Dachau:Jugendamt stößt an Grenzen

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Versorgung jugendlicher Flüchtlinge ist kaum zu stemmen

Welche Herausforderung die Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen für das Dachauer Jugendamt darstellt, haben Landrat Stefan Löwl (CSU) und Jugendamtsleiter Ulrich Wamprechtshammer beim Bürgerdialog in Karlsfeld vorige Woche bereits ausführlich erläutert. Umfassend setzte Wamprechtshammer nun auch die Mitglieder im Jugendhilfeausschuss des Kreistags ins Bild. Da bis zum Jahresende 100 junge Flüchtlinge, kurz UMFs genannt, im Landkreis leben sollen, kommen die bestehenden Jugendhilfestrukturen "an ihre Grenzen", so der Jugendamtsleiter. Denn der hohe Betreuungsstandard, den die Jugendhilfe vorgibt, lässt einen raschen Ausbau der Kapazitäten nicht zu. Sowohl geeignete Immobilien als auch Fachkräfte seien in der Region schwer zu finden. "Wir tun, was wir können", so Wamprechtshammer.

Bei der Betreuung der jugendlichen Flüchtlinge auf Pflegefamilien zu setzen, wie es Grünen-Kreisrat Ludwig Gasteiger anregte, sei vielleicht in besonderen Einzelfällen möglich, aber keine Lösung für die große Zahl der UMFs, so der Jugendamtsleiter. Für diejenigen, die eigenständig leben könnten, "haben wir schlicht den Wohnraum nicht in der Region", sagte SPD-Kreisrätin Silvia Neumeier. Weil viele junge Flüchtlinge traumatisiert seien, erinnerte Josef Mederer (CSU) an die "hohe Verantwortung" der Jugendhilfe und bat, die Jugendlichen "möglichst eng zu begleiten".

Nicht nur die Unterbringung und Betreuung der jungen Flüchtlinge hat der Landkreis zu leisten. Weil die Anerkennungsquote im Asylverfahren für Jugendliche mit 90 Prozent enorm hoch sei, "müssen wir uns auf diese jungen Flüchtlinge konzentrieren, sie müssen gut integriert werden", betonte Landrat Löwl. Weshalb der AWO-Kreisvorsitzende Oskar Krahmer den Zustrom junger Flüchtlinge trotz aller Probleme auch als "Riesenchance" sieht, angesichts des Fachkräftemangels in der Region. Weil menschliche Integration aber nicht von Amts wegen zu leisten ist, hat der Landrat noch vor der Sommerpause alle Schulleiter weiterführender Schulen eingeladen, um gemeinsam über integrative Schulprojekte zu beraten.

© SZ vom 18.07.2015 / pes - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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