Dachau:Leben im Hörhammerbräu

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Seit 14 Jahren steht das denkmalgeschützte Gebäude in der Dachauer Altstadt leer. Jetzt plant der neue Besitzer in dem traditionsreichen Wirtshaus 40 Mietwohnungen einzurichten

Von Viktoria Großmann, Dachau

Der Hörhammerbräu in der Dachauer Altstadt hat einen neuen Besitzer. Das Wohnungsunternehmen WU aus München hat das Gebäude, das seit 14 Jahren leer steht, übernommen. Das Familienunternehmen aus Grünwald plant, in dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude 40 Mietwohnungen einzurichten. Architekt und Mitinhaber der Firma, Christian Uez, erklärt, die Familie habe Erfahrung mit denkmalgeschützten Gebäuden. In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass die Gasträume im Hörhammer zu groß seien für eine wirtschaftliche Nutzung. Auf den zwei Etagen und auch im historischen Dachboden soll Wohnraum entstehen. Dabei will der Architekt die ursprüngliche Bausubstanz erhalten. Spätere Einbauten etwa aus den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts sollen entfernt werden.

Die Mauern des Hörhammerbräu sind Jahrhunderte alt. Das Gebäude auf dem Altstadtberg wurde zwischen 1740 und 1770 errichtet. (Foto: Toni Heigl)

Die ersten Maßnahmen werden die Dachauer schon in den nächsten Tagen wahrnehmen. Dann sollen einige der Bäume, die am oberen Hang wachsen, gefällt werden. Uez hat sich Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert herausgesucht. Sie zeigen den ursprünglich in Terrassen angelegten Hang. Am Hotel Ziegler ist diese Form erhalten. Auf dem Grundstück des Hörhammer, das bis zum Mühlbach hinunter reicht, soll dieser Zustand wieder hergestellt werden. Spätere Mieter könnten ihn als Garten nutzen. Die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt hat den Baumbestand begutachtet und die Fällungen genehmigt. Sie sind notwendig auch für den Erhalt des Gemäuers. Dieses bekommt von den Bäumen viel Schatten, die Mauern müssen aber dringend trocknen, erklärt Architekt und Unternehmer Uez. Er ist zuversichtlich: Die Jahrhunderte alte Substanz sei robust und halte viel aus. Das Gebäude wurde zwischen 1740 und 1770 errichtet. Auf dem Dachboden steht noch ein Trockenofen für die Gerste, die Brauereikeller reichen tief in den Altstadtberg hinein.

Denkmalschutz und Hanglage machen das Haus besonders, aber auch kompliziert für Investoren. (Foto: Toni Heigl)

Im Inneren des Hauses zeigen sich die Schäden, die in Jahren des Leerstands entstanden sind. Große Wasserflecken durch kaputte Dachrinnen und geplatzte Heizungsrohre, Moos und Schimmel haben sich an den Wänden gebildet. Hotelzimmer sind teils noch eingerichtet, dunkelbraun und grün - der Schick der Siebziger. Die Bäder sind offenbar vor nicht allzu langer Zeit renoviert worden. An der Rezeption hängt ein einsamer Schlüssel. Eine alte Zeichnung an der Korridorwand zeigt Zecher am Wirtshaustisch, in einer Vitrine im Ballsaal wurde eine Sammlung von Bierkrügen vergessen. Das verwinkelte Gebäude mit den verschiedenen Wirtsräumen, den Gästezimmern, dem Bereich für die Angestellten, Kellern und Boden bietet etwa 4500 Quadratmeter Fläche.

Im Januar 2002 hatte der letzte Pächter Bruno Nicolodi den Hörhammerbräu aufgegeben. Schon damals war von einer möglichen Wohnnutzung die Rede. Besitzer blieb die Salvator Immobilien AG. Der erste Investor, der sich einstellte, gab seine Pläne erschrocken vom Dachauer Wahlskandal schnell auf. 2011 interessierte sich der damalige Käufer der Koschade-Klinik auch für den Hörhammer. Aufgrund der Denkmalschutz-Auflagen sei das Gebäude jedoch nicht wirtschaftlich zu sanieren, sagte damals der Geschäftsführer des Unternehmens. Christian Uez vom Familienunternehmen WU ist zuversichtlich, ein wirtschaftliches Konzept gefunden zu haben. Die Stadt unterstütze das Vorhaben, sagt Uez.

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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