Dachau:Kosten im Brennpunkt

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Landkreis erhöht Förderung für Jugendsozalarbeit an der Grundschule Weichs - auch die Gemeinde soll mehr zahlen

Von Robert Stocker, Dachau

Die Grundschule in Weichs gilt als Brennpunktschule, weil einige Kinder aus problematischen Familien kommen. Dies ist ein Ergebnis der aktuellen Sozialraumanalyse, die der Landkreis erstellen ließ. Deshalb ist an der Schule Jugendsozialarbeit nötig, eine Aufgabe der öffentlichen Jugendhilfe, für die der Landkreis zuständig ist. Der Landkreis will deshalb einen Jugendsozialarbeiter einstellen, der als Halbtageskraft arbeiten soll. Die Kosten teilen sich die Kommune und der Landkreis. Der Staat bewilligt nur dann eine Förderung, wenn mindestens 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler einen Migrationshintergrund haben. Das ist an der Grundschule in Weichs nicht der Fall. Im Kreisausschuss entwickelte sich eine kontroverse Debatte, wer die staatliche Förderung übernehmen soll. Das Gremium einigte sich auf den Kompromiss, dass Landkreis und Gemeinde jeweils 50 Prozent des Betrags übernehmen.

Ursprünglich wollte der Landkreis die Halbtagesstelle mit 8180 Euro fördern. Weil die Voraussetzungen für eine freiwillige Förderung des Freistaats fehlen, ging es im Kreisausschuss um die Frage, ob der Landkreis die Förderung auf 16 360 Euro erhöht. Darüber gab es im Kreisausschuss einen Disput. Einige Kreisräte sahen die Gefahr, dass damit ein Präzedenzfall geschaffen wird. CSU-Kreisrat und Karlsfelds Bürgermeister Stefan Kolbe verwies darauf, dass seine Gemeinde keine zusätzliche Förderung des Landkreises bekommen habe. "Wenn Weichs die Jugendsozialarbeit haben will, muss die Gemeinde das auch stemmen." Landrat Stefan Löwl (CSU) erinnerte daran, dass die Jugendsozialarbeit Aufgabe des Landkreises ist. "Wenn der Landkreis sagt, wir brauchen an einer Schule Jugendsozialarbeit, dann übernimmt er auch die Kosten dafür." Klar sei aber auch, dass man dann bei jeder Brennpunktschule zustimmen müsse. "Jugendsozialarbeit spart aber auch Kosten in der Jugendhilfe."

Sebastian Leiß sieht das umgekehrt. Eine Aufstockung der Förderung durch den Landkreis führt für den Fraktionschef der Freien Wähler Dachau in die falsche Richtung. "Wir geben zusätzliches Geld aus, und ein Jugendsozialarbeiter findet bestimmt etwas, das zusätzliche Kosten verursacht." Wenn der Ausschuss einer höheren Förderung des Landkreises zustimme, "müssen wir bei allen Schulen ja sagen." Außerdem sei nicht jede Schule eine Brennpunktschule. Wenn der Staat eine Förderung verweigere, müsse diese Kosten die Gemeinde zahlen. Georg Weigl (ÖDP) plädierte dafür, dass der Landkreis die Kosten allein übernimmt. "Es geht nicht darum, einen Schulsozialarbeiter einzustellen, sondern um die Einführung der Jugendsozialarbeit an einer Schule. Wenn wir das präventiv machen wollen, muss der Landkreis das auch bezahlen." Michael Reindl von den Freien Wählern will "keine Bezugsfälle für die Zukunft schaffen". Deshalb sollte die Gemeinde die Förderung, die der Staat in diesem Fall nicht leistet, allein übernehmen. Laut Sozialraumanalyse gebe es in Weichs einen Bedarf für Jugendsozialarbeit, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Harald Dirlenbach. Im Grundsatz sei deshalb der Landkreis zuständig. "Muss nicht auch die Gemeinde einen Anteil leisten?", fragte CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Offenbeck. Der Staat habe auch in Karlsfeld nichts beigesteuert, die Gemeinde habe diesen Anteil selbst bezahlt. Wenn der Landkreis die Förderung in Weichs erhöht, "werden wir eine ganze Latte von Anträgen kriegen". Offenbeck plädierte für eine "gefühlte Gerechtigkeitslösung": 50 Prozent der staatlichen Förderung übernimmt der Landkreis, 50 Prozent die Gemeinde Weichs. Der Ausschuss stimmte diesem Vorschlag zu.

© SZ vom 12.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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