Dachau:Nur mit Leuchtweste

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Aber viel zu wenig Erstklässler tragen die kostenlose Schutzkleidung. Kreisverkehrswacht, Stadt Dachau und Polizei stellen viele Aktionen zur Schulwegsicherheit vor und suchen noch Schülerlotsen - entscheidend aber ist die Mithilfe von Eltern und Autofahrern

Von Sven Röder, Dachau

- Einen Appell zu erhöhter Aufmerksamkeit im Straßenverkehr richtet die Kreisverkehrswacht zum Start des neuen Schuljahres an die Autofahrer. "Kinder haben nicht den Überblick und das Verständnis", sagte ihr stellvertretender Vorsitzender, Adrian Wiedenmann, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. "Die Verantwortung liegt bei den Eltern, Erwachsenen und bei allen Verkehrsteilnehmern." Für die Sicherheit auf dem Schulweg nimmt Wiedenmann auch die Eltern in die Pflicht. Ihre Aufgabe sei es, die Kinder rechtzeitig an das richtige Verhalten im Straßenverkehr heranzuführen, damit sie lernen, sich im Straßenverkehr eigenständig und sicher zu bewegen.

Die Verkehrserzieherin der Polizeiinspektion Dachau, Andrea Riederer, rät den Eltern, den Schulweg zu diesem Zweck bereits vor Beginn der Schulzeit mit den Kindern abzugehen. "Der Schulweg sollte dabei realistisch simuliert werden - also nicht sonntags, weil man da gerade mal Zeit hat, sondern am besten Montagfrüh um sieben Uhr im Berufsverkehr", sagt sie. Für den Schulweg sollten die Kinder auch immer rechtzeitig starten, damit sie nicht blindlings über die Straße hetzen, wenn die Zeit knapp wird, sondern sich erst gründlich umsehen, ehe sie losgehen.

Zum Schuljahresbeginn teilt die Polizeiinspektion den Erstklässlern kostenlos Leuchtwesten aus, damit sie im Straßenverkehr besser gesehen werden. Leider wird von ihnen nur wenig Gebrauch gemacht. Andrea Riederer findet es "erschreckend", wie wenig Kinder die Leuchtwesten anziehen. Wenn sie schon keine Leuchtweste tragen, sollte zumindest die Kleidung hell und leuchtend sein, hilfreich seien auch Schuhe oder Jacken mit Reflektoren. Viele Eltern fahren ihre Kinder auch mit dem Auto in die Schule, in der Annahme, das wäre am sichersten. Dem widerspricht die Fachbeauftragte für Verkehrserziehung und Unfallverhütung des Landkreises, Beate Rexhäuser: "Es ist nachgewiesen, dass Kinder, die ihren Schulweg alleine bewältigen, gesünder sind. Außerdem festigt es das Kind und macht es sicherer." Eltern, die ihre Kinder in die Schule fahren, behindern dadurch nicht selten den Verkehr um die Schulen, in der morgendlichen Hektik beachten sie meist gar nicht die Gefahren, die beim Wenden entstehen. Beate Rexhäuser warb daher auch für eine Abkehr von der "Drive-in-Mentalität", bei der Mütter ihre Kinder am liebsten bis vors Klassenzimmer fahren würden.

Auf dem Land ist die Situation eine andere, der Schulweg zu Fuß oftmals nicht zu bewältigen, die Distanzen sind zu groß. Diese Kinder fahren mit dem Bus. Doch auch das will gelernt sein. Rexhäuser bietet dafür eigens ein Bustraining an. Kinder sollen lernen, selbständig ein- und auszusteigen und sich im Bus richtig zu verhalten. Dazu gehört, sich nicht mit dem Schulranzen auf dem Rücken hinzusetzen, sondern ihn auf den Boden zu stellen. Rexhäuser rät auch, die Kinder möglichst bald selbständig mit dem Bus fahren zu lassen. "Die Busfahrer und älteren Schüler lernen dadurch die Kinder kennen und können mit darauf achten, dass die Kinder rechtzeitig aussteigen." Zusätzlich gehen die Verkehrserzieher in die ersten Klassen und klären über das richtige Verhalten im Straßenverkehr auf.

Die Kreisverkehrswacht macht Autofahrer bereits jetzt mit Bannern auf den kommenden Schulbeginn aufmerksam. Zusätzlich sind Fußgängerampeln mit Schildern versehen worden: "Nur bei Grün. Den Kindern ein Vorbild." Auch die Stadt Dachau trifft verschiedene Maßnahmen, um die Sicherheit der Schulkinder zu gewährleisten. Dazu zählen die Instandsetzung von Geh- und Radwegen, sowie zusätzliche Schutzstreifen für Radfahrer. In den Sitzungen des Dachauer Verkehrssicherheitskreises überprüfen die Mitglieder Schulwege, um unter Umständen Fußübergänge, Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Verkehrshelfer anzuordnen.

Ein Projekt, das allen Teilnehmern der Pressekonferenz am Herzen liegt, sind die Schulweghelfer. "Es ist ein Fakt, dass kein Schulweg so sicher ist wie derjenige, an dem Schulweghelfer positioniert sind", erklärt Verkehrserzieherin Riederer. Leider seien derzeit zu wenige ehrenamtliche Helfer im Einsatz. Die Stadt würde gerne weitere Gefahrenstellen absichern, dafür fehle jedoch das Personal. Hier sei Engagement gefragt. "Umso mehr Helfer sich beteiligen, desto größer ist die Entlastung für alle", sagte Wiedenmann. Die Schulung bei der Polizei ist für jeden und kostenlos.

© SZ vom 09.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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