Dachau:Flüchtlinge spielen Theater

Lesezeit: 1 min

Die jungen Leute beginnen zu singen. Es sind Schlaflieder aus ihrer Heimat. Und schon führen Nicholas Hohmann und Rebecca Molinari die Jugendlichen auf die Bühne: Tasnem singt und klatscht im Takt. Alaa bekommt einen Schal in den Arm, der das Baby darstellt, dem das Schlaflied vorgesungen wird, und drei weitere Buben begleiten sie auf dem Gute-Nacht-Spaziergang. Das Baby will nicht schlafen, und jedesmal, wenn die Gruppe bei der singenden Tasnem angelangt ist, schüttelt Alaa verzweifelt den Kopf. Genervt will sie das Baby Tasnem in den Arm drücken. Aber siehe da, das Baby schläft. Majid wird mit einem entrüsteten "Pssst!" weg geschickt.

In ein völlig neues Land zu kommen und sich dort so schnell wie möglich zu integrieren - das ist für Flüchtlinge nicht einfach, denn neben Sprachbarrieren und einer fremden Kultur stoßen sie auf Desinteresse an der eignen Geschichte und Herkunft. Und dann sind da noch die Erinnerungen an die Heimat, an all das, was sie vermissen. Ein Langzeit-Theaterprojekt der Stadt Dachau und des Jugendzentrums in Dachau-Ost will die Integration auf künstlerische Weise fördern. Hohmann und Molinari haben eine Theatergruppe gegründet, die ähnlich wie ein Improvisationstheater funktioniert. Aus den Gesprächen entstehen Ideen, die in kleinen Szenen gespielt werden. So wie die tagtägliche Schlafgeschichte, wie sie alle Väter und Mütter auf der ganzen Welt kennen. Gemeinsam mit den beiden Profis verdichten 16 junge Flüchtlinge ihre Erlebnisse und Erfahrungen zu kleinen Szenen und Sketchen. All dies präsentieren sie erstmals öffentlich auf der Premiere am Donnerstag, 10. November, und am Freitag, 11. November, jeweils um 19 Uhr, im Jugendzentrum Dachau Ost, Ludwig- Ernst- Straße 2. Rebecca Molinari und Nicholas Hohmann sind begeistert dabei, machen den Jugendlichen vor, wie sie am besten spielen, und nehmen jeden Vorschlag an. Ganz ohne Sprachschwierigkeiten. Denn allein durch Mimik und Gestik und der langsamen Melodie des Liedes wird klar, was gerade auf der Bühne geschieht. Am Ende strahlt Nicholas Hohmann: "Das ist gekauft! Das nehmen wir mit!" Eintritt frei.

© SZ vom 10.11.2016 / KAMA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: