Dachau:Gewerbegebiet im Grünen

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Vor allem den Firmen Maytec und NAT (im Hintergrund) soll eine Vergrößerung ihre Unternehmen ermöglicht werden. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Auf 2,8 Hektar städtischer Fläche an der Siemensstraße können sich nun ansässige Firmen vergrößern.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Das beschleunigte Verfahren, dass die Stadträte im Februar für das Gewerbegebiet an der Siemensstraße beschlossen, hat nun zu einem ersten Ergebnis geführt. Die Mitglieder im Bauausschuss haben den Vorentwurf für den Bebauungsplan gebilligt. Auf 2,8 Hektar städtischer Fläche wurde Gewerbegebiet ausgewiesen. Damit soll den ansässigen Firmen, vor allem der Aluminium-Systemtechnik-Firma Maytec, eine Vergrößerung ermöglicht werden. Die Stadt bangt sehr um ihre Gewerbeeinnahmen, die nicht ausreichen. Sie will nicht weitere Firmen verlieren, wie etwa das Unternehmen Thorlabs, das 2018 nach Bergkirchen übersiedelt.

Die Stadträte waren sich daher über den Entwurf weitgehend einig. Lediglich Grünen-Stadtrat Helmut Esch stimmte gegen das Vorhaben. Er meldete sich nicht zu Wort, erklärte aber bereits im Frühjahr, dass seine Fraktion "die Belange des Naturschutzes höher bewertet als wirtschaftliche Gründe". Nicht überzeugt war auch SPD-Stadtrat und Verkehrsreferent Volker Koch, der allerdings erklärte, es sei der Wunsch, seiner Fraktion, dem Vorhaben zuzustimmen.

Der Grünstreifen schrumpft

Koch ärgerte sich darüber, dass von ursprünglich 20 Metern Grünstreifen, die an der Schleißheimer Straße bestehen bleiben sollten, nun effektiv noch zehn übrig bleiben. Sie sollen von Bäumen bestanden sein. Weitere fünf Meter sind für Hecken und Sträucher vorgesehen, zwischen diesen sollen aber auch Parkplätze angelegt werden. Der CSU-Fraktion war der Grünstreifen nie so wichtig gewesen. "Es geht um siebenstellige Beträge für die Stadtkasse", sagt Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU). "Wir möchten, dass wenigstens Maytec hierbleibt." Auch Umweltreferentin Sabine Geißler (Bündnis) hatte in einem früheren Ausschuss bedauert, dass ein Stück Grün verloren geht, die Fraktion beuge sich ebenfalls lediglich dem Druck der benötigten Gewerbesteuer. Völlig zufrieden mit den Plänen zeigten sich hingegen der parteilose Stadtrat Wolfgang Moll und ÜB-Stadtrat Rainer Rösch.

Heftig protestiert hatte die Bürgerinitiative (BI) Grünzug, als die Pläne im vergangenen Jahr bekannt wurden. Statt einer ordentlichen Bürgerbeteiligung habe es nur eine Informationsveranstaltung gegeben, bei der die Dachauer vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, hatte Bruno Schachtner von der BI damals geklagt. Die BI hatte sogar eine Petition angestrengt, die Landratsamt und Landtag beschäftigten. Sie sehen die Fläche als Teil des Grünzugs zwischen Dachau und Karlsfeld und fürchten, dass irgendwann auch die Gebiete südlich der Schleißheimer Straße dran glauben müssen. Das würden allerdings laut derzeitigen Aussagen dann nicht nur die Grünen, sondern auch SPD und Bündnis ablehnen.

Mit der Erweiterung der Firma Maytec stellte sich zugleich die schwierige Frage nach der Verkehrsanbindung. Eine weitere Zu- und Abfahrt am Knoten Schleißheimer/Alte Römer und Bajuwarenstraße wollte dem Verkehrsknotenpunkt keiner zumuten. Nun soll das Gelände über eine L-förmige Straße mit einem Wendehammer erschlossen werden. Zufahrt soll gegenüber der Röntgenstraße von der Siemensstraße aus sein. Lieber wäre der Stadt eine Lösung mit einer U-Straße gewesen, die ins Gebiet hinein und etwa auf Höhe Newtonstraße wieder herausführt. Dem standen Interessen anderer Grundstückseigner entgegen.

Fahrradfahrer und Fußgänger können passieren

Für Fahrradfahrer und Fußgänger soll die Erschließungsstraße allerdings keine Sackgasse sein: Für sie führt der Weg weiter bis zum Kreuzung an der Schleißheimer Straße. Vom Bebauungsplan profitiert auch die Firma NAT, die seit Jahren versucht, das angrenzende Grundstück von der Stadt zu erwerben. Nun könnte der Kauf endlich gelingen.

Mittels Verkehrszählung war im Juli einen Tag lang erhoben worden, wie viele Autos derzeit an Wochentagen die Kreuzung in welche Richtung queren und es wurde anhand der Mitarbeiterzahl und den bisherigen Fahrten der Firma geschätzt, um wie viel sich der Verkehr erhöhen wurde. Fazit: Um gar nicht mal soviel gemessen daran, dass täglich mindestens 20 000 Fahrzeuge den Knotenpunkt queren. Zusätzlich sollen mit der aktuellen Lösung etwa 1300 Autos hinzu kommen. Vor einem Jahr waren frühere Zählungen und Prognosen erstmals im Ausschuss diskutiert worden. Damals ging man von einer anderen Erschließungsvariante und 1600 zusätzlichen Fahrzeugen auf der Straße aus. Schon vor einem Jahr waren sich die Stadträte einig, dass ein Ausbau der umliegenden Kreuzungen und Kreisverkehre nicht sinnvoll sei. Die Stadtverwaltung argumentierte, "Maßnahmen zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Straßen führen zu mehr Verkehr". Zudem verschlechterten sie die Bedingungen für Fußgänger und Fahrradfahrer. Einige S-Bahn-Pendler fahren mit dem Rad zu ihren Arbeitsplätzen in Dachau-Ost.

© SZ vom 04.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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