Dachau:Kampf um erneuerbare Energien

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Im Landratsamt Dachau kümmert sich eine Klimaschutzbeauftragte um das Erreichen der ehrgeizigen Ziele des Kreises. Kritikern wie der Grünen Marese Hoffmann reicht das nicht aus, es gebe zu viele Hemmnisse

Von Manuel Kronenberg, Dachau

Wenn jeder einzelne mithilft, davon ist Maria Niedermaier überzeugt, ist ein nachhaltiger Klimaschutz zu schaffen. Und auch die Begrenzung der Erderwärmung auf unter zwei Grad, wie es gerade im Klimaabkommen von Paris festgehalten wurde. Maria Niedermaier ist die Klimaschutzbeauftragte des Landkreises Dachau, zuständig für die Koordinierung von Landkreisprojekten und Öffentlichkeitsarbeit. Sie versucht ein stärkeres Bewusstsein für das Thema zu schaffen. Damit die Ziele, die sich der Landkreis gesteckt hat, auch erreicht werden.

Bis zum Jahr 2020 sollen im Vergleich zu den Werten von 1990 der Primärenergieverbrauch um 30 Prozent, der Stromverbrauch um zehn und der Ausstoß von Kohlendioxid um 40 Prozent gesenkt werden. Der Anteil erneuerbarer Energien soll auf 40 Prozent steigen. "Wir sind auf einem guten Weg", sagt Niedermaier. Aber: "Es ist nicht damit getan, Windräder aufzustellen." Man müsse auch auf Energieeinsparung und -effizienz setzen. Bei der Umsetzung sieht sie vor allem die Bürger, Unternehmen und Gemeinden in der Pflicht. Es gebe schon einige Gemeinden, die mit gutem Vorbild vorangehen. "Ganz aktuell ist das gemeinsame Klimaschutzkonzept von Petershausen, Haimhausen und Vierkirchen. Das ist eine sehr gute Sache." Auch beim Thema Verkehr passiere viel, sagt Niedermaier. So hätten viele Bürger in diesem Jahr bei der Stadtradeln-Aktion mitgemacht, bei der es darum geht, möglichst viele Kilometer mit dem Fahrrad zurückzulegen. Der Ausbau der Radwege gehe gut voran, und mit dem Ausbau der S2 sei auch im öffentlichen Verkehr ein großer Erfolg erzielt worden.

Dennoch: Das Thema müsse noch präsenter werden, meint Niedermaier. "Das sieht man schon daran, dass die Freien Wähler vor kurzem erst gefordert haben, das Amt der Klimaschutzbeauftragten abzuschaffen." Marese Hoffmann, die für die Grünen im Kreistag sitzt, stellt sich vehement gegen diese Forderung: "Das halte ich für geradezu absurd. Kommunikation spielt beim Klimaschutz eine wichtige Rolle. Deshalb müssen die Kompetenzen der Klimaschutzbeauftragten sogar ausgebaut werden."

Hoffmann ist im Gegensatz zu Niedermaier weniger optimistisch, was das Erreichen der Klimaschutzziele angeht. "Wenn wir in dem Tempo weitermachen wie bisher, dann erreichen wir die Ziele auf gar keinen Fall. Es geht nicht schnell genug, nicht intensiv genug und nicht engagiert genug." Die entscheidenden Stellen - der Kreistag, der Landrat, die Bürgermeister - zeigten noch zu wenig Eigeninitiative. Außerdem, findet Hoffmann, dürfe nicht die ganze Verantwortung an die Gemeinden abgegeben werden. Vor allem der Landrat müsse sich engagierter einsetzen: "Die Idee, dass der Klimaschutz eine Chefsache ist, die hat sich bis jetzt noch nicht herumgesprochen."

Insgesamt gebe es noch zu viele Hemmnisse, resümiert Hoffmann. Dazu zähle auch die Energiepolitik des Freistaats. Er setze nicht die richtigen Rahmenbedingungen für den Ausbau regenerativer Energien. So habe die Abstandregelung bei Windkraftanlagen viele Bemühungen, die es im Landkreis gab, auf Eis gelegt.

So sieht das auch Michael Eisenmann, Bündnis-Stadtrat und Vorstand der Bürgerstrom-Genossenschaft. Bürgerstrom hat sich zum Ziel gesetzt, die Energiewende voranzutreiben und die regionale Versorgung zu stärken. Zwei Photovoltaik-Anlagen wurden bereits im Landkreis errichtet. Doch die Windkraftpläne hätten die Regelungen der Staatsregierung zum Erliegen gebracht. "Es wird alles abgewürgt, was sinnvoll realisierbar wäre." Investoren gebe es keine mehr. Nur im privaten Verbrauch, etwa mit Photovoltaik-Anlagen auf Gebäuden, lasse sich die Nutzung von erneuerbaren Energien umsetzen.

Umso wichtiger ist es für Niedermaier, das Engagement der Bürger zu fördern, etwa mit der Vergabe des Energiepreises. Die Preisträger, so hofft sie, könnten andere zum Handeln bewegen. Auch Hoffmann findet, dass den Menschen die Dringlichkeit bewusster werden muss. "Der Klimaschutz ist nicht nur irgendein Pipifax, er ist elementar für die Lebensbedingungen im Landkreis."

© SZ vom 19.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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