Dachau:Mitten in die Dachauer Geschichte hinein

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Erstmals kooperieren die Museen von Stadt und Landkreis und präsentieren sich am Sonntag, 17. Mai, als Netzwerk. Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter hofft auf eine Initialzündung für die Zukunft und einen erfolgreichen Testlauf

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Die Idee von Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter besticht: Sie empfiehlt für Sonntag, 17. Mai, den Internationalen Museumstag, eine Radtour durch den Landkreis. Eine könnte über das Bezirksmuseum nach Großberghofen zum Huttermuseum führen und schließlich nach Altomünster ins dortige Museumsforum, wo eine wunderbare Malerin mit schicksalhafter und auch zweifelhafter politischer Vergangenheit in einer ersten Retrospektive seit Jahrzehnten in einer historisch-kritischen Ausstellung präsentiert wird. Eine solche Tour wäre eine Art kulturhistorische Fahrt, die mitten in die besondere Situation von Stadt und Landkreis Dachau hineinführt. Die Dachauer Malerin Maria Langer-Schöller war Matisse-Schülerin und NSDAP-Mitglied. Das Bezirksmuseum Dachau präsentiert Geschichte als Erzählung über die Amper. Und das Huttermuseum erinnert an zwei Menschen, die von dort in der Mission tätig wurden: beides Kinder von Sammler Simon Hutter. Der Vater war ein Kenner der Heimat, seine Zwillinge zog es in die Ferne. Nur einmal kehrten sie zurück, davon erzählt die Ausstellung auch in kuriosen Gegenständen. Übrigens führt der Radweg nur sanft hügelig durch das Dachauer Land. Wer verschnaufen will, kann in die neue S 2 Altomünster einsteigen.

Eine andere Tour könnte ebenfalls im Dachauer Norden enden, dann aber braucht es schon Kondition. Von Dachau ginge der Weg nach Haimhausen, wo das Heimatmuseum die Ausstellung "Sigmund von Haimhausen und die Geschichte der Porzellanmanufaktur Nymphenburg" eröffnet wird. Dann wäre als Kontrast in Ebersbach das Bauernmuseum von Alois Kammermeier dran, der in den alten Gebäuden selbst lebt. Für einen Abstecher lohnt das Pasenbacher Schaudepot, das zum Museumstag eröffnet wird und die historischen Wagen für den traditionellen Leonhardi-Ritt des Orts präsentiert. Den gibt es seit dem 17. Jahrhundert. Mit religiöser Geschichte geht es weiter im neuen Augustiner-Chorherren-Museum von Markt Indersdorf. Dort wird die Bandbreite der Geschichte des Klosters gezeigt; bis zur Aufnahme von Kindern, welche die Konzentrationslager überlebt hatten. Wer länger in Dachau verweilen will, kann das Bankenmuseum der Dachauer Volksbank besuchen und sich mit Kindern auf Schatzsuche begeben. Und wer besonders an der Alltagsgeschichte interessiert ist, dem ist neben dem Huttermuseum noch das Karlsfelder Heimatmuseum zu empfehlen.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Zum Internationalen Museumstag ist religiöse Kunst im Chorherren-Museum in Markt Indersdorf zu sehen.

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(Foto: Toni Heigl)

Im Huttermuseum reizt schon das historische Gebälk zum Besuch.

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(Foto: Peter Brunner, oh)

Stillleben mit Küchentisch von Maria Langer-Schöller. Das Aquarell hängt im Museum Altomünster.

Erstmals präsentieren sich die lokalen Museen gemeinsam in einem Flyer zum Internationalen Museumstag. Erstmals keimt die Hoffnung bei Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter und Landrat Stefan Löwl (CSU) berechtigterweise auf, diese Standorte könnten sich tatsächlich vernetzen. Geplant ist zum Sommer eine Broschüre als Monografie der einzelnen Museen, die zum Herbst hin um einen Internetauftritt ergänzt wird. Birgitta Unger-Richter sagte im Gespräch mit der SZ: "Darauf kann man aufbauen." Auf die Frage, was denn entstehen soll, antwortet sie: "Gemeinsame Themen."

Vor acht Jahren hatte Unger-Richters Vorgänger Norbert Göttler einen ersten zarten Versuch der Kooperation gestartet. Danach hatte der Regionalentwicklungsverein Dachau Agil sich der Idee angenommen und die Betreiber mit der Aussicht auf Zuschüsse der Europäischen Union eher verschreckt. Denn Agil wird nur dann gefördert, wenn ein entsprechendes Management vorgeschaltet wird. Die kleine Lösung sieht nun vor, dass die Zusammenarbeit kontinuierlich wachsen soll.

Vergangenes Jahr hatte Kreisheimatpflegerin Unger-Richter in einem Aufsatz für die Zeitschrift Amperland die Lage lokaler Museen verortet und auch die problematische Zukunft dargelegt. Die dezente Form des wissenschaftlichen Beitrags hat die Vertreter der Museen anscheinend überzeugt. Susanne Allers sagte als Vertreterin des Museums in Altomünster auf der Präsentation des ersten gemeinsamen Flyers zum Museumstag: "Wir hoffen vor allem, dass die Werbewirkung verstärkt wird." Und Elly Ott vom Augustiner-Chorherrenmuseum erwartet sich eine "vermehrte Nachfrage". Die Kosten sind nach Auskunft von Landrat Löwl "minimal": "Was mehr zählt, ist die Arbeitskraft."

© SZ vom 13.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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