Dachau:Flanieren, Freunde treffen und feiern

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Die Lange Tafel macht die Münchner Straße zu einem Ort der interkulturelle Begegnung. Mehr als 12000 Menschen kommen zum größten Straßenfest in die Dachauer Innenstadt, um sich verwöhnen und unterhalten zu lassen

Von Renate Zauscher, Dachau

Schönstes Spätsommerwetter und dazu familiäres Straßenfest-Flair: Die Lange Tafel, die heuer bereits zum elften Mal in der Münchner Straße in Dachau veranstaltet wurde, ist auch diesmal wieder ein voller Erfolg gewesen. Zwischen 12 000 und 14 000 Menschen dürften es gewesen sein, so die Schätzungen der Organisatoren, die am Samstag von 11 Uhr vormittags an bis gegen Mitternacht hier gefeiert haben - untertags flanierend, speisend, schauend, und am Abend in Partystimmung bei fetziger Musik.

Ganze Familien, junge und ältere Paare oder Freundescliquen: Fast jeder Dachauer, der am vergangenen Samstag nicht verreist oder aus anderen Gründen verhindert war, dürfte bei der Langen Tafel mit dabei gewesen sein. An den Biertischen, die sich mehr als 600 Meter durch die Straße zogen, konnte man das mitgebrachte Picknick auspacken oder sich mit den Köstlichkeiten stärken, die an den vielen Ständen längs der Straße angeboten wurden. "Wir gehen die ganze Speisekarte durch", kündigte ein Dachauer Ehepaar an, das vor der Wahl zwischen saftigem Spanferkel, knackiger Bratwurst, verschiedenen Wraps und Döner-Variationen stand.

Wer es ganz entspannt haben wollte, konnte die vorbei flanierenden Menschen auch aus der Liegestuhlperspektive betrachten, ganz so, als spiele sich die Szenerie an einer gefragten mediterranen Location ab. "Das Straßenfest der Langen Tafel wird sehr gut angenommen", sagte eine junge Frau, die hier,einen Cocktail in der Hand, Platz genommen hatte: "Die Münchner Straße verkauft sich wirklich gut und macht Lust darauf, wieder herzukommen."

Ein Satz, der den Veranstaltern, den in der Münchner Straße ansässigen Einzelhändlern, bestätigt, wie erfolgreich ihr Konzept ist. "Das Beste ist, dass das hier eigentlich kein kommerzielles Fest ist", sagt Thomas Schächtl von der Event- und PR-Agentur "Schwebende Elefanten", welche die Veranstalter bei der Organisation der Langen Tafel unterstützt. Die Geschäftsleute, so Schächtl, wollten ihren Kunden "danke sagen". Sie hätten dieses Fest "mit viel Herzblut" organisiert, dessen Ziel die Belebung der für Dachau so wichtigen Einkaufsstraße sei. Und wer wissen wollte, was es in der Münchner Straße alles anzuschauen und zu kaufen gibt, brauchte nur an der großen Schnitzeljagd durch die Geschäfte teilnehmen, um zum gesuchten Lösungswort zu kommen. Oder sich ein Los kaufen, um bei der Tombola einen der vielen Gewinne einzuheimsen, den die Einzelhändler der Straße gespendet haben. Der Erlös der Tombola soll dem geplanten Kauf der neuen Weihnachtsbeleuchtung für die Münchner Straße zugutekommen.

"Schön ist es hier, sehr entspannt", sagte ein Familienvater, der mit Frau, zwei kleinen Kindern und der Schwiegermutter an einem der Biertische Platz genommen hat. Auch für die Kinder gebe es jede Menge Attraktionen, egal ob es die vielen Luftballons seien, die "bunten Menschen", oder die Trommler der Percussion -Gruppe "Go Brasil", fand er. Viel Lob, egal ob von jüngeren oder älteren Besuchern, bekamen auch die Tänzerinnen der Samba-Gruppe, die auf einer der insgesamt drei Bühnen auftraten.

Ein wichtiges Element des Festes war natürlich die Musik. Aus Italien waren zwei Jugend-Bands angereist, das "Orchestra dei Giovani" aus Ravenna und die Gruppe "Lateral Blast" aus Rom. Die aus der Dachauer Knabenkapelle entstandene Big Band Dachau hatte sie bei ihrer Italien- Tournee im Vorjahr kennengelernt und zu diesem besonderen Anlass nach Dachau eingeladen. Am Abend standen zuletzt alle drei Formationen gemeinsam auf der Bühne und musizierten, was das Zeug hielt. "Ganz schön laut", sagte einer über den gemeinsamen Auftritt der gut 50 Akteure, andere empfanden die Mischung aus Techno und Funk, Rock und Pop als etwas zu "jazz-lastig" und nicht ganz so überzeugend wie die Musik im Vorjahr. Wieder andere waren begeistert. Egal, rund um die Bühne herrschte zu vorgerückter Stunde jedenfalls eine ausgelassene und von Tom Jahn, dem Leiter der Big Band, angefeuerte Partystimmung: Es wurde getanzt, geklatscht und gefeiert, was eine Festbesucherin als "interkulturelle Begegnung" bezeichnete. Genau darauf komme es doch an: dass Menschen sich treffen, aktiv mit dabei sind und großen Spaß dabei haben.

© SZ vom 12.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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