Dachau:Im Klassenzimmer

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Eine Unterrichtsstunde mit Christine Eixenberger

Von Deborah PorteJoie

DachauKinder seien heute keine Kinder mehr, sondern "Humankapital". Die Kleinen sollen Schachmeister ihrer Altersklasse werden, an Golfturnieren teilnehmen und nebenbei vom deutsch-französisch-chinesischen Kindermädchen trilingual erzogen werden. Kein Wunder, dass so mancher eine "prophylaktische Fotzn" für die Kinder fordert. Die Stelle für Familienberatung, Gleichstellung und Inklusion des Landratsamtes Dachaus präsentiert zum Weltfrauentag den Auftritt der Kabarettistin Christine Eixenberger.

Eigentlich solle mehr als nur ein Tag im Jahr der Frau gewidmet werden, sagt sie. Aber bei diesem Hinweis bleibt es. Dann geht es in die Schule: in ihrem zweiten Solo-Programm "Lernbelästigung" berichtet die Grundschullehrerin aus ihrem Alltag mit übermotivierten Eltern und 20 Schülerinnen und Schülern, die mit einem Fuß im Sandkasten und mit dem anderen in der Pubertät stecken. Einmal Lehrerin, immer Lehrerin. Mit dem Klischee sielt Eixenberg, indem sich die Bühne und Zuschauerraum in ein Klassenzimmer verwandelt. Dann gibt es Fleißsticker für gute Mitarbeit im Publikum. Oder sie droht die Handys zu konfiszieren.

Für ihr darstellerisches Talent und die Imitationen ihrer Schüler erntet sie viel Applaus. Da ist der Theodor, der offiziell an ADHS leidet und eine Konzentrationsspanne von 15 Sekunden hat. Oder Basti, der ein bisschen verknallt in seine Lehrerin ist und ihr regelmäßig Hirnwurst aus der familieneigenen Metzgerei anbietet. Ihr Gesangstalent zeigt sie als Kultusministeriums-Hexe. "Bist du aus dem schönen Oberbayern und findest reisen doof, na wunderbar, du kommst nach Hof", singt sie über Lehrerversetzungen. In die Tiefen der Lokalpolitik taucht sie bei einer Exkursion in den Wald mit ihrer Schulklasse und dem Bürgermeister ein. Bei dem Käfer, den sie entdecken, handelt es sich garantiert nicht um einen geschützten. Sonst wäre der Bau eines Supermarkts und einer Autobahnzufahrt gefährdet. Den Zuschauern hat der Auftritt gefallen. Eixenberger auch: Das Publikum habe sie an diesem Abend getragen.

© SZ vom 10.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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