Dachau:Mobile Barrieren

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Abgestellte Mülltonnen blockieren oft den Bürgersteig. Fußgänger müssen dann auf die Straße ausweichen. (Foto: Toni Heigl)

Mülltonnen auf Bürgersteigen und Gehwegen sind besonders für Menschen mit einer Behinderung ein gefährliches Hindernis. Das Problem ist aber kaum zu lösen. Der Sozialverband VdK fordert dazu auf, mehr Rücksicht zu nehmen

Von Deborah PortEjoie, Dachau

Das Problem ist so alt wie die Mülltonnen selbst: Auf Gehwegen und Bürgersteigen abgestellte Mülltonnen werden immer wieder zu Hindernissen für Menschen mit Behinderung oder Gehbeeinträchtigung. Sie erschweren oder verhindern ein problemloses Durchkommen. Oft müssen Betroffene dann auf die Straße ausweichen, was insbesondere für Menschen, die in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind, eine erhebliche Gefahr darstellen kann. Deshalb will sich der Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands (VdK) für die Betroffenen einsetzen.

Das dürfte jedoch ein schwieriges Unterfangen sein. Denn eine echte Lösung für das Problem sieht der Behindertenbeauftragte des Landkreises Dachau, Wolfgang Rettinger, nicht. Eigentlich sollten die Mülltonnen weder für Verkehr noch Personen eine Barriere darstellen. Trotzdem stehen sie immer wieder nicht nur Gehbeeinträchtigten und Menschen mit Behinderung im Weg, sondern etwa auch Personen, die einen Kinderwagen mit sich führen. "Dieses alte Problem ist ein Ärgernis. Aber es ist schwer zu lösen, weil der Landkreis in einer schwachen Position ist. Die Bürger wollen sparen", sagt Rettinger.

Der Vollservice nämlich, bei dem die Abfallunternehmen die Mülltonnen aus den Grundstücken holen, ist für die Bürgerinnen und Bürger teurer. "Das wollen wohl die meisten vermeiden", sagt Peter Kistler, Sachgebietsleiter für kommunale Abfallwirtschaft im Dachauer Landratsamt. Dass die Mülltonnen nicht in den Einfahrten, sondern auf den Gehwegen und Bürgersteigen stehen, sei jedoch nicht immer zu vermeiden. Aber die Tonnen sollten grundsätzlich erst kurz vor dem Entleeren aufgestellt und danach möglichst schnell wieder entfernt werden. "Niemand erwartet, dass eine Bürgerin oder ein Bürger von der Arbeit nach Hause fährt um die Tonnen wegzuräumen. Wenn das aber erst ein oder zwei Tage nach der Leerung passiert, ist das ärgerlich."

Falsch oder schlecht platzierte Mülltonnen gibt es in allen Gemeinden. Das hat der VdK bei Ortsbegehungen zum Beispiel in Bergkirchen dokumentiert. Und obwohl bis jetzt keine schnelle und einfache Lösung gefunden wurde, sei es wichtig, auf "Barrieren im Kleinen" aufmerksam zu machen, sagt Kreisgeschäftsführerin Stefanie Otterbein. "Denn oft wird man sich dieser Hindernisse erst bewusst, wenn man einmal selbst von Krankheit betroffen oder beeinträchtigt ist." Um das Problem nun anzupacken, wird der VdK das Gespräch mit Gemeinden, Stadt und Landratsamt suchen. Denn nur im Dialog und durch konstruktive Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern und Gemeinden könnten Verbesserungen insbesondere für Menschen mit Beeinträchtigungen erreicht werden, betont die VdK-Kreisgeschäftsführerin.

Neben der Unterstützung seitens der Politik wünscht sich der VdK eine Sensibilisierung für das Thema. Hausbesitzer, Mieter und Hausmeister, aber auch die Müllabfuhrunternehmen und ihre Mitarbeiter könnten versuchen, beim Hin- und Zurückstellen der Tonnen darauf zu achten, dass sie keine Beeinträchtigung für die Benutzer der Gehwege darstellen. Das sieht auch Behindertenbeauftragter Rettinger so. Er hat Verständnis dafür, dass die Bürger Kosten für die Müllabfuhr sparen wollen. Gleichzeitig appelliert er aber, aufeinander mehr Rücksicht zu nehmen.

© SZ vom 15.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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