Dachau:"Kreuzzug gegen Bolschewisten"

Gedenkstätte erinnert an Überfall auf die Sowjetunion

Als Hitler-Deutschland am 22. Juni 1941 die Sowjetunion überfiel, gab es aus den Kirchen viel Zustimmung zum "Kreuzzug gegen den gottlosen Bolschewismus". An diese Schuldgeschichte wird im ökumenischen Gottesdienst zum 75. Jahrestag des deutschen Überfalls am Sonntag, 26. Juni, 11 Uhr, in der Evangelischen Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau erinnert. Im Mittelpunkt steht aber das Gedenken an die Millionen sowjetischen Opfer des Vernichtungskrieges. Karl Bonhoeffer hält eine Gedenkrede. Er wurde 1931 als Neffe des Theologen und späteren Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) geboren und ist seit den 1980er Jahren von dessen Friedensethik geprägt, bei den "Internationalen Ärzten für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung e.V." (IPPNW) in der Friedensbewegung aktiv. Bonhoeffer beklagt, wie wenig die Opfer und Orte des Vernichtungskrieges bis heute in der deutschen Erinnerungskultur vorkommen.

An der musikalischen Gestaltung beteiligt sich Mascha Sidorova-Spilker mit russischen Liedern. Die Sozialpädagogin ist in Sankt Petersburg aufgewachsen und leitet heute den Nachbarschaftstreff DOM - deutsch-russisches Haus für Begegnung, Bildung und Kultur in Landshut. Pfarrer Björn Mensing und Pastoralreferent Ludwig Schmidinger thematisieren die Verstrickungen von Protestanten und Katholiken im Vernichtungskrieg. Anders als beim deutschen Überfall auf Polen 1939 reagierte ein Großteil der kirchlichen Repräsentanten positiv. Der kirchliche Antikommunismus machte viele Christen anfällig für die Kreuzzugspropaganda der Nazis.

© SZ vom 21.06.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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