Dachau:Ein Bündnis gegen die Ostumfahrung

Lesezeit: 2 min

BN-Kreisvorsitzender Roderich Zauscher, Bauernsprecher Simon Sedlmair und Josef Faber vom Magdalenenhof pflanzen ein Linde. (Foto: Niels Jørgensen)

Naturschützer und Landwirte schließen sich bei einer Protestaktion gegen das Straßenbauprojekt in Dachau zusammen. Sprecher des Bauernverbandes kritisiert in scharfen Worten Landrat Stefan Löwl.

Von Helmut Zeller, Dachau

Da kommt auf die Befürworter der Ostumfahrung im Dachauer Stadtrat und Kreistag einiges zu: Dass der Bund Naturschutz (BN) das Straßenbauprojekt verhindern will, ist bekannt. Am Sonntag aber kam es in dieser Frage zum Schulterschluss mit dem Bauernverband im Landkreis. Simon Sedlmair, stellvertretender Kreisobmann und Schwabhausener Gemeinderat (FWS), machte in ungewöhnlich deutlicher Form klar, dass die Landwirtschaft das Projekt ablehnt, und schickte gleich scharfe Kritik an Landrat Stefan Löwl (CSU) hinterher. Die Naturschützer pflanzten am Nachmittag eine Linde auf der geplanten Trasse für die Ostumfahrung von Dachau. Zu der Protestveranstaltung vor dem Magdalenenhof am Hörhammermoos kamen ungefähr 200 Teilnehmer aus Dachau, Karlsfeld und Umgebung.

"Die Linde ist ein besonders langlebiger Baum", erklärte BN-Kreisvorsitzender Roderich Zauscher. Er hoffe, dass der Wappenbaum des Bundes Naturschutz auch nach Jahrhunderten noch hier, am Eingang zum Pferdehof der Familie Faber, stehen werde. Die geplante sieben Kilometer lange Umgehungsstraße lehnen die Naturschützer als ein verkehrspolitisch "unsinniges" Vorhaben ab. Sie berufen sich dabei unter anderem auf eine Prognose, die Verkehrsplaner vor einigen Jahren erstellt haben: Demnach würde die Straße eine Verkehrsentlastung von lediglich drei Prozent für die Stadt Dachau bringen. Genau diese Angabe ist Landrat Löwl zufolge aber falsch, da sie von falschen Voraussetzungen ausgeht. Löwl hat in der Vergangenheit für, wie er sagte, eine Versachlichung der Debatte geworben. Zunächst aber musste er am Sonntag viel Kritik einstecken - nicht von den Naturschützern, sondern von dem Sprecher der Bauern im Landkreis.

Simon Sedlmair aus Puchschlagen erklärte: "Ich finde es sehr schade, dass von unseren vier Landräten heute keiner gekommen ist." Die Wichtigkeit der Sache sei wohl noch nicht in allen Köpfen angekommen. Der stellvertretende Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes teilt die BN-Kritik: "Jeder redet davon, dass der Flächenverbrauch nach unten gehen muss und dass es so wie bisher nicht weitergehen kann." Würde die Umgehungsstraße gebaut, dann würden wertvolle landwirtschaftliche Flächen zerschnitten. Die Restflächen beiderseits der Trasse könne man nur schwierig bestellen. Er, so Sedlmair, verstehe nicht, wieso in diesem Fall wichtige FFH-Flächen einfach verlagert werden könnten, während die Landwirtschaft in solchen Fällen mit strengen Auflagen zu kämpfen habe.

Im übrigen geht es nicht nur um die Verkehrsentlastung von Dachau: "Insgeheim weiß jeder, dass auch die Umgehung von Hebertshausen geplant ist", sagte Sedlmair. Auch Marion Matura-Schwarz, Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Karlsfeld, hält die Schaffung zusätzlicher Gewerbeflächen der Stadt für den wahren Grund der Planung. Die Karlsfelder ÖDP-Kreisrätin Mechtild Hofer warnte vor dem steigenden Flächenverbrauch - und das auch noch im Jahr des "Flächensparens" in Bayern.

Ludwig Wilhelm vom Landesverband für Vogelschutz (LBV) erklärte: "Für mich ist es unerträglich, dass in Salamischeibchentaktik immer noch mehr Natur zerstört wird." Der Rückgang gerade von Wiesenbrütern wie Kiebitz oder Brachvogel sei dramatisch. Die Kritiker befürchten, dass wichtige Naherholungsgebiete verloren gehen, der Bannwald im Hebertshausener Moos sei ebenso gefährdet wie das FFH-Gebiet am Saubach. Bedroht sei auch das Projekt "Neues Leben im Dachauer Moos". Pflanzen und Tiere wie die geschützte Helmazurjungfer könnten nicht einfach umgesiedelt werden, sagte Matura-Schwarz.

Josef Faber, Besitzer des Magdalenenhofs, sagte: "Es geht um die Existenz unseres Betriebs." Gefährdet sei auch die Jugendarbeit, die er mit seinem Reiterhof aufgebaut habe. Die Gegner sind jedoch optimistisch: Faber ist nur einer der Landwirte, die mit dem BN gegen die Straße vor Gericht klagen wollen.

© SZ vom 20.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: