Dachau:Naziparolen im Effner-Gymnasium

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Fremdenfeindliche Parolen auf der Jungentoilette des Effner-Gymnasiums: Direktor Kurt Stecher vermutet den Urheber im Schülerkreis. Nun ermittelt der Staatsschutz.

Astrid Zehbe

Ein Unbekannter hat am Montag die Wände der Jungentoilette des Dachauer Josef-Effner-Gymnasiums mit fremdenfeindlichen Parolen beschmiert. "Ein Schüler hat die Schmierereien mittags entdeckt und mich darüber informiert", sagt Schulleiter Kurt Stecher. Sofort habe er die Polizei gerufen und Strafanzeige gegen unbekannt erstattet, um den oder die Täter ausfindig zu machen. Die Abteilung für Staatsdelikte der Polizei in Fürstenfeldbruck ermittelt nun in dem Fall.

Dachauer Josef-Effner-Gymnasium: Ein Unbekannter hat die Wände der Jungentoilette mit fremdenfeindlichen Parolen beschmiert. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Es ist nicht das erste Mal, dass die Toilettenwände des Effner-Gymnasiums mit Edding-Markern verschmiert wurden. Bereits im vergangenen Schuljahr tauchten immer wieder Schmähungen gegen Lehrer sowie der unpolitische Schriftzug ATR (All Time Risk) in den frisch sanierten Toilettenkabinen auf. Mehr als 10.000 Euro beträgt der Schaden mittlerweile. Die Täter konnten bislang nicht ermittelt werden.

Im aktuellen Fall kennt Schulleiter Stecher keinen Spaß mehr. In einem Rundbrief wendete er sich am Dienstag an Eltern und Schüler und bat darum, sich mit sachdienlichen Hinweisen an die Schulleitung oder die Polizei zu wenden. "Wir müssen leider davon ausgehen, dass es sich bei den Tätern um Personen aus der Schule handelt", erklärt Stecher. Externe Personen, die das Gebäude betreten, würden sofort auffallen, so dass er diese Möglichkeit eher ausschließe, sagt Stecher. Ob die Täter tatsächlich eine rechtsradikale Gesinnung haben oder nur provozieren wollen, vermag er nicht zu beurteilen. "Die Spaßstufe wurde hier aber eindeutig verlassen", so der Direktor.

Darum werde er alle ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausschöpfen, um den Täter von der Schule zu verweisen und Schadenersatz in voller Höhe geltend zu machen: "An einer Schule, die seit Jahren bemüht ist, ihre Schüler und Schülerinnen zu Toleranz zu erziehen, können wir ein solches Verhalten nicht dulden", erklärt Stecher energisch. Von Seiten der Eltern und Schüler erhält er Rückendeckung für dieses konsequente Vorgehen. "Die Reaktionen zeigen, dass die Schmierereien großes Entsetzen hervorgerufen haben."

Ob es bereits Hinweise darauf gebe, wer die Tat begangen hat, darüber kann Stecher nichts sagen: "Die Ermittlungen liegen jetzt bei der Polizei." Ihm selbst seien die Hände gebunden, zumal eigene Ermittlungen in einem so sensiblen Bereich wie Toilettenanlagen sowieso nicht möglich seien. "Den Strafverfolgungsbehörden stehen wesentlich mehr Möglichkeiten zur Verfügung, den Fall aufzuklären", erklärt der Schulleiter.

Trotzdem wird es schwer, den Täter zu identifizieren. "An einem von so vielen Personen besuchten Ort ist die Spurensuche äußerst mühsam", erklärt Polizeisprecher Peter Grießer. Die Anhaltspunkte seien bislang gering. Trotzdem werde der Fall sehr ernst genommen.

© SZ vom 01.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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