Dachau:Ein großes Herz

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Ehemalige Stadträtin Sibylle Weigert ist tot

Als Anfang Oktober im Bürgertreff Dachau Ost die Ausstellung "Alle mal zugezogen" eröffnete, war Sibylle Weigert dabei - mit ihrer Biografie, mit ihrem Engagement, mit ganzem Herzen. Die Mitarbeit am Projekt Soziale Stadt Dachau-Ost war für Sibylle Weigert eine unter sehr vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten, doch es war vielleicht ihre persönlichste. Geboren und aufgewachsen im Durchgangslager Dachau-Ost als Tochter von Flüchtlingen aus Südmähren, verbringt Sibylle Weigert ihr ganzes Leben in dem neu entstehenden Stadtteil. Als Kind erlebt sie die Auflösung der Baracken und den Bau der neuen Häuser und Straßen mit, die nach den Heimatorten der Vertriebenen benannt werden. Den Sinn für das Soziale und die Tatkraft übernimmt sie von den Eltern. Wie ihre Mutter geht Weigert für die SPD in den Stadtrat, nach Ende der Legislaturperiode tritt sie 1990 aus der SPD aus. Doch ihr Herz schlägt immer links, wie ihr jahrzehntelanger Wegbegleiter Dieter Moser sagt. "Aufgeschlossen und immer engagiert" behält er sie in Erinnerung. "Sie kämpfte immer auf der Seite der Benachteiligten", sagt ihre langjährige Freundin Birgit Lang. Weigert ist Mitglied in der IG Metall und im Betriebsrat ihres Arbeitgebers MTU, außerdem in der AWO und im Mieterverein. Als das Projekt Soziale Stadt abgeschlossen ist, sucht sie sich eine neue Aufgabe. Für längere Zeit verlassen hat Weigert ihre Heimatstadt nur als Jugendliche, als sie ihren Schwestern folgen und in die USA auswandern wollte. Sie kehrte zurück, die Sehnsucht zu dem Land blieb, regelmäßig flog sie über den Atlantik. Unerwartet starb Sibylle Weigert in der Nacht von Freitag auf Samstag an einem Herzinfarkt. Sie wurde 62 Jahre alt.

© SZ vom 01.12.2015 / vgr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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