Amperkliniken Dachau:Massiver Eingriff

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Dachau wird wieder regionales Geschäftszentrum von Helios. Diese Position hatte das Klinikum Pasing-West inne. (Foto: Niels P. Joergensen)

Nachdem der Vorstandsvorsitzende Martin Jonas überraschend gekündigt hat, baut die Helios GmbH die gesamte Regionalgeschäftsführung um.

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Innerhalb eines halben Jahres muss die Helios-Kliniken GmbH zum zweiten Mal den Posten des Vorstandsvorsitzenden der Amperkliniken AG in Dachau neu besetzen. Der wahrscheinlich Neue heißt Marcus Sommer und ist 42 Jahre alt. Mit der Personalie einher gehen umfangreiche strukturelle Änderungen. So wird Dachau wieder Sitz der Regionalgeschäftsführung für insgesamt elf Kliniken in Bayern und Baden-Württemberg. Diese Funktion hatten die Amperkliniken an die Helios-Klinik Pasing-West verloren.

Der Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden Bernward Schröter war nach einem ersten öffentlichen Eklat im August vergangenen Jahres erwartet worden. Damals hatte er sich in den Tarifauseinandersetzungen eindeutig auf Seiten des Personals gestellt. Helios-Regionalgeschäftsführer Martin Jonas war zunächst als Interimslösung geplant. Tatsächlich aber sah die Führung am Hauptsitz in Berlin in ihm bald Schröters Nachfolger. Jetzt hat Jonas zur Überraschung des Klinikkonzerns, wie Pressesprecher Heiko Leske mitteilt, gekündigt, um ein "sehr gutes" Angebot anzunehmen, wie es hieß.

Nachfolger Marcus Sommer muss noch vom Aufsichtsrat in Dachau bestätigt werden. Die Wahl gilt als sicher. Denn Landrat Stefan Löwl, der den Landkreis im Aufsichtsrat vertritt, hat der SZ bereits signalisiert, dass Marcus Sommer an ihm nicht scheitern wird. Löwl riskiert mit Sicherheit keinen Eklat mit der Helios-Konzernführung in Berlin, als deren Wunschkandidat Marcus Sommer gilt. Denn der Dachauer Landrat hat die Rückkehr der Regionalgeschäftsführung nach Dachau durchgesetzt.

Diese Entscheidung ist für den Landrat und die Kreispolitik von eminenter, symbolischer Bedeutung: Denn die Amperkliniken sind wegen der Beteiligung des Landkreises eine Aktiengesellschaft innerhalb des Helioskonzerns. Das heißt, dass die Unternehmenspolitik die Zustimmung des Aufsichtsrats in Dachau benötigt. Diese Sonderstellung sieht Löwl jetzt als bestätigt an. Als Helios die Mehrheitsanteile von 94,9 Prozent vor zwei Jahren von der Rhönklinikum AG übernahm, änderte sich die gesamte Geschäftspolitik. Das Unternehmen unterteilt sie in drei Ebenen, der bundesweiten, der regionalen und der operativen. Plötzlich war Dachau der dritten und damit untersten zugeordnet, wodurch das Selbstverständnis der Kliniken in Dachau und Markt Indersdorf und auch des Kreistags empfindlich beschädigt war.

Jetzt kehrt Dachau auf die zweite Ebene zurück und damit in den Sektor, in dem strategische Entscheidungen gefällt werden. Deshalb sagt Landrat Löwl: "Wir sind wieder nah am Informationsfluss. Wir sind jetzt wieder ein Stützpunkt." Davon erhofft er sich auch, dass sich bei strittigen Punkten innerhalb der Region-Süd ein Heimvorteil für Dachau ergeben könnte. "Dass sich der Vorstand dann doch für unseren Bereich entscheidet." Zu der Region zählen nun neben Dachau und Markt Indersdorf die Helios-Kliniken in Perlach-München und Pasing; dazu aus Baden-Württemberg Pforzheim, das Herzzentrum Karlsruhe, Rottweil, Breisach am Rhein, Titisee-Neustadt, Müllheim und Überlingen.

Helios-Pressesprecher Heiko Leske sieht die Rückkehr der Regionalgeschäftsführung nach Dachau als weniger bedeutend an. Auf die Frage, was sich jetzt dadurch für das Personal und die Patienten ändert, sagt er: "Nichts, überhaupt nichts." Außerdem: "Normalerweise hätte sich gar nichts verändert, wenn Jonas nicht gegangen wäre." Wie Landrat Löwl berichtet, hat "Jonas ein sehr gutes Angebot aus seiner Heimat" erhalten, das er nicht ablehnen wollte.

Eine echte Überraschung findet sich im Lebenslauf von Kandidat Sommer. Er war ein Rhön-Mann, wie einst Bernward Schröter. Er kommt also von dem Konzern, dem die Helios GmbH die Mehrheitsanteile abkaufte. Marcus Sommer studierte Betriebswirtschaft, beteiligte sich am Nachwuchsführungskräfteprogramm der Rhön-Klinikum AG, leitete mehrere Kliniken und war am 1. Januar 2014 Regionalgeschäftsführer von Helios für Baden-Württemberg geworden. Jetzt kommt Bayern hinzu.

© SZ vom 21.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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