Dachau:Ein weiter Weg

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Die Diskussion über die Münchner Straße wird seit mehr als 20 Jahren geführt. Eine Chronik

Von Petra Schafflik

Die Verkehrssituation in der Münchner Straße, eine der unfallträchtigsten Strecken in der Stadt, ist dringend verbesserungsbedürftig. Im Stadtrat herrscht darüber schon lange Konsens. Aber auch wenn einzelne Verbesserungsvorschläge geprüft und Umbaukonzepte entwickelt wurden: Passiert ist bis auf wenige, punktuelle Maßnahmen nichts. Immer wieder wurden Planungen aus Geldmangel, mit Rücksicht auf die Parkplätze und Sorge um den Verkehrsfluss verworfen. Eine Chronik in Auszügen.

1993

Das Bauamt lässt den Umbau der inneren Münchner Straße mit beidseitigen Radwegen, breiten Gehwegen und mehr Grün planen. Diese "Boulevard-Lösung" findet im Bauausschuss keine Unterstützung.

Januar 1994

Mehr Sicherheit für Radfahrer ohne Verlust von Parkplätzen und Bäumen soll ein Konzept mit beidseitigen Radwegen direkt neben den Gehwegen bringen. Diese "kleine Variante" wird wegen hoher Kosten verworfen.

Juni 1998

Beim Aktionstag "mobil ohne Auto" wird die Münchner Straße einen Sonntag lang auf zwei Fahrspuren verengt. Den Bürgern gefällt's, doch Konsequenzen hat das Event nicht. Alle Stadtpolitiker sind sich zwar einig, dass die Münchner Straße attraktiver und verkehrssicherer werden müsste. Aber Ideen will man zunächst in einem Stadtentwicklungsplan zusammenführen.

April 1999

An der Einmündung von Anton-Hechtl- und Johann-Pflügler-Straße in die Münchner Straße werden Linksabbiegespuren mit Mittelinseln geschaffen. Ziel ist ein besserer Verkehrsfluss und mehr Sicherheit für Fußgänger.

November 2002

Wieder einmal wird im Bauausschuss über die Münchner Straße diskutiert und beschlossen, die vorliegenden Einzelideen in einem Gesamtkonzept zusammenzufassen.

Januar 2004

Ein seit Ende der Neunzigerjahre geplanter Umbau der äußeren Münchner Straße (von der Kreuzung Bahnhofsstraße bis zur Unterführung), der Mittelinseln und Radwege vorsieht, wird erneut im Bauausschuss intensiv diskutiert und wegen der Kosten erneut vertagt.

August 2007

Nachdem ein Konzept zum umfassenden Umbau der äußeren Münchner Straße weiter am Widerstand der CSU scheitert, die keine Parkplätze opfern möchte, wird nun eine Fußgängerampel am Ärztehaus in Betrieb genommen. Ende 2006 war dort ein Rentner beim Überqueren der Fahrbahn ums Leben gekommen.

April 2008

Ein erneuter Vorstoß von Bauamtsleiter Michael Simon, die Münchner Straße als zentrales Thema in die integrative Stadtentwicklung aufzunehmen, scheitert im Ausschuss. CSU und ÜB sind dagegen, weil sie eine Debatte über den innerstädtischen Brennpunkt für verfrüht halten. Erst will man abwarten, welche Auswirkungen eine Nord-Ost-Umgehung auf den innerstädtischen Verkehr hat.

Oktober 2010

Die Kreuzung Schiller-/Bahnhof-/ Münchner-Straße, ein Unfallschwerpunkt, wird durch geänderte Markierung neu aufgeteilt: Es gibt nun nur noch drei Fahrspuren. Dadurch entsteht Raum für separate Radfahrstreifen in beiden Richtungen. Was der Radfahrerclub ADFC als "Meilenstein" begrüßt und laut Statistik der Polizei die Unfallzahlen senkt, verursacht erhebliche Aufregung bei den Bürgern.

Oktober 2012

Im Bauausschuss wird ein Vorschlag zum Umbau der inneren Münchner Straße diskutiert, den das Bauamt aus einem Antrag von Stadträtin Elisabeth Schilhabel (fraktionslos) entwickelt hat. Kernpunkte: Neben beidseitigen Radstreifen nur eine Fahrbahn in jede Richtung plus Mittelstreifen mit Abbiegespuren und Querungsinseln. Der Vorschlag wird vertagt. Ein Runder Tisch, der nach dem Willen der Stadträte vor einer Planung mit allen Beteiligten Optionen ausloten soll, kommt nie zustande. Das Projekt "Münchner Straße" wird bei den Haushaltsberatungen aus Kostengründen erneut auf unbestimmte Zeit verschoben.

Februar 2015

Ein Konzept für den Umbau der Münchner Straße mit nur mehr drei Fahrbahnen und beidseitigen Radspuren findet im Umwelt- und Verkehrsausschuss jetzt Unterstützung. Die Auswirkungen auf den Verkehrsalltag sollen aber zunächst per Simulation überprüft werden.

Februar 2016

Der Bau einer Querungsinsel bei der Candisserie wird beschlossen. Weil die vom Stadtrat gewünschte Verkehrssimulation 100 000 Euro kosten würde, soll die Vision einer dreispurigen Münchner Straße im Praxistest überprüft werden, was nur 10 000 Euro kostet. Das Bauamt wird beauftragt, einen Markierungsplan auszuarbeiten.

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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