Dachau:Stadtrat einig über Veränderung der Münchner Straße

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Die Münchner Straße ist erweitertes Zentrum, Einkaufsstraße, Durchfahrtsachse, Unfallschwerpunkt - und Dauerthema im Stadtrat. (Foto: Toni Heigl)

Selbst der Kritik von Bürgern begegnen die Fraktionen mit Gelassenheit.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Die innere Münchner Straße in Dachau ist vielleicht die vielfältigste der Stadt: Sie ist erweitertes Zentrum, Einkaufsstraße, Durchfahrtsachse, Busstrecke, Schulweg, Unfallschwerpunkt - und ein Dauerthema im Dachauer Stadtrat. Egal, was zum Thema Münchner Straße beschlossen wird, es wird Proteste geben. Neu ist, dass die Fraktionen den Bürgerprotest geschlossen auf sich ziehen. In der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses beschlossen sie einstimmig, dass - befristet auf ein Jahr zur Probe - die Straße dreispurig werden soll, damit an beiden Seiten ein Radweg Platz hat. Das heißt, eigentlich beschlossen sie, dass die Verwaltung erst einmal einen Plan vorlegt, wie so eine Probemarkierung aussehen soll.

Die Reaktionen im Netz sind verheerend

Im sozialen Netzwerk Facebook fand das überhaupt niemand gut. Ein "massives Verkehrschaos" oder wenigstens mehr Stop-and-Go-Verkehr erwarten die einen, andere finden die Lösung für Radfahrer noch unsicherer als bisher. "Hirnrissig", schreibt ein anderer, "ist bestimmt ein Scherz", hofft eine Frau, von "Schmarrn" und "Quatsch" bis "konsequent bescheuert" reichen die Einschätzungen. Mancher Stadtrat versucht tapfer für die Position des Ausschusses einzutreten, aber überzeugen lässt sich kaum einer. Auch die Fraktionen erhalten Post, in denen ähnliche Sorgen laut werden. Bemerkenswert sind Stellungnahmen der FW-Mitglieder Markus Erhorn und Sebastian Leiß, die den Stadtrat für seine Entscheidung geißeln - weder Erhorn noch Leiß sitzen für die Freien Wähler im Stadtrat, wohl aber Robert Gasteiger, der ebenfalls für den Probelauf gestimmt hat. Die Münchner Straße funktioniere, so wie sie ist, schreiben Leiß und Erhorn. Eine Verengung führe zu Stau, für die Radfahrer würde nicht mehr Sicherheit erreicht.

Den Stadtpolitikern geben die Meinungen zwar zu denken, trotzdem herrscht eine seltene einmütige Gelassenheit und der Wille, den Dachauern einfach mal etwas zuzumuten. "Wenn man es nicht ausprobiert, kann man nicht wissen, ob es funktioniert", sagt Florian Schiller, Fraktionsvorsitzender der CSU. Die Dreispurigkeit an der Kreuzung mit der Bahnhof- und Schillerstraße habe erst einmal keiner gewollt. Heute zeige sich, dass es weniger Unfälle gibt als früher. Seine Fraktion hat schon verschiedene Positionen zum Thema Münchner Straße vertreten. Heute, sagt Schiller, sei klar, dass man dem "Thema Radfahren Rechnung tragen muss". Die vielen Nachrichten zum Thema, die auch das CSU-Büro erhalten hat, nimmt die Fraktion zwar zum Anlass, intern noch einmal über das Thema zu diskutieren. Doch, so sagt Schiller: "So, wie es jetzt ist, ist es auch nicht ideal." Seine Fraktion hält weiter an einer Nordostumgehung fest, sie soll helfen, die Innenstadt vom Verkehr zu entlasten.

SPD will mehr Aufenthaltsqualität

Während Schiller findet, die drei bis vier Prozent Entlastung, welche die Umgehung laut Studie bringen könnte, seien nicht zu vernachlässigen, sagt Grünen-Fraktionsvorsitzender Thomas Kreß: "Das zeigt, dass die Umgehungsstraße unnötig ist." Er findet, der Verkehr könne über Bahnhof- und Schillerstraße ausweichen. Bündnis und SPD sehen das ähnlich. Gute Bedingungen für den Autoverkehr zu schaffen, erzeuge mehr Autoverkehr, sagt Bündnis-Stadtrat Michael Eisenmann. "Wir müssen zukunftsträchtige Verkehre fördern." Sprich: Radfahrer. Eisenmann und Kreß verweisen auf Studien, nach denen Geschäfte, die gut zu Fuß und mit dem Fahrrad zu erreichen sind, mehr Umsatz machen. Diese Ansicht teilt auch Christa Keimerl, Fraktionsvorsitzende der SPD. "Je mehr Parkplätze, desto mehr Verkehr", sagt Keimerl und bezieht sich damit auf eine Studie, die kürzlich im Stadtrat vorgestellt wurde. Das Ziel der SPD für die Münchner Straße aber sei "mehr Aufenthaltsqualität".

Das Argument, man habe die Bürger nicht gefragt, prallt an den Stadtpolitikern ab. Die CSU hat vor anderthalb Jahren extra einen Bürgerinformationsabend zum Thema Münchner Straße im Drei Rosen veranstaltet, von der SPD heißt es, man habe mit den Geschäftsleuten gesprochen. Bündnis-Stadtrat Michael Eisenmann findet: "So eine Maßnahme rechtfertigt keine Bürgerbeteiligung." SPD-Fraktionsvorsitzende Christa Keimerl sagt: "Das ist eine Versuchsphase, die Bürger können wir danach immer noch befragen." Wenn man nämlich die Erfahrungen vergleichen könne. Keimerl erinnert daran, dass die Aufregung sich auf wenige hundert Meter bezieht, das Stück zwischen Kreuzung und Unterem Markt, bevor sich Richtung Brücke, die Straße schon wieder verenge. "Einen Versuch ist es wert", sagt sie - eine fraktionsübergreifende Meinung. Thomas Kreß beschreibt die neue Einigkeit so: "Es will sich keiner mehr gegen ein Umdenken in der Verkehrspolitik stemmen." Jetzt gilt es nur noch, die Bürger zu überzeugen.

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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