hundert Jahren war Dachau ein ländlicher Ort in einer Mooslandschaft. Im Westen war ein weithin sichtbares Gebäude der Fixpunkt, Obere Moosschwaige genannt. Sie war ein Zentrum von Kunst und Kultur während der Zeit der Künstlerkolonien in Europa. Das Gebäude steht sauber renoviert da und beherbergt die Räume für die Kunsterziehung am Ignaz-Taschner-Gymnasium. Aber es ist kein Solitär mehr. Denn aus Augustenfeld wurde ein Stadtteil mit einem eigenen Schulzentrum und der Schleißheimer Straße als Hauptverkehrsader. Vor 250 Jahren war der heutige Stadtteil sogar nur eine riesige Moorlandschaft. Erst 1801 hat Kurfürst Max I. beschlossen, eine Mooskolonie zu errichten und das Gebiet in viele kleine Siedlerstellen aufgeteilt.

Jetzt hat das P-Seminar des Ignaz-Taschner-Gymnasiums die Geschichte des Stadtteils erstmals genauer erforscht. Auch Geschichtslehrerin Hedwig Bäuml engagierte sich und recherchierte die Geschichte der katholischen Pfarrei Sankt Peter. Ihr liegt das Projekt besonders am Herzen: "Wir haben hier unsere Heimat gefunden. Ich wohne die Hälfte meines Lebens im Augustenfeld." Privat ist sie für die Pfarrei Sankt Peter tätig und hat für sie zum Kirchenjubiläum vor ein paar Jahren eine Chronik erstellt. Dabei hat Bäuml bemerkt, wie wenig Informationen es über Augustenfeld gibt. Deswegen bot sie das Projekt-Seminar an. Jetzt ist die Ausstellung im Gymnasium zu sehen.

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(Foto: Toni Heigl)

So sah die Schleißheimer Straße in Dachau einmal aus - ländlich anheimelnd mit Dackel.

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(Foto: Toni Heigl)

Die Obere Moosschwaige...

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(Foto: Toni Heigl)

...ist originalgetreu saniert worden.

Auf zwei großen Stellwänden mit insgesamt 16 Flächen haben die Schüler Plakate angebracht, die in ihre jeweiligen Themenbereiche untergliedert sind. Der Rundgang beginnt mit der allgemeinen Geschichte der ehemaligen Gemeinde und jetzigen Stadtteils und geht über in die Biografie der Namensgeberin Prinzessin Auguste Amalie. Dann folgt ein bildlicher Vergleich von früher und heute, wonach ein Plakat über die Kriegsdenkmäler kommt. Weiter geht es mit der Landwirtschaft in Augustenfeld, der Chronik von Sankt Peter und der Wohnanlage der ehemaligen königlichen Pulver- und Munitionsfabrik. Dann gibt es ausführliche Informationen über die Malerei und Künstlervillen des Viertels, worauf die Geschichte der Oberen Moosschwaige folgt. Abschließend werden die Schulen und der Sportverein TSV 1865 beschrieben.

Zusätzlich zu den informativen Plakaten hat das P-Seminar alte Werke organisiert, die auch mit ausgestellt sind. So hängen an den Stellwänden einige Gemälde der Moosschwaige, und in einem Schaukasten kann man Bücher der ehemaligen Besitzerin der Moosschwaige Elly Petersen sehen. Eine Höhepunkt ist ein altes Wegekreuz, das bis vor etwa 30 Jahren an der Moosschwaige stand und seitdem in deren Keller verwahrt wurde. Eigens für die Ausstellung im Ignaz-Taschner-Gymnasium wurde es wieder hervorgeholt. Zudem kann man die Original-Holzschnitte von Otto Wirschings "Hamlet" betrachten. Für viele Künstler war das Augustenfeld früher ein Ort der Inspiration. Gymnasiastin Marion Dietzel hat sich mit diesem Phänomen näher beschäftigt. Sie sagt: "Es war das besondere Licht und die Atmosphäre, die die Künstler anzog. Die Moosschwaige war dabei das Motiv Nummer eins." Kein Wunder, dass Dachau auch wegen Augustenfeld zur wichtigen Künstlerkolonie Europas und zu einer der damals bedeutendsten Künstlerstädte Deutschlands wurde.

Weithin sichtbar war die Obere Moosschwaige, einst ein Zentrum von Kunst und Kultur. Repro: Toni Heigl (Foto: Toni Heigl)

Informationen, die heute fast keiner mehr weiß und Bilder, Bücher und Gegenstände, die jahrelang niemand gesehen hat, all das sehen die Besucher der Ausstellung in der Aula des Ignaz-Taschner-Gymnasiums. Zur Eröffnung der Ausstellung "Augustenfeld gestern und heute" erschienen neben zahlreichen Gästen auch Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und Landrat Stefan Löwl (CSU).

Bis zum 22. Januar kann man die Ausstellung "Augustenfeld gestern und heute" in der Aula des Ignaz-Taschner-Gymnasiums, Landsberger Straße 1, sehen. Von Montag bis Freitag hat sie von acht Uhr bis 15.30 Uhr geöffnet.

© SZ vom 14.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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