Dachau:Geliebte Inkonsequenz

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Den ein oder anderen Hänger verzeiht das Publikum dem Stuttgarter Fabian Schläper gern. (Foto: Toni Heigl)

Kabarettist Fabian Schläper wird in der Friedenskirche bejubelt.

Von Manuel Kronenberg, Dachau

Die Dame im schwarzen Kleid schnappt sich ein Schokoladenbonbon und nimmt es genüsslich in den Mund. Jetzt kann es losgehen. Sie setzt sich an den schwarzen Flügel und beginnt, eine schwungvolle Melodie zu spielen. Erst zu den Klängen der Musik betritt Fabian Schläper die Bühne im Gemeindesaal der Friedenskirche Dachau. Der Kabarettist aus Stuttgart hat sich in einen rot glänzenden Anzug geschmissen. Er eröffnet die Vorstellung mit dem Lied "Nie! Außer manchmal". So heißt auch sein Programm, das er zusammen mit der Pianistin Iris Kuhn am Freitag in Dachau aufführte.

Schläper besingt die Inkonsequenz: Nie, außer manchmal - betrügt er seine Frau, wird er von Schokolade verführt, trinkt er Alkohol. Wer so etwas singt, dem soll man nicht trauen, wie das Publikum gleich erfahren wird. Schläper unterbricht das Stück für eine kurze Ansage. Weil die Zuschauer sich ja durch den Schneesturm hierher gekämpft hätten, sagt Schläper, dürften sie sich jetzt zurücklehnen, und er verspricht: "Es gibt keine Mitmachteile!" Doch kaum hat er das Lied wieder angestimmt, hält er einer Dame aus der ersten Reihe das Mikrofon unter die Nase. Denn Mitmachteile gibt es bei Schläper eben nie, außer manchmal. Der Gag kommt an, spätestens jetzt hat Schläper das Publikum für sich gewonnen.

Ausverkaufte Friedenskirche

Organisiert wurde der Abend von der Gruppe Kleinkunstbühne Leierkasten. Mit Schläper haben die Veranstalter einen vielfach mit Kleinkunstpreisen ausgezeichneten Kabarettisten nach Dachau geholt. Sie können zufrieden sein, denn die Friedenskirche ist ausverkauft. Auch Schläper und Kuhn freuen sich darüber. Sie seien aus Stuttgart angereist und vier Stunden im Stau gestanden, wie der Kabarettist erzählt. Doch dafür habe es sich gelohnt.

Das Programm "Nie! Außer manchmal" gehört schon seit ein paar Jahren zu Schläpers Repertoire. Es geht um die Laster des Menschen, um Alkohol, Rauchen und um Schokolade - Schläper selbst bekundet, er sei Schokoholic. Mit viel Wortwitz und raffinierten Reimen bringt er die Leute zum Lachen. Aber ohne Iris Kuhn würde die Show nur halb so gut funktionieren. Sie ist brillant am Klavier - Schläper nennt sie auch liebevoll "pfälzische Tastenfachkraft". Gemeinsam zeigen sie: Ein Laster wie zum Beispiel das Rauchen kann auch seine guten Seiten haben (denn: "Wer mit dem Rauchen aufhört, muss nach dem Sex reden").

Kleine Gedächtnislücken

Aber obwohl das Programm nicht mehr neu ist und die beiden es schon mehrmals aufgeführt haben, vergisst Schläper auffällig oft seinen Text. "Das liegt daran, dass wir so lange im Stau standen", erklärt er. "Außerdem ist es unser erstes Konzert nach Weihnachten." Ist ja auch gar kein Problem, er weiß, wie er diese kleinen Patzer auffängt. Wenn er mal wieder seinen Reim vergessen hat, überbrückt er zusammen mit Kuhn die kleinen Pausen so charmant, dass man sich irgendwann nicht mehr sicher ist, ob das Ganze nicht vielleicht sogar geplant war.

Die Zuschauer nehmen es ihm nicht übel. Im Gegenteil. Am Ende können sie sich kaum noch halten. Das Duo kehrt dreimal auf die Bühne zurück, um Zugaben zu spielen. Nach knapp zwei Stunden Show sind sie dann aber ganz schön geschafft. Da hilft nur noch der Griff zum Schokoladenbonbon.

© SZ vom 18.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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