Dachau:"Meine 7 Väter": Italien im NS-Widerstand

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Auf die Frage, wie er sich als Teil einer Familie fühlt, die zu den Legenden des Widerstands gegen die Deutsche Wehrmacht im zweiten Weltkrieg zählt, sagte Adelmo Cervi der österreichischen Tageszeitung Standard: "Mir ist es immer sehr schlecht gegangen mit den Heldengeschichten. Mir hat mein Vater gefehlt. Ich war vier Monate alt, als er hingerichtet wurde. Und mir hat auch die Mutter gefehlt. Denn die Frauen am Hof haben nach dem Tod der sieben Brüder den Hof weiterbetrieben und waren von früh bis spät auf dem Feld oder im Stall. Ich hatte als Kind niemanden, der mit mir kuschelte oder mir Geschichten vorlas." Mit elf musste er die Schule beenden und am Hof arbeiten. Die Familie musste sich entscheiden: entweder den Hof verlassen, den der Grundeigentümer verkaufen wollte, oder ihn unter enormen Anstrengungen und mit Kredit kaufen. Dazu entschloss sich Adelmos Mutter und deren drei Tanten. Jetzt, Jahrzehnte später, hat Adelmo Cervi die Geschichte seiner Familie aus Regio Emilia unter dem Titel "Meine 7 Väter - Als Partisan gegen Hitler und Mussolini" veröffentlicht. Am Samstag, 18. März, liest er aus seinem Buch im Dachauer Café Gramsci.

Die Familie Cervi ist eine antifaschistische Familie in der italienischen Region Reggio Emilia. Ihr Hof war zu Zeiten des Faschismus Anlaufstelle für viele Flüchtlinge. Darunter italienische Soldaten ebenso wie politische Gefangene und italienische Kriegsgefangene, die nach dem Sturz Mussolinis aus den Gefängnissen fliehen konnten. Nach der Besatzung Italiens am 8. September 1943 durch die Deutschen organisierten die Cervis den bewaffneten Widerstand. Anfang Oktober gingen die sieben Cervi-Brüder als Partisanen in die Berge.

Nach verschiedenen Aktionen in den Bergen und der Poebene wurden die Brüder vom faschistischen Militär festgenommen und der Cervi-Hof angezündet. Am 28. November 1943, wurden die sieben Cervi Brüder und ein Genosse innerhalb einer Racheaktion hingerichtet. Der Autor Adelmo Chervi ist der Sohn von Aldo Cervi, einer der hingerichteten Brüder. Er erinnert an die Geschichte seiner Familie. Dabei gibt er einen sehr persönlichen Einblick in den Alltag, das Denken und Handeln dieser bäuerlichen Familie zwischen Kirche und Kommunismus. Der Hof der Cervis ist heute ein Museum. Auf die Frage des Standard, ob er aus dem Haus weg wolle, antwortete er: "Es gab Momente der Wut, sogar Hass auf das Haus." Er sagte auch: Ich habe mich wieder angenähert. Es war klar, dass ich Teil der Geschichte bin."

Adelmo Cervi: "Meine 7 Väter - Als Partisan gegen Hitler und Mussolini", Verlag Mandelbaum in der Reihe Kritik&Utopie. Lesung im Café Gramsci, Samstag, 18. März, 19.30 Uhr.

© SZ vom 16.03.2017 / we - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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