Dachau:SPD strebt weitere Fachoberschule an

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Die Sozialdemokraten wollen eine FOS mit neuen Fachrichtungen in den Schulentwicklungsplan aufnehmen. CSU und Freie Wähler sehen darin eine Gefahr für die Standorte Karlsfeld und Indersdorf.

Von Gregor Schiegl, Dachau

Noch gibt es keine staatliche Berufliche Oberschule im Landkreis, die zusammen die drei Fachrichtungen Technik, Gesundheit und Internationale Wirtschaft abdecken würde. Das empfindet die SPD-Kreistagsfraktion als Defizit. Sie fordert die Einrichtung einer entsprechenden Fach- oder Berufsoberschule in den Schulentwicklungsplan aufzunehmen. CSU und Freie Wähler nehmen den Antrag skeptisch auf und fürchten eine gefährliche Konkurrenz für die gerade erst auf den Weg gebrachte Fos Markt Indersdorf, vor allem aber für die private, aber staatlich anerkannte Fos in Karlsfeld. Wolfgang Offenbeck, Sprecher der CSU-Kreistagsfraktion, sieht in dem Antrag der SPD sogar den Versuch, einen "Paradigmenwechsel" in der "seit Jahrzehnten erfolgreichen Schulpolitik des Landkreises" herbeizuführen.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Harald Dirlenbach, begründet den Antrag mit der wachsenden Zahl"leistungsstarker Schüler", die sich für die Realschule entscheiden. "Viele von ihnen wollen nach der Mittleren Reife ihre Schullaufbahn an einer Fachoberschule fortsetzen." Deshalb werde die Nachfrage in dieser Schulform künftig stark steigen. Bisher gibt es nur eine private Fachoberschule in Karlsfeld. Eine weitere private Einrichtung in Markt Indersdorf sei zwar geplant, beide zusammen könnten aber mit ihrer Fokussierung auf Sozialwesen, Wirtschaft und Verwaltung nicht alle Fachrichtungen abdecken, auch wenn in Karlsfeld ab kommendem Schuljahr Angebote im Sektor Agrartechnologie, Bio- und Umwelttechnologie und Gestaltung geschaffen werden.

Es fehlten vor allem Angebote in den wichtigen Bereichen Technik und Gesundheit, sagt der SPD-Landtagsabgeordnete Martin Güll. "Eine Fachoberschule mit Schwerpunkt Technik könnte in enger Anbindung an die staatliche Berufsschule entstehen. Hier wären nicht nur räumliche sondern auch personelle Synergien möglich." Darin sei er sich mit dem Schulleiter der Berufsschule, Johannes Sommerer einig, der sich gut vorstellen könne, eine Fachoberschule mit den Schwerpunkten Technik und Internationale Wirtschaft mit seinen Lehrkräften zu begleiten. Weil eine solche Schule nicht auf Dauer mit der Beschränkung auf eine einzige Fachrichtung zukunftsfähig sei, wünscht sich Güll genau diese Erweiterung um die Bereiche Gesundheit und internationale Wirtschaft. Wolfgang Offenbeck, Sprecher der CSU-Kreistagsfraktion, reagiert skeptisch. "Die Forderungen der SPD sind an sich richtig, aber das nützt den Schülern und Eltern nichts." Wenn ein Plan erstellt werde, könne es zehn Jahre dauern, bis dieser umgesetzt werde - wenn er bis dahin nicht sowieso schon Makulatur sei. "Unser Schulsystem in Dachau war immer sehr pragmatisch und hat versucht, die vorhandenen Kapazitäten, aber auch die Qualitäten des Landkreises strategisch zu nutzen, beispielsweise über Kooperationen", sagt Offenbeck. Damit sei der Landkreis immer gut gefahren. Eine neue Fos in Dachau berge auch Risiken: "Der Standort Karlsfeld könnte dadurch kannibalisiert werden."

Diese Sorge teilt Josef Baumgartner von den Freien Wählern. "Hier würde man eine Konkurrenzsituation schaffen", warnt er. Um den Standort Markt Indersdorf habe der Kreistag ringen müssen. Eine Fos auf dem Land sei aber sehr wichtig. Für den SPD-Antrag zeigt er wenig Begeisterung. "Man sollte jetzt nicht wie wild in alle Richtungen schießen."

© SZ vom 24.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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