Dachau:Hochbetrieb in der Notaufnahme

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Ärzte am Amperklinikum behandeln reihenweise Patienten, die sich bei einem Sturz auf dem eisigen Boden verletzen

Von Christiane Bracht, Dachau

Blitzeis hat am Montagnachmittag und -abend Fußgängern und Autofahrern im Landkreis Dachau das Leben schwer gemacht. Wer nichts ahnend aus der Tür trat, lag oft ruckzuck auf der Straße. Manche hatten Glück, konnten sich festhalten und strauchelten nur. Man sah zwar das Schimmern der Lichter, das sich auf Asphalt und Kopfsteinpflaster widerspiegelte, aber die meisten vermuteten eher Nässe dahinter. Und so traf das Blitzeis an vielen Straßenecken die Leute trotz aller Warnungen des Wetterdienstes unvorbereitet. Die Notaufnahme der Dachauer Klinik hatte bis tief in die Nacht alle Hände voll zu tun. Die Patienten mussten teilweise sogar auf den Gängen vor den Behandlungszimmern liegen, weil die Kapazitäten nicht reichten, berichtet der Leitende Oberarzt Alexander von Freyburg. Statt vier oder fünf Ärzten waren am Montag teilweise bis zu acht Ärzte im Einsatz, manche mussten ihren Dienst sogar um bis zu fünf Stunden verlängern, um die Verletzten und Kranken behandeln zu können. Chirurgen standen über Mitternacht hinaus noch im OP, um komplizierte Knochenbrüche an Handgelenken, Armen, Hüften oder Unterschenkeln zu behandeln. Und auch am Dienstag reichte der Not-OP-Plan noch bis Mitternacht. Auch die Fahrer der Rettungswagen kamen während des Glatteises nicht zur Ruhe. "Die drei Parkplätze vor der Klinik waren immer belegt, manchmal standen sogar doppelt so viele Sankas dort", sagt von Freyburg.

Die Patienten waren aber keineswegs nur Senioren, auch wenn sie bei solchen Witterungen besonders gefährdet sind. Das Blitzeis hat auch viele jüngere Leute in die Notaufnahme gebracht. Am schlimmsten traf es einen 81-Jährigen, der im Hof seines Hauses stürzte und auf den Kopf fiel. Der Rettungshubschrauber musste ihn mit schweren Kopfverletzungen in die Ambulanz bringen. "Die Fallhöhe von 1,60 Meter reicht schon aus, um schwerwiegende Schädelfrakturen oder auch eine Hirnblutung auszulösen", erklärt von Freyburg. Er rät deshalb, bei Glatteis möglichst das Haus nicht zu verlassen. Wer seine Erledigungen nicht aufschieben kann, sollte feste Schuhe mit guten Sohlen anziehen, den Blick immer auf die Straße richten und im Pinguin-Gang, also mit den Füßen nach außen gedreht sich langsam vorwärtstasten, wenn möglich sollte man sich festhalten, wo es nur geht, etwa an Geländern, Gartenzäunen oder dem Auto des Nachbarn. "So kann man Stürze abfangen", sagt Freyburg. Für Senioren gibt es zudem noch Hüftprotektoren, die vor Oberschenkelhalsbrüchen schützen können. Sie sind auf jeden Fall eine Überlegung wert, denn derartige Frakturen können das Leben nicht nur deutlich einschränken, sondern die Lebenserwartung auch verkürzen.

Auch die Polizei meldet etwa 20 Glatteisunfälle, die zumeist aber eher glimpflich ausgegangen sind. Kleine Auffahrunfälle oder Autos, die gegen Poller gerutscht sind, waren dabei, die meisten in Dachau. "Vieles konnten wir telefonisch erledigen", erklärt die Sprecherin der Polizei. Nur einen 62-jährigen Porschefahrer traf es schlimmer. Er verlor in Oberweilbach die Kontrolle über sein Fahrzeug, schleuderte von der Straße, durchbrach einen Gartenzaun und kam schließlich an einer Hausmauer zum Stehen. Bei der Unfallaufnahme bemerkten die Beamten Alkoholgeruch, er hatte etwa ein Promille intus, deshalb musste er seinen Führerschein abgeben. Der Schaden, der bei dem Unfall entstanden ist, wird auf etwa 4000 Euro geschätzt.

© SZ vom 01.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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