Dachau:Selbstdiagnose des Dachauer Klinikums

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Geschäftsführung um Christoph Engelbrecht will Service, Sauberkeit und Pflege schnell und erheblich verbessern

Die Geschäftsführung der Helios Amperklinikum AG weist den Eindruck eines Pflegenotstands am Dachauer Klinikum zurück, der sich in den vergangenen Wochen vor allem in den sozialen Medien wie Facebook oder Dachauer Ratsch verfestigt hat. Allerdings sieht Geschäftsführer Christoph Engelbrecht mehrere Problemfelder wie die unzureichende Sauberkeit am Klinikum, die seiner Ansicht nach in den vergangenen Wochen und Monaten zu der teils scharfen Kritik am Dachauer Klinikum geführt hätten.

Der Betriebsratsvorsitzende Claus-Dieter Möbs hält die Notstandsdebatte für irrelevant. Denn dazu bräuchte es klare Richtlinien darüber, um wie viele Patienten sich eine Pflegekraft je nach medizinischer Erfordernis kümmern kann. Diesen Maßstab verweigerten Bund und Arbeitgeber. Außerdem könne er sich auf sein Gefühl und die Gespräche mit der Belegschaft verlassen: "Sie arbeitet am Limit." Er empfiehlt der Geschäftsführung: "Wenn Pflegedirektor René Marx mit den Angestellten öfter sprechen und in sie hineinhören würde, dann wüsste er Bescheid und führte nicht ständig irrelevante Statistiken an."

Der ärztliche Direktor Horst-Günter Rau will die Überlastung nicht in Abrede stellen. "Im Sommer waren wir alle platt. Deshalb ist es auch zu Verschlechterungen in der Pflege gekommen." In der Zeit sei der Krankenstand unter dem Personal so hoch wie seit Jahren nicht mehr gewesen. Gleichzeitig aber habe die Arbeit enorm zugenommen. Aber er konzidierte im Gespräch mit der SZ strukturelle Fehler und organisatorische Versäumnisse, die durch die Sommermonate brennglasartig deutlich geworden seien.

Vor der Anhörung über die Probleme am Dachauer Klinikum am Freitag im Kreistag skizzierten Rau, Geschäftsführer Christoph Engelbrecht und Pflegedirektor Marx Pläne zur Reorganisation des Hauses. Ziel dabei sei es, die Pflege von "fachfremden Tätigkeiten" zu entlasten. Sämtliche Bereiche, die der Pflege zuarbeiten, würden neu geregelt. Rau erwartet sich von den Maßnahmen ein besseres Verhältnis zu den Patienten: "Eine Entlastung des Berufsstands Pflege merken die Patienten sofort. Ich hoffe, dass die Zufriedenheit steigt." Schon vor ungefähr acht Jahren attackierte die Gewerkschaft Verdi das Klinikum, das damals noch mehrheitlich zur Rhönklinikum AG gehörte, wegen eines Personalmangels, der zu einer sogenannten gefährlichen Pflege führen könnte. Im Jahr 2014 übernahm die Heliosgruppe aus Berlin das Klinikum. In den vergangenen Monaten ist die Kritik zusehends schärfer geworden. Jetzt verspricht Geschäftsführer Engelbrecht, Service, Pflege und Sauberkeit erheblich zu verbessern.

© SZ vom 20.10.2016 / we - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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