Dachau:Postbank stockt Personal auf

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"Hier ist immer Stau", sagt eine Frau aus Karlsfeld, die in Dachau ein Paket abholen will und sich dazu in eine Schlange Wartender einreihen muss. (Foto: Toni Heigl)

Das Unternehmen reagiert auf die massive Kritik an den Schließungen der Dachauer Filiale und stellt drei neue Mitarbeiter bereit.

Von Gregor Schiegl, Dachau

Die Postbank hat auf die massive Kritik an den wiederholten außerplanmäßigen Schließungen der Dachauer Post reagiert. Seit dieser Woche beschäftigt sie drei zusätzliche Mitarbeiter am Finanzcenter Dachau. Der Betrieb läuft wieder normal, zumindest in den ersten drei Tagen konnten wieder alle Öffnungszeiten eingehalten werden. Der Sprecher der Postbank erklärte, die Abläufe in Dachau würden sicherlich im Laufe der Zeit noch besser werden. "Das Team formiert sich gerade." Die drei zusätzlichen Mitarbeiter seien unbefristet angestellt und sollten auch dauerhaft am Finanzcenter Dachau in der Bahnhofsstraße arbeiten. Durch sie können Personalausfälle künftig leichter aufgefangen werden.

Für die Dachauer Postkunden waren die vergangenen Wochen eine harte Geduldsprobe gewesen. Immer wieder standen sie vor verschlossener Tür. Nach mehreren Anläufen hatten manche es schon aufgegeben, ihr Paket abzuholen und ließen es zurückgehen. Für die spontanen Schließungen in den vergangenen Wochen war nach Auskunft der Postbank der hohe Krankenstand verantwortlich. Aus Gründen der Sicherheit sei für den Betrieb der Filiale eine Mindestbesetzung vorgeschrieben. Die wiederholten vorzeitigen Schließungen seien dem Umstand geschuldet gewesen, dass die diensthabenden Postbankmitarbeiter keine Vertretung für die Mittagspause gehabt hätten. Um ihre Stundenzahl nicht zu überschreiten, hätten sie früher zugesperrt.

Auch Mitarbeiter bekommen den Ärger der Kunden ab

In sozialen Netzwerken machten Dachauer Kunden ihrem Ärger Luft. "Wahnsinn", schimpften sie, "Unverschämtheit". Manche zogen über die Postbankmitarbeiter her, die für die Misere wenig können. Allerdings war ihr Umgang mit den genervten Kunden auch nicht immer ganz glücklich. Einmal wurde die überfüllte Filiale laut Kundenberichten einfach zugesperrt, eine Frau bekam Platzangst. Ein anderes Mal, berichtet eine Kundin, sei ihr Sohn mit anderen anstehenden Kunden wieder weggeschickt worden, weil die Öffnungszeit inzwischen abgelaufen war.

Bei einem Kurzbesuch der SZ am Freitagvormittag läuft der Betrieb wieder normal, drei Schalter sind besetzt. Eine kleine Schlange gibt es trotzdem. Acht Kunden warten. "Hier ist immer Stau", sagte eine Frau aus Karlsfeld. Sie ist wegen eines Pakets gekommen. Wie die meisten anderen auch. Deswegen ist bei vielen Kunden das Unverständnis groß, warum die Postbank nach wie vor keinen Schalter ausschließlich für Paketkunden bereithält; die wären schnell abgefertigt. Die Bankkunden kommen oft mit komplizierteren Anliegen und verursachen entsprechend lange Wartezeiten. Immerhin geht es beim Blitzbesuch am Freitagvormittag relativ zügig voran: Nach zehn Minuten liegt das Päckchen auf dem Schalter.

Strukturelles Problem

Wie viele Menschen nun insgesamt am Postbank-Finanzcenter Dachau beschäftigt sind, will der Sprecher "aus Sicherheitsgründen" nicht sagen. Nach Aussage der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat die Belegschaft einen relativ hohen Altersschnitt. Im Sommer seien zahlreiche befristete Beschäftigungsverhältnisse bei der Postbank ausgelaufen und nicht verlängert worden. Dachau ist kein Einzelfall. Auch an anderen Standorten, etwa in Milbertshofen, standen die Kunden während der offiziellen Betriebszeit immer wieder vor verschlossener Tür. Recherchen des Bayerischen Rundfunks belegen, dass es sich nicht um ein individuelles, sondern um ein strukturelles Problem handelt. Die Postbank spart an Personal, das kritisiert auch Verdi.

Die drei zusätzlichen Kräfte für Dachau hat die Postbank dementsprechend auch nicht neu eingestellt, sondern aus anderen Filialbereichen abgezogen. Bricht nun in deren alten Heimatfilialen der Betrieb zusammen? "Davon gehe ich nicht aus", sagt der Unternehmenssprecher. In Dachau läuft es jetzt jedenfalls wieder besser.

© SZ vom 05.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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