Sommercamp in Dachau:Je offener, desto besser

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Die Künstlervereinigung Dachau präsentiert ein Sommercamp als experimentelles Miteinander.

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Die Idee der Künstlervereinigung Dachau (KVD) zum vierten Sommercamp in Folge führt mitten in die Organisation, deren Substanz und Anspruch hinein. Auf dem Höhepunkt der Krise vor ungefähr sechs Jahren entschieden sich die Mitglieder, ihren Verein zu öffnen. Sie verabschiedeten sich von der Exklusivität einer reinen Künstlerorganisation hin zu einer Art Zwitterwesen. Neben den bildenden Künstlern können nun auch Musiker oder Schriftsteller aufgenommen werden, dazu Dachauer Bürger, welche die Kunst fördern können. Anfang August soll ein Sommercamp stattfinden, das als eine Art offene Werkstatt geplant ist.

An ihr können sich Künstler verschiedener Bereiche und interessierte Laien beteiligen. Das Ziel ist dabei nicht, dass jeder für sich nette Kunstwerke schafft, die dann ausgestellt werden. Ziel soll vielmehr sein, ein Miteinander zu entwickeln. Also eine Offenheit, die den einen oder anderen zum Wunsch verleiten könnte, eine gemeinsame Idee zu verfolgen. Möglich wäre auch, dass Teilnehmer eine Bildidee auf unterschiedliche Weise realisieren. Denn die vier gemeinsamen Werkstattleiter sind die Malerin Inge Jakobsen aus Dachau, die Zeichnerin und Meisterin der japanischen Sumi-e-Tradition, Mayumi Yamakawa aus Hebertshausen, dazu Keramikerin Claudia Flach aus Dachau und der Kunstgrafiker Alfred Ullrich aus Vierkirchen. KVD-Vorstandsmitglied Jakobsen grenzt das Sommercamp von den sonst gängigen Workshops ab: "Wir machen keinen VHS-Kurs. Wir wollen nicht in Konkurrenz dazu treten."

Aber wie darf man sich dieses Sommercamp dann vorstellen? Ungefähr so: Ein Teilnehmer beginnt bei Jakobsen mit dem Malen und stellt fest, dass jemandem anderen gerade bei Claudia Flach Keramiken gelingen, die mit seinem Bild harmonieren. Sie könnten sich dazu entscheiden, gemeinsam weiter zu arbeiten. Es könnte auch sein, dass Tuschearbeiten bei Mayumi Yamakawa mit Grafiken bei Alfred Ulrich zusammenpassen. Vielleicht sogar so gut, dass die beiden Künstler mitmachen wollen; also nicht mehr nur Berater und Lehrer sein wollen. Solche Ideen ließen sich auf vielfältige Weise fortspinnen. Bei den Teilnehmern kommt es also nicht darauf an, dass sie in der einen oder anderen Technik versiert sind oder sich für talentiert halten. Vielmehr ist die Einstellung entscheidend, einen solchen Prozess der Gestaltung und größtmögliche Offenheit zuzulassen. Vielleicht ist auch ein Musiker dabei oder ein Schriftsteller. Alle arbeiten wegen des experimentellen Ansatzes in einem Raum, direkt in der KVD-Galerie.

Fraglich ist allerdings, ob die KVD und der Co-Organisator Dachauer Forum, der im Landkreis katholische Erwachsenenbildung betreibt, die geeigneten Worte dafür gefunden haben: "Kunstnetz - eine interdisziplinäre Projektwoche." Schlagworte solcher Art sind im Landkreis Dachau allmählich abgegriffen, weil überall von "vernetzen" geredet wird, "von Netzwerken" oder "Vernetzungen" beispielsweise als Zukunft der Kommunalpolitik. Beim näheren Hinsehen findet halt ein wenig Zusammenarbeit unter Vereinen und Kommunen statt.

Außerdem waren alle bisherigen Sommercamps der KVD in dem Sinne "Netzwerke". Das erste vor vier Jahren brachte geistig behinderte und nichtbehinderte Menschen über die Kunst zusammen. Danach folgten Kurse aus vielen unterschiedlichen Disziplinen - von der Malerei bis zum Film und zum menschlichen Körper. Schließlich wurde es vergangenes Jahr netzwerkmäßig international mit einem Workshop-Treffen von Künstlern aus zahlreichen Ländern einschließlich einer Ausstellung im Dachauer Schloss.

Was die drei Sommercamp-Leiterinnen und ihr männlicher Kollege tatsächlich fordern, ist der Mut zur maximalen Aufgeschlossenheit. Einen Mut, den die vier übrigens auch selbst aufbringen müssen. Deswegen ist dieses vierte Sommercamp so spannend und so herausfordernd. Wenn dieses Sommercamp erfolgreich ist, visualisierte sich die KVD selbst als interdisziplinäre Vereinigung.

Die Anmeldung für das 4. Sommercamp von Künstlervereinigung Dachau (KVD) und Dachauer Forum beginnt am Montag, 3. August, und geht bis Samstag, 7. August. Das Projekt endet mit einer gemeinsamen Ausstellung in der KVD-Galerie, die am Donnerstag, 13. August, eröffnet wird. Anmeldungen nur beim Dachauer Forum unter: www.dachau-forum.de.

© SZ vom 18.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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