Dachau:Perfekte Harmonie und relaxte Strandatmosphäre

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Die Dachauer sind von ihrem neuen Stadtstrand begeistert - auch wegen der guten Musik: Die Hardrock-Truppe Lem Motlow überzeugte bei ihrem Konzert.

Anna Schultes

Eigentlich hat Patrick Schwaack kaum Zeit für eine Pause. Vor einer Woche hat der Eventmanager den Stadtstrand auf dem alten Postschulgelände eröffnet. Auch an diesem Donnerstagabend ist er ununterbrochen auf den Beinen, klärt Details mit dem Sicherheitspersonal, unterhält sich mit seinen Gästen oder schaut hinter der Bar vorbei. Doch als die Hardrock-Band Lem Motlow den Dachauer Musiker Aron Altmann und den Gitarristen Human D'Amadi zur spontanen Blues-Session einlädt, kann auch Schwaack nicht mehr anders. Wie viele der 200 Zuhörer zieht es ihn nach vorne zur Bühne.

Gemütlich ist es in den Liegestühlen am Stadtstrand in Dachau. Beim Unplugged-Konzert der Band Lem Motlow, die eigene Songs und Hardrock-Klassiker spielte, zog es trotzdem viele Zuhörer direkt vor die Bühne. (Foto: Toni Heigl)

Die fünf Musiker von Lem Motlow stehen für rauen Rock'n'Roll. Damit begeisterten sie ihre Fans erst Ende April im Münchner Club 59:1, wo sie ihr Debütalbum präsentierten. Die Konzerte von Sänger Toni Sarcinella, den beiden E-Gitarristen Jakob Betke und Michael Wagner, Schlagzeuger Julian Schmitzberger und dem neuen Bassisten Erwin Kulinyak sind laut - darauf kann man sich in der Regel verlassen. Aber das zeichnet ihre Musik nicht aus, die Songs sind stets instrumental anspruchsvoll. Das kommt an diesem Abend am Stadtstrand besonders gut zur Geltung, denn dort spielen die jungen Männer ein Akustikkonzert.

Damit passt die Musik perfekt zur entspannten Atmosphäre am Strand zwischen der Wirtschaftsschule Scheibner und der Stadtbücherei, wo die Menschen bereits am Nachmittag den warmen Frühsommertag genossen haben. Irina Morosow kommt aus der Nähe von Bielefeld. Gerade besucht sie ihren Freund in München - und in Dachau fühlt sich ihre Reise gleich noch ein wenig mehr nach Urlaub an. Die 21-Jährige hat es sich in einem der Liegestühle bequem gemacht, ihre Füße sind im Sand vergraben. "Es ist toll hier", sagt sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht. "Die Leute an der Bar sind nett und die Preise erschwinglich." Ein paar Meter weiter liegt Nicole Weber auf einem großen Sitzsack, daneben lädt ihr knapp zweijähriger Sohn Luis eine Portion Sand in die Schaufel seines Plastikbaggers. Von der Bühne ertönt die Akustikgitarre des Münchner Musikers Human D'Amadi. Gerade ist Soundcheck, später wird der 20-jährige Münchner vor Lem Motlow seinen ersten Auftritt haben. Weber und ihre Familie waren neugierig auf das neue Freizeitgelände. "Dachau braucht so etwas", findet sie. Ihre Erwartungen haben sich erfüllt, sie möchte auf jeden Fall wiederkommen.

Und da ist die Dachauerin bestimmt nicht die Einzige. "Wir bekommen sehr positives Feedback", sagt Veranstalter Schwaack. "Die Dachauer nehmen das Angebot an, und ich bin überwältigt von der angenehmen Atmosphäre." Beschwerden wegen zu lauter Musik oder ungestümer Gäste gab es bisher nicht. Es sei ihm wichtig, ein guter Nachbar zu sein, sagt Schwaack. Deshalb hat er bereits im Vorfeld Kontakt mit den Anwohnern aufgenommen und möchte bald einen Nachbarschaftsstammtisch veranstalten. Obwohl Schwaack in den vergangenen zwei Wochen nachts nicht mehr als vier Stunden geschlafen hat, wirkt er locker und zufrieden. Vor allem freut er sich, dass ein breites Publikum "vom acht Monate alten Baby bis zum 80-Jährigen" zum Stadtstrand kommt.

Beim Konzertabend mit Lem Motlow bietet sich dasselbe Bild; junge Menschen sind ebenso gekommen wie ganze Familien. Obwohl dunkle Wolken über der Stadt hängen, können sie die Musik lange im Trockenen genießen. Erst kurz vor Konzertende bricht das Gewitter los, es blitzt und donnert. Unbeeindruckt feiern die Zuhörer vor der Bühne im strömenden Regen weiter, als die Musiker den AC/DC-Klassiker "If You Want Blood" spielen. Manche flüchten direkt zu den Musikern unter das Bühnendach. Pünktlich um 22 Uhr beendet die Band ihr Konzert. Patrick Schwaack achtet genau darauf, dass zur abgesprochenen Zeit Ruhe herrscht. Vielleicht macht er an diesem Samstag ja eine Ausnahme. Denn wenn die Strandbesucher am Abend das Europameisterschaftsspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Portugiesen auf der Großbildleinwand verfolgen, sind Jubelschreie bestimmt auch nach 22 Uhr erwünscht.

© SZ vom 09.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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